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Bibel-Flash auf das Buch
Jeremia

gesendet am 08.06.2003 von Gerhard Marsing
 

„Hey, Boss, da hast Du mir vielleicht etwas eingebrockt. Du hast mich mit allen Mitteln der Kunst überredet und ich hab´ mich breitschlagen lassen. Du warst einfach stärker. Ober sticht Unter, das ist wieder einmal typisch. Und dann lässt Du mich zum Gespött der Leute werden. Als ob es mir nicht schon genug Hohn und zynische Bemerkungen eingebracht hätte, immer dann, wenn ich wieder losgezogen bin und eine Deiner Verlautbarungen vortragen musste. Manchmal habe ich schon dran gedacht, mich still und heimlich zu verdrücken. Aber immer wieder und trotz allem habe ich gespürt, ich stehe hinter der Sache und es lohnt sich auch einmal ein paar Rückschläge einzustecken.

Nach dieser Blamage jetzt allerdings muss ich mich schon einmal so richtig auskotzen. Verflucht sei der Tag, wo mein alter Herr sich auf die Schenkel klatschte und sich wie ein Schneekönig freute, dass ich, sein Sohn geboren wurde. Hätte es damals schon Abtreibungen gegeben, dann wär´ mir so manches erspart geblieben. Immer geht´s nur um Leid, um Gericht und Gejammer. Da soll man nicht depressiv werden. Es ist zum Kotzen.“

 

Wer hier so spricht, ist kein gefrusteter Angestellter einer Firma, der gerade seinem Boss die Kündigung auf den Tisch knallt. Wer hier so spricht, das ist Jeremia, der Prophet. Das ganze ist rund 2600 Jahre her. Und der, den Jeremia hier so anmacht ist kein geringerer - als Gott selbst. „Wie kann man nur?“ sagt jetzt vielleicht mancher. Aber wenn's mal wirklich zu viel wird, dann kann man auch einmal so mit Gott reden. Der verträgt das schon und ist wohl selbstbewusst genug, nicht gleich eingeschnappt zu sein. Es waren halt heiße Zeiten damals im alten Israel, so wie heute auch wieder. Und nachzulesen ist das alles in der Bibel, im Alten Testament, im Jeremia-Buch zum Beispiel.

 

Gerhard Marsing