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ISRAEL, der Staat im Nahen Osten
gesendet am 20.5.2002 von Gerhard Marsing
 

Wenn man in unsere tägliche Presse- und Medienlandschaft schaut, gibt es trotz Erfurt, trotz Schumi und trotz Schröders gefärbten Haaren kein Thema, das sich so vehement und konsequent schon über viele Jahre hinweg durch die Schlagzeilen zieht. Aus Israel erreichen uns täglich neue Schreckensnachrichten von Terror und Vergeltung, jeden Tag Neuigkeiten über Waffenrufe, angebliche Gesprächsbereitschaft, gegenseitige Schuldzuweisungen und Vermittlungsversuche. Und in letzter Zeit scheint eine schier ungebremste Eskalation fast zwangsläufig und zielstrebig ins absolute Chaos zu führen.

Es wird uns deutlich wie selten zuvor wieder vor Augen geführt, dass es wohl auf der Welt kein anderes Land gibt, das so innig gehasst oder geliebt wird wie Israel. Die einen sehen es als Sinnbild für einen glorreichen Kampf des Guten gegen das Böse; wieder einmal kämpft und gewinnt David gegen Goliath und im Zweifelsfall Israel gegen den Rest der Welt. Andere, vor allem die ganze arabische Welt, sehen in Israel einen Stachel im Fleisch des Nahen Ostens, einen Aggressor und Unterdrücker der Palästinenser, die wiederum einen verzweifelten Befreiungskampf betreiben, zur Not mit allen Mitteln.

Und dann stehen immer mal wieder auch ein paar Individuen auf, die meinen, etwas ganz schlaues zu diesem Konflikt äußern zu müssen. Vielleicht bildet sich ja der Senkrecht-nach-unten-Starter Herr Möllemann ein, mit ein paar plakativen und doch auch ganz gefährlich brandbeschleunigenden Worten ein paar Leute ins Lager der 18 freiheitlich-liberalen Wähler herüberzuziehen. Man könnte sich ja, vielleicht gerade weil man den Autor solcher Sprüche seit längerem kennt, verärgert oder gar amüsiert abwenden und sich einer besserem Beschäftigung und Sorge um dieses Thema zuwenden. Doch leider ist der Konflikt des Nahen Ostens viel zu heiß und viel zu explosiv, als dass man es sich erlauben könnte in dieser Sache mit verbalen Streichhölzern herumzuzündeln.

Der Nahostkonflikt selbst ist ja schon alt, sehr alt. Nicht erst seit 54 Jahren, seit der Gründung des Staates Israel im Mai des Jahres 1948 kracht es immer wieder heftig in dieser Region. Schon immer war Israel den umliegenden Staaten ein Dorn im Auge und wer ein bisschen das Alte Testament der Bibel kennt, weiß, dass Israel vor dieser Staatsgründung schon dreimal komplett aus dem Gebiet Palästinas vertrieben worden war. Kaum wurde 1948 der unabhängige Staat Israel unter Staatspräsident Chaim Weizmann und Ministerpräsident David Ben Gurion ausgerufen, drangen Truppen der arabischen Nachbarländer nach Palästina ein. Die Jordanier eroberten die Altstadt von Jerusalem und die Ägypter das Gebiet um Gaza. Die israelitischen Streitkräfte konnten den im Teilungsplan der Vereinten Nationen vorgeschlagenen Besitzstand im Wesentlichen wieder unter ihre Kontrolle bringen. Und so ging es immer weiter. Bekannt sind die Stichworte wie der Sechstage-Krieg im Herbst 1956 und der Juni-Krieg 1967.

Die ganze Entwicklung bis zum heutigen Tag, die Phase eines hoffnungsvollen Friedensprozesses eingeschlossen, und die schreckliche Zuspitzung von Intifada und Vergeltung machen einem Angst und nicht erst seit dem 11. September letzten Jahres ist wohl allen klar geworden, dass das kein reiner Nahostkonflikt mehr ist.

Der Terrorist Osama bin Laden nutzt und schürt diese Angst mit Plänen und Aussagen, die z.B. gestern wieder von ihm bekannt wurden: Er droht: "Alle Länder, die Israel oder die USA unterstützten, seien für seine al-Qaida-Organisation Ziele für Anschläge". Seine Aktionen seien der "Krieg zwischen uns und den Juden". "Jedes Land, das sich auf die Seite der Juden stelle, sei selber Schuld". Bestimmt kann und muss man der Politik des Staates Israel in manchen Punkten kritisch gegenüberstehen, aber wieder einmal wird klar, dass sich die halbe Welt an Israel polarisiert und wieder einmal werden die Juden zum Sündenbock auch für die Probleme anderer abgestempelt.

"ISRAEL, das Volk Gottes"

Viele sagen: Israel ist das gelobte Land und das erwählte Volk Gottes. Stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Ist das wirklich so?
Auf diese Frage antwortet als einzige Quelle die Bibel mit einem eindeutigen JA. Im 5. Buch Mose steht: "Denn du, Israel, bist ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, heilig ist, und dich hat der Herr auserwählt, damit du unter allen Völkern, die auf der Erde leben, das Volk wirst, das ihm persönlich gehört".

Die Bibel sagt auch, dass die Gemeinschaft Gottes mit dem Menschen ganz ursprünglich an das Volk Israel gebunden war. Allen voran Abraham, Stammvater und Vorbild aller Gläubigen. Im 1. Buch Mose steht: Der Herr sprach zu Abraham: "Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinem Namen groß machen". Abraham zog in dieses verheißene Land und Gott schloss wiederholt mit diesem dort wachsenden Volk, seinem Volk einem Bund. Er machte Menschen zu seinen Bundesgenossen, die seine Gebote achten und auf seine Stimme hören".

Und obwohl Israel nicht immer auf Gottes Stimme gehört hat, und als Folge davon ja auch schon mehrfach aus diesem gelobten Land vertrieben wurde, so ist bis heute die Geschichte Israels die Geschichte des auserwählten Gottesvolkes. Und für den Gläubigen Israeliten spricht Gott in der konkreten Führung seines Volkes, auch durch Not und Entbehrung: Er hat Israel aus Ägypten befreit, ihm das Gesetz gegeben und sein Volk in das verheißene Land geführt.

Wie viel man auch liest und wie sehr man sich auch mit diesem Volk Israel beschäftigt, es wird immer ein Stück weit Mysterium und Gottes Geheimnis bleiben.

Was ist das für ein Volk, dessen Auslöschung heute noch für die meisten arabischen und moslemischen Staaten ausgemachte Sache ist?

Was ist das für ein Volk, das schon dreimal ausgelöscht war und doch wieder zusammengefunden hat? Was sind das für Menschen, die aus hunderten von Staaten und Kulturen aus aller Welt zusammengewürfelt sind und die die einstige Wüste zu einem Blumenexportland gemacht haben? Was sind das für Menschen, die tagtäglich mit der Angst vor einem Bombenanschlag leben müssen?

Obwohl schon immer eine besondere Bindung zwischen Christen und Juden bestanden hat, sind doch auch viele Christen geteilter Meinung über das Volk ihrer Glaubensväter. Doch wer die Bibel ernst nimmt, erhält eigentlich eine ganz klare und einfache Antwort auf die Frage der Zukunft Israels. Gott hat seinem Volk Israel fest versprochen, dass einmal wieder der Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem stehen wird und das Volk in Frieden im verheißenen Land leben wird.

Wer die Bibel ernst nimmt, bekommt gesagt, dass man als Christ dem Volk Israel immer in einem von Liebe geprägten Verhältnis gegenüberstehen soll, da man ja durch den auf die ganze Welt ausgedehnten Aufruf des Missionsbefehl zu diesem Volk Gottes dazugehört und somit in jedem Israeliten einen Bruder oder eine Schwester hat. Es braucht Verständnis und gute Kenntnisse und vor allem auch eine Lebenserfahrung mit dem gemeinsamen Gott und Schöpfer, um nachzuvollziehen, was ein Jude, ein Israelit damals empfunden haben muss als David Ben Gurion im Mai 1948 diesen berühmten und vielzitierten Satz sprach: "2000 Jahre haben wir auf diese Stunde gewartet - und nun ist es geschehen. Wenn die Zeit erfüllt ist, kann Gott nichts widerstehen !".

Manchmal erschrecke ich und werde gerade als Christ traurig über das militärische Vorgehen und die Siedlungspolitik unserer Brüder und Schwestern in Israel. Da kann man vieles nicht gut heißen. Aber eines können wohl alle Christen mit unterschreiben, dass es letztendlich nichts auf dieser Welt gibt, was gegen Gott bestehen könnte.

Gerhard Marsing