Schusswaffen zur Selbstverteidigung?
      Studie: Wer eine Schusswaffe trägt, bringt sich dadurch selbst 
        in Gefahr 
      
      10.10.09: Mit einer Waffe in der Hand steigt das Risiko, selbst erschossen 
        zu werden. Das zeigt eine Studie der University of Pennsylvania http://www.upenn.edu, 
        die im American Journal of Public Health veröffentlicht wurde. Die 
        Forscher untersuchten die Opfer von 677 Schießereien, zu denen es 
        innerhalb von drei Jahren in der Stadt Philadelphia gekommen war. Man 
        wertete aus, wie viele Opfer zum Tatzeitpunkt selbst eine Waffe mitführten, 
        verglich das Ergebnis mit den durchschnittlichen Bewohnern der Stadt gleichen 
        Alters, Geschlechts und Herkunft und berücksichtige auch sozio-ökonomische 
        Merkmale. Das Ergebnis: Mit Waffe werden Menschen 4,5 mal häufiger 
        angeschossen und 4,2 mal häufiger erschossen als ohne. Dieses Risiko 
        stieg zusätzlich, wenn die Opfer noch Chance der Verteidigung hatten. 
      Schusswaffenbesitz beeinflusst das Handeln
      Dieser Zusammenhang könnte mehrere Ursachen haben, geben die Forscher 
        an. Einerseits könnte es sein, dass bestimmte Menschentypen, die 
        häufiger in Schießereien kommen, auch häufiger eine Waffe 
        tragen. Andererseits würden Waffen ihren Trägern möglicherweise 
        ein Machtgefühl geben, das leichter zu Überreaktionen verleiten 
        könne. "Vielleicht trauen sich Menschen durch das Tragen einer 
        Waffe weit eher in bestimmte Straßen, in die sie besser nicht gehen 
        sollten", so Studienleiter Charles Branas. Gezeigt habe sich, dass 
        eine Waffe ihren Träger meistens nicht davor schützte, selbst 
        erschossen zu werden. "Erfolgreiche Verteidigung durch Schusswaffen 
        bei Zivilpersonen gibt es kaum. Waffenträger sollten den Waffenbesitz 
        daher überdenken oder zumindest verstehen, dass der Besitz auch viel 
        Vorsicht und Gegenmaßnahmen erfordert", so der US-Forscher. 
      Mit Schusswaffe wird man als größere Bedrohung wahrgenommen
      "Es ist einleuchtend, dass jemand, der eine Schusswaffe trägt, 
        für sein Gegenüber als größere Bedrohung wahrgenommen 
        wird und diesen auch schneller zum Waffengebrauch verleitet", betont 
        Klaus Gruber, Experte für klinische- und forensische Psychologie 
        http://www.psychologe.org im pressetext-Interview. Die Situation der Waffenführung 
        der USA, wo die Studie durchgeführt wurde, sei jedoch kaum mit derjenigen 
        Europas und im speziellen Österreichs vergleichbar, da Zivilpersonen 
        hierzulande kaum Waffen besitzen. "Der Waffenpasses oder die Waffenbesitzkarte 
        und die für deren Ausstellung notwendige psychologische Untersuchung 
        sollen gewährleisten, dass nur solche Personen eine Waffe tragen, 
        die als verlässlich einzustufen sind", so Gruber. Voraussetzung 
        für das Führen einer Schusswaffe sei darüber hinaus der 
        Nachweis besonderen Schutzbedürfnisses wie etwa beim Waren- und Geldtransport. 
      Schutzwaffe taugt nicht bei nächtlichem Einbruch
      Der Gebrauch einer Schusswaffe in den eigenen vier Wänden dürfte 
        laut dem Experten kaum als Verteidigungsstrategie tauglich sein. "Eine 
        Schusswaffe ist eine Angriffswaffe, während ein Verteidigungsinstrument 
        etwa eine Alarmanlage wäre." Es sei zudem fragwürdig, im 
        Falle eines nächtlichen Einbruchs Schutz in einer Waffe zu suchen. 
        "Wird man inmitten der Nacht aus dem Schlaf gerissen, müsste 
        man zuerst zum Haustresor gehen, da Waffen laut Gesetz vor Unbefugten 
        sicher aufbewahrt werden müssen. Als Schutz eignet sich die Waffe 
        somit kaum."  
      Quelle: pressetext.de vom 07.10.2009 
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