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Josia

gesendet am 25. April 2004
von Dr. Hans Frisch
 

Harmageddon- dieser Name dürfte vielen bekannt sein, "der Hügel von Megiddo". Er spukt durch Filme, Bücher, Computerspiele und steht für eine große apokalyptische Schlacht in der Zukunft.

Vor 2.600 Jahren kam es dort bei Megiddo zu einer kurzen, kleinen Schlacht - der ägyptische Pharao Necho wollte mit seinem Heer nach Norden ziehen, um den Assyrern gegen Babylon beizustehen, und der jüdische König Josia stellte sich ihm entgegen an dieser Engstelle. "Aber Necho tötete ihn in Megiddo als er ihn sah" - so knapp beschreibt das Buch der Könige diese Schlacht und das Ende eines großen Königs.

"Der Name des Josia ist wie ein edles Räucherwerk aus der Apotheke;
er ist süß wie Honig im Munde und wie ein Saitenspiel beim Wein."

So huldigt das Buch des Sirach vier Jahrhunderte später diesen Herrscher und begründet dies: "Er war dazu ausersehen, das Volk zu bekehren und die Gräuel der Abgötterei zu beseitigen. Er richtete sein Herz auf den Herrn und stellte den rechten Gottesdienst wieder her, als das Land voll Abgötterei war."

Tatsächlich ist das seine Lebensleistung gewesen. Als er acht Jahre war, da wurde sein Vater, der König Ammon, bei einer Verschwörung getötet. Das Volk lynchte die Verschwörer und setzte den Knaben auf den Thron, und der erwies sich als würdig.

Seinem Urgroßvater Hiskia und dessen Vorfahren David wollte er nacheifern, schon mit 16 Jahren. Bald machte er Ernst damit: im ganzen Land und auch im Tempel von Jerusalem waren Altäre und Standbilder von fremden Göttern aufgestellt, und eine große Priesterschaft bediente hier die religiösen Bedürfnisse des Volkes. Josia beseitigte sie - die Altäre und die Priester. Den Tempel ließ er restaurieren, seit 50 Jahren war der vernachlässigt und entweiht.

Da geschah das, was Josias Ruhm begründet: Bei den Arbeiten im Tempel wurde das Buch des mosaischen Gesetzes wieder gefunden; der König ließ es sich vorlesen und war erschüttert, wie weit das Volk von seiner göttlichen Bestimmung abgewichen war. Er rief die Führer des Volkes und die Einwohner Jerusalems im Tempel zusammen, ließ das Gesetz vorlesen - und alle traten neu ein in den Bund, den Gott damals am Sinai mit Israel geschlossen hatte. Der Tempel wurde endgültig von allem Fremden gereinigt und endlich wurde wieder ein richtiges Passahfest in Jerusalem gefeiert. Man nennt dieses Ereignis die "Reform des Josia". Doch war ihr keine lange Dauer beschieden!

Als der König mit 38 Jahren gefallen war, da wird über seinen Nachfolger wieder berichtet, wie bei den meisten anderen Königen: "Er tat, was Gott missfiel." Der Götzendienst hielt wieder Einzug im Land, und trotz der Mahnungen des Propheten Jeremia blieben Volk und Herrscher dabei, bis die Katastrophe hereinbrach: Babylon eroberte und zerstörte Jerusalem, der Tempel lag in Trümmern, dass Volk wurde in die babylonische Gefangenschaft geführt.

"An den Wassern von Babel saßen wir und weinten" schreibt der Psalmist von dieser Zeit. Doch hier erinnerte sich das Volk an Josia, an den Ernst und die Klarheit der Gottesdienste im Tempel und an die Mahnungen und Drohungen des Propheten Jeremia, der das Gericht Gottes angekündigt hatte. Und sie erkannten ihre Schuld, bekehrten sich zu ihrem Gott, taten Buße und das Volk der Juden überlebte das Exil, es behielt seinen Glauben, bekam die Heimkehr und einen Neuanfang geschenkt. Es hat seine Bestimmung für die Welt getragen, erduldet und erfüllt bis heute.

Ohne Josia und seine Reform kurz vor der Katastrophe wäre die Geschichte der Juden wohl zu Ende gegangen dort in Babylon, die Schriften des Alten Testaments wären verschollen oder nicht entstanden, den späteren Nachkommen Josias, Jesus von Nazareth, hätte es nicht gegeben, ein christliches Abendland wäre nicht entstanden, die ganze Weltgeschichte wäre anders verlaufen.

Auch die heutige Sendung im Radio AREF würde nicht stattfinden. Ich glaube der Schreiber des Buches Sirach hatte nicht übertrieben: "Der Name des Josia ist wie ein edles Räucherwerk aus der Apotheke; er ist süß wie Honig im Munde und wie ein Saitenspiel beim Wein."

Dr. Hans Frisch

nachzulesen im Buch 2.Könige Kapitel 22 - 23 der Bibel