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Jeremia

gesendet am 15. Februar 2004
von Dr. Hans Frisch
 

Das Alte Testament berichtet von vielen Katastrophen in der Geschichte Israels - die größte war die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und die babylonische Gefangenschaft. Jeremia ist der Prophet dieser Katastrophe. 39 Jahre lang war er im Amt, in das ihn Gott berufen hatte.

"Du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen" so wirft er Gott vor. Er verflucht nicht nur den Tag seiner Berufung sondern sogar den Tag seiner Geburt - denn es ist ein furchtbares Amt.

Angefangen hatte es ganz gut - der junge König Josia hatte den Götzendienst in Juda abgeschafft, hatte den Tempel reinigen lassen und den Bund mit Gott erneuert. Die klaren Worte des Propheten waren ihm da bestimmt eine Hilfe im Kampf gegen die Götzenpriesterschaft. Doch 12 Jahre später fällt Josia. Unter seinem Nachfolger geht das Treiben auf den Höhenheiligtümern und an den Götzenaltären wieder weiter, und Jeremia hat den Auftrag, das Gericht anzukündigen. Es sind starke Worte und eindrucksvolle Bilder, doch er wird nur verspottet, verachtet und verfolgt - sogar zum Tode wird er verurteilt, ein Freund in der Regierung kann ihn retten. Doch er kann nicht aufhören mit seinem Reden, das Gott ihm eingibt.

Eigentlich brauchte man kein Prophet zu sein, um die nahende Katastrophe zu sehen: Babylon war die neue Weltmacht im Osten - Ägypten blieb die alte Weltmacht im Westen. Das musste zum Konflikt kommen, und das gewaltige Babylon mit dem großen Nebukadnezar hatte die Assyrer überwunden und den Ägyptern schon Niederlagen bereitet. Juda war ein Vasallenstaat Babylons.

Wahrscheinlich hatte Ägypten die Führer bestochen - sie brechen den Vasallenvertrag. Das erste Strafgericht Nebukadnezars fiel relativ mild aus. Jeremia redet, warnt, droht im Auftrag Gottes, es hilft nichts. Wieder fällt der König von Nebukadnezar ab, und dann kommt das angedrohte Gericht. Jerusalem liegt in Trümmern, der Tempel ist zerstört und das Volk, hauptsächlich die Elite - Handwerker, Händler, Beamten - wird nach Babylon deportiert. Im Gepäck haben sie die Schriftrolle mit den Reden des Jeremia, sein Schreiber Baruch hatte sie aufgeschrieben.

Jetzt erst merkte das Volk, dass Jeremia im Auftrag Gottes geredet hatte. Sie erschrecken über sich selbst - "Buße" nennt man eine solche Umkehr. Und sie finden zurück zu ihrem Gott, sie lösen sich nicht auf in ihrer Umgebung. So sind sie 40 Jahre später bereit zur Rückkehr, als Kyros der Perser Babylon besiegt und ihnen die Freiheit schenkt.

Ohne die Worte Jeremias - und anderer Propheten im Exil - wäre die Geschichte der Juden damals wohl zu Ende gewesen, und die Weltgeschichte hätte einen anderen Verlauf genommen. Es lohnt sich, das Buch Jeremia einmal im Stück durchzulesen, es ist aber nicht leicht!

Der leuchtende Höhepunkt steht im Kapitel 31 ab Vers 31. Mitten im Reden von Gericht und Strafe hat Jeremia die Vision vom "Neuen Bund". 31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;
33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.
34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Wir Christen hören hier die Verheißung des neuen Bundes in Jesus Christus - der mit der Vergebung beginnt und Herz und Sinn verändert. Das Fundament dieses neuen Bundes ist die Erfahrung von Buße und Vergebung im Alten Bund - besonders damals zur Zeit des Jeremia.

Dr. Hans Frisch