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Ergänzende Informationen über Adam
gesendet am 1. Januar 2004 von Dr. Hans Frisch
 

Das klingt schon wie ein Märchen, wenn die Namen der ersten Menschen genannt werden - aber nur in der Übersetzung. Adam im hebräischen Urtext heißt: Mensch und Eva, die Mutter alles Lebendigen.

Auch dass der Mensch aus Lehm geschaffen wurde ist im hebräischen einleuchtend - denn: Adama ist der Acker, der Boden, die Erde - und Edom heißt rot. Edom, Adama, Adam - das liegt nahe beieinander: Aus der roten Erde (dem Lehm) wurde der Mensch.

Sogar das Einblasen des Lebensodems in die Nase klingt im Hebräischen vernünftig: der Geist ist "ruach" und das heißt auch "Atem", "Wind", "Hauch". (Deshalb wunderten sich die Jünger auch nicht, als der auferstandene Jesus die anblies und sagte: "Nehmt hin den Heiligen Geist" - auf griechisch steht da "pneuma" für "Atem" und "Geist").

Noch ein Wortspiel ist in der Geschichte von den ersten Menschen enthalten: als Adam aus seinen Schlaf erwachte und seine Partnerin vor sich sieht - da sagte er (nach Luther) "Männin soll sie heißen - denn vom Manne ist die genommen". Hebräisch heißt das einfach: Isch und Ischa, Mann und Frau. (In jiddischen ist der Begriff "seine Ische" zumindest in Berlin bekannt).

Trotzdem er bleibt der zweite Schöpfungsbericht märchenhaft, wenn man genau hinhört allerdings auch "märchenhaft wahr".

Der Mensch erblickte im Garten, nicht in der wilden Natur, das Licht der Welt - und überall hat der Mensch seinen Lebensraum gegen die Natur abgegrenzt und menschlich gestaltet.

Gott schuf die Tiere und brachte sie zum Menschen, "wie er sie nennen würde, so sollten sie heißen" - mit dem Finden von Begriffen fängt Menschsein eigentlich an.

Unter den Tieren war kein Partner für den Menschen - denn menschliche Beziehung ist nicht animalisch sondern personal. Erst im Gegenüber erkennt sich der Mensch,
"Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch" beschreibt der erste Mensch diese Erfahrung: Isch - Ischa.

Wenn wir von einem paradiesischen Leben träumen, dann tauchen Südseeinseln vor uns auf, warm, mit wunderbaren Früchten, kindliche unschuldige Naturmenschen die ohne Scham und ohne falsche Hemmungen leben - ganz natürlich. Gaugin hat sie gemalt. Es ist der Traum vom glücklichen Wilden, der noch nicht aus dem Paradies vertrieben ist. Aber auch die, welche wir für diese Wilden halten haben den gleichen Traum - denn, von Anfang an lebt der Mensch jenseits von Eden.
Und die Schöpfungsgeschichte erklärt auch, wie es dazu kam.

Da war eine Grenze gesetzt, "Instinkthemmung" würden wir es bei Tieren nennen.
An dieser Grenze steht der Mensch in Paradies, er spürt und weiß: Die Grenze überschreiten hat schwere Folgen - und Eva ergreift die verbotene Frucht. Sie ist süß, und nichts passiert. Gleich gibt sie Adam davon - auch er isst, und nichts passiert.
Doch plötzlich ist alles anders! "Ihre Augen wurden aufgetan" - sie sehen sich, sie sehen die Welt anders, denn jetzt haben sie die Freiheit von den Instinkten ergriffen und die Geborgenheit in den Instinkten verloren. Nackt stehen sie in der Welt - und sie schämen sich.

Noch vieles werden sie neu, mit menschlichem Blick erkennen, und keine Grenze werden sie und ihre Nachkommen respektieren, vom Brudermord bis zur Atombombe und zur Genmanipulation.
Sie sind nicht gestorben, doch sie wissen jetzt, dass die Zeit gnadenlos vergeht bis zu ihren sicheren Tod. So kommt das Sterben in ihr Leben. Es war keine leere Drohung.

Wer eine bessere Geschichte kennt vom Schritt aus dem paradiesischen Leben ins Menschsein, der soll sie erzählen. Um einen Sündenfall des ersten Menschen wissen auch die scheinbar glücklichen Wilden.
Denn das ist offensichtlich: Freiheit und Schuld sind nicht voneinander zu lösen. Nur wer frei ist kann schuldig werden - und niemand der frei ist bleibt unschuldig.

Mit diesen Menschen macht Gott seine Menschheitsgeschichte - und mitten in dieser schuldbeladenen Menschheitsgeschichte seine Heilsgeschichte.
Nach dem Schritt des Menschen in die Freiheit und in die Schuld sagt Gott in der Schöpfungsgeschichte: "Nun ist der Mensch geworden wie wir, er weiß was gut und böse ist."
Die Bibel berichtet von der Beziehung Gottes zu diesen Menschen, zu dieser Menschheit - von seiner Liebe, seiner Geduld, seinen Zorn, seinem Gericht, seiner Gnade - und von der wirklichen Freiheit durch die Vergebung.
Doch das ist Thema der kommenden Passionszeit und von Karfreitag!

Dr. Hans Frisch

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