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Bibel-Flash
Samuel
gesendet am 14.03.2004 von Gerhard Marsing
 

Wenn wir an berühmte Personen der Bibel denken, denken wir mit Sicherheit nicht zuerst an ihn. Da fallen uns viele Personen des neuen und des alten Testaments ein. Aber er war einer der ganz wichtigen in der Geschichte des Volkes Israel. Wir schreiben in etwa das Jahr 1060 vor Christus und es geht um Samuel.

Samuel, Sohn von Elkana und Hanna, ist ein Levit. Seine Mutter, die viele Jahre keine Kinder bekommen konnte und erst nach dem Besuch des Tempels und nach einem Zuspruch des Hohenpriester Eli schwanger wurde, weihte ihn dem Herrn und brachte ihn nach Silo zum Hohenpriester. Unter dessen Aufsicht diente er dort dem Herrn und wuchs im Heiligtum auf. Gott offenbarte sich ihm und kündigte ihm das Gericht über Elis Haus wegen der Gottlosigkeit seiner Söhne an.

In Elis Familie ist wirklich der Wurm. Die beiden Söhne des Oberpriesters sind ausgesprochene Taugenichtse. Sie kümmern sich einen Dreck um Sitte und Ordnung. Bringen Fromme ein schönes, leckeres Fleischopfer, fischen sie sich die besten Stücke heraus und verzehren sie ohne Gewissensbisse. Aber damit nicht genug. Ihre restliche Freizeit verbringen sie wahllos mit allen möglichen Frauen. Sie machen sich nicht mal die Mühe, verschwiegene Örtchen aufzusuchen, sie treiben es angesichts der Stiftshütte.

Samuel, inzwischen herangewachsen, schweigt zu all dem. Doch auch ohne sein Zutun kommt dem Oberpriester Eli der üble Leumund seiner Söhne zu Ohren. „Nicht doch, Junge“, sagt er dann wohl zu ihnen, „tut doch nicht solch garstige Dinge“. Mehr unternimmt er nicht. Er ist den beiden Tunichtguten nicht gewachsen.

Mit umso größerem Wohlgefallen bemerkt er, wie vorteilhaft sich der Priesterschüler Samuel entwickelt. Und hübsch sieht er aus. Jedes mal wenn seine Mutter, die inzwischen drei weitere Söhne und zwei Mädels bekommen hat, zum Jahresopfer eintrudelt, bringt sie ihrem Samuel etwas zum Anziehen mit.

Eines Nachts, Samuel hat sich vor der Bundeslade zum Schlafen niedergelegt, hört er einen Ruf: Samuel, Samuel! Sofort steht er auf und läuft zu Eli. Ja, was gibt's, Herr Oberpriester? Was es gibt? Nichts gibt's. Du hast geträumt, mein Junge. Marsch, zurück in die Heia! Kaum hat sich Samuel wieder niedergelegt, hört er erneut seinen Namen. Aber auch diesmal will Eli ihn nicht gerufen haben. Dieses Spielchen wiederholt sich noch ein drittes Mal.

Da rät Eli ihm, sich beim nächsten Anruf mit seinem Namen zu melden. Vielleicht ist es ein Gespräch von Gott persönlich. Früher hat er mit unsereinem engen Kontakt gehalten.

Der halbblinde Greis hat recht. Als wieder Samuels Name ertönt und er sich sprechbereit meldet, hört er tatsächlich Gottes Stimme: Hallo, Sammy! Hör mir gut zu, denn ich werde Israel für deine Karriere vorbereiten, indem ich das Haus Eli schlichtweg auslösche.

„Bitte nein“, flüstert Samuel verstört. Der Eli ist wie ein Vater zu mir.

Zu dir vielleicht! Zu seinen Söhnen aber nicht. Er weiß seit Jahren, was das für kriminelle Burschen sind, aber was tut er dagegen? Nichts! Ich wollte dich nur informieren, damit du, wenn es soweit ist, nicht an mir irre wirst.

In dieser Nacht bekommt Samuel kein Auge zu. Am nächsten Morgen stellt Eli ihn zur Rede. „Was hat er gesagt?“ fragt er. „Keine Ausflüchte bitte! Sonst soll dich der Schlag treffen“. „Auf deine Verantwortung!“ sagt Samuel und berichtet wortgetreu, was Gott zu ihm gesagt hat.

Der alte Eli krault lange seinen noch längeren Bart. Dann seufzt er: Was soll ich dazu sagen? Gott muss wissen, was er tut. Ich kann mich nur dreinfügen ...

 

Samuel wurde zum Propheten berufen in einer Zeit, als eine Botschaft vom Herrn etwas Seltenes im Lande Israel war. Zugleich wurde Samuel der letzte Richter, der Israel 20 Jahre nach der großen Niederlage von Eben Ezer und dem Verlust der Bundeslade von den Philistern befreite.

Als der Geschundenen Klage immer lauter zum Himmel gellt, schaltet Samuel sich vermittelnd ein. Er ruft die Abgeordneten aller israelitischen Stämme nach Rama, wo er der meistens als Reisender in Sachen Seelsorge, sozusagen, unterwegs ist sein Domizil aufgeschlagen hat.

Seine Rede an die Volksvertreter ist kurz und unmissverständlich: Schmeißt die Astarten und Baale aus den Tempeln und glaubt allein an die Allgewalt Gottes, dann wird er euch erretten. Auch aus der Hand der Philister. Der augenblickliche Religionsmischmasch ist ja widernatürlich! Niemand kann zwei Herren dienen!

Die Israels kommen der Aufforderung nach. Ein großes Saubermachen hebt an, ein Aufräumen ohnegleichen. Tagelang brennen in den Dörfern und Städten die teilweise grob pornographisch gestalteten Holzfiguren der Astarte. Nachts leuchten die Feuer weit über Land. Als sich eines Tages alle Israels in Mizpa versammelt haben, um ihren Propheten Samuel reden und beten zu hören, wollen die Philister die Gelegenheit zu einem Vergeltungsschlag benutzen. Sammy, ohnehin gerade beim Zwiegespräch mit Gott, bittet um dessen Unterstützung.

Gemacht! sagt dieser daraufhin. Wie ich sehe, seid ihr zur Vernunft gekommen und glaubt wieder an mich. Ich werde die Philister zuerst kräftig erschrecken, dann dürft ihr sie in die Mangel nehmen.

Kurz darauf braut sich über den Köpfen der anrückenden Philistertruppen ein Unwetter zusammen. Da sind die Philister bedient. Wer von ihnen noch irgendwie krebsen kann, flieht rückwärts. Nur fort von hier!

Die Israels haben leichtes Spiel, als sie sich an die Verfolgung machen. Sie jagen ihre Unterdrücker aus dem Land und erobern ihre Städte zurück. Von Ekron bis Gath. In der Nähe von Mizpa errichtet Samuel aus Dankbarkeit seinem Gott ein Denkmal aus Stein.


 

Als Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne Joel und Abia als Richter ein.

Fragt sich nur wie. Beide Sprösslinge sind korrupt bis zum Gehtnichtmehr. Wer sie gut schmiert, kriegt von ihnen viel Recht. Folglich verlieren die ärmeren Leute jeden Prozess.

Als die Willkür der beiden Richter nicht mehr mit anzusehen ist, machen sich ein paar Delegierte auf den Weg zum alten Samuel nach Rama. Verehrter Samuel, beginnen sie, wie schön, dass du in deinem Alter noch so rüstig und gerecht bist! Leider sind letzteres deine beiden Söhne nicht. Sie beugen das Recht und sahnen ab. Deshalb bitten wir dich, gib uns, bevor du das Zeitliche segnest, einen König, wie ihn andere Völker auch haben.

Samuel blickt die Volksvertreter traurig an. Eine Monarchie wollten sie. Bevor er sich entscheidet, trägt er Gott das Ansinnen der Leute vor. Was soll ich tun? fragt er müde.

Doch Gott sagt: Tu was sie verlangen. Sie wollen ja nicht dich absetzen, sondern ich bin es, dem sie mal wieder indirekt den Laufpass geben. Es ist immer dasselbe mit ihnen. Seit ich sie aus Ägypten geführt habe, versuchen sie in schöner Regelmäßigkeit, mich abzuservieren, um anderen Göttern nachzutaufen. Nun gut, lassen wir ihnen ihren Willen. Du darfst bloß nicht vergessen, ihnen recht deutlich zu sagen, was eine Monarchie altes mit sich bringt. Notier mal!

Als Samuel am nächsten Tag die Volksvertreter empfängt, zählt er eine ganze Litanei auf: Bevor ich zu eurem Königsbegehren Stellung nehme, mache ich euch auf die möglichen Folgen aufmerksam!

Ein König hat das absolute Recht, euch zu Söldnern und Lakaien zu machen; eure Frauen und Töchter entsprechend zu Dienstboten. Desgleichen müsst ihr den zehnten Teil eurer Ernte abliefern. Auch, dass er sich an eurem Vieh bereichert und euch anbrüllt, wenn ihr nicht spurt. So ein König ist ein teueres Vergnügen, ein Luxus, den sich nicht jedes Volk leisten kann. Ihr werdet noch mal auf den Knien gekrochen kommen und Gott bitten, euren König zum Abdanken zu zwingen. Da wird er euch was husten! Samuel redet und redet, aber die Männer sind nicht zu überzeugen. Sie wollen partout einen König und verteidigen ihren Wunschtraum wie bockige Kinder. Na schön, dann werde ich nach was Passendem suchen. Aber gebt mir hinterher nicht die Schuld, wenn euch vor lauter Steuern schwarz vor Augen wird. So´n König haust nicht in ´ner baufälligen Sozialwohnung wie ich! Damit schickt er die angehenden Monarchisten nach Hause. Sie sollen schon mal fleißig sparen.

Bald darauf salbte er Saul zu König und die Krönung wurde alsbald durchgeführt. Doch Sauls Ungehorsam führte zu seiner Verwerfung durch den Herrn, die Samuel ihm ankündigen musste. Danach erhielt er den Auftrag, David im Geheimen an Sauls Stelle zum König zu salben. Obwohl Samuel um Saul trauerte, kannte er nur eins, den Gehorsam gegenüber dem Willen des Herrn. Unnachsichtig und unbestechlich in seinem Wirken als Richter hat er das Volk aus den Verwahrlosungen der Richterzeit zu Gottes Ordnungen zurückgerufen. Man respektierte ihn und seine Botschaft, weil er Gottes Gericht zu verkündigen hatte und jedes seiner Worte eintraf. Er gilt als der erste der Propheten, deren Reihe nach ihm nicht wieder abbricht.

Samuel starb in der Zeit, als David vor Saul floh, und wurde in seinem Hause in Rama begraben.

Gerhard Marsing