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             Johannes B. Kerner: 
              Guten Abend und Ihnen allen ein recht herzliches Willkommen. 
              Das Thema unserer heutigen Sendung ist im weitesten Sinne die Rollenverteilung 
              von Mann und Frau. Wir 
              sprechen über Familie, über Emanzipation, über politische 
              Ansätze und auch über Äußerungen in der Öffentlichkeit. 
               
            Ich begrüße 
              sehr herzlich die Fernsehmoderatorin Margarethe Schreinemakers. 
              Herzlich willkommen Margarethe. Mutter von zwei Söhnen.  
            
            Ein herzliches Willkommen 
              einer Schauspielerin, die seit 41 Jahren verheiratet ist und auch 
              Mutter von zwei Söhnen ist: Senta Berger. 
            Senta Berger: Danke 
            Johannes B. Kerner: 
               Deutschlands Frauenversteher Nummer eins ist Comedy-Star Mario 
              Barth.  
            
            Und 
              ich begrüße sehr herzlich die Moderatorin Eva Herman, 
              die sich ein wenig verharmlosend über die Familienpolitik im 
              Dritten Reich geäußert hat und die vor einem Monat von 
              ihrem Arbeitgeber, dem NDR, entlassen wurde. Herzlich willkommen, 
              Eva Herman.  
            
            Und gleich zu Beginn 
              beschäftigen wir uns also mit der Geschichte der Buchautorin 
              Eva Herman.  
            Video-Einspieler: 
              (Text gesprochen von Johannes B. Kerner) 
             
              < Eva Herman, 
                seit fast 20 Jahren das Nachrichtengesicht. Sie soll bei der Tagesschau 
                Nachrichten lesen, aber nicht machen. Vor einem Jahr beginnt sie 
                ihren Feldzug gegen die Frauenbewegung. Im umstrittenen Buch "Das 
                Eva-Prinzip" fordert sie 'Frauen zurück zur Familie' 
                und vor einem Monat ihr missverständlicher Satz zur NS-Familienpolitik. 
                Äußerungen, 
                die Eva Herman den Job kosten und Schlagzeilen machen. Ihr Arbeitgeber 
                zieht daraufhin die Notbremse.  
              Volker Herres: > 
                "Das Grundgesetz schützt jede Meinung - auch die abwegigste. 
                Diese war nur wirklich nicht mehr mit ihrer Aufgabe im NDR vereinbar"> 
              Das Ende einer Fernsehkarriere. 
                Keine Tagesschau mehr, kein Herman und Tietjen, nur noch Zeit 
                zum Nachdenken und zum Bücherschreiben.  
             
              
            Johannes B.  Kerner: 
              Eva, am 6.September (Anm.: 06.07.2007) 
              war die Pressekonferenz, in der das Buch (Anm.: 
              Das Prinzip Arche Noah) vorgestellt werden sollte. Was hast 
              du seitdem gelernt?  
            
            Eva Herman: Ich 
              habe gerade gelernt, dass du schon wieder eine - genau wie in der 
              letzten Zeit - falsche Äußerung getan hast. Nämlich, 
              du hast gesagt, ich hätte mich missverständlich über 
              die Familienpolitik des Dritten Reiches geäußert, und 
              das habe ich definitiv nicht getan. Ihr habt auch in diesem Fall 
              gerade wieder einen abgeschnittenen Halbsatz gezeigt, der aus dem 
              Zusammenhang gerissen wurde.  
            Das heißt, ich 
              habe gelernt, um jetzt auf die Frage zu antworten, dass das, was 
              berichtet wird, in der Presse häufig zu überprüfen 
              ist, weil es häufig auch nicht stimmt. 
            Johannes B.  Kerner: 
              Haben nur die anderen 
              Fehler gemacht oder hast du auch Fehler gemacht?  
            Eva 
              Herman: Wir können ja mal das ganze Zitat ansehen. 
               
            Johannes B.  Kerner: 
              Das machen wir gleich in ganzer Ruhe.  
            Eva 
              Herman: Und dann würde ich vorschlagen, das lass 
              doch die Zuschauer selbst entscheiden.  
            Johannes B.  Kerner: 
              Ja, trotzdem hat man ja selbst auch eine eigene Bewertung. Wir kriegen 
              gleich das Originalzitat, wir kriegen jede verkürzte Darstellung. 
               
            Trotzdem die Frage: Glaubst 
              du, dass du selbst auch Fehler gemacht hast, oder ist es wirklich 
              so, dass alle anderen die Fehler gemacht haben?  
            Eva 
              Herman: Ich 
              habe in diesem Fall keinen Fehler gemacht, und es tut mir leid für 
              die Presse und es tut mir leid für die Menschen, die falsch 
              informiert wurden, für mich ehrlich gesagt auch, weil es Konsequenzen 
              hatte, die nicht sehr erfreulich sind.  
            Johannes B.  Kerner: 
              Dann wollen wir 
              uns mit dem Originalzitat beschäftigen, das ist ja wirklich 
              wichtig. Erstmal das Zitat, das verfälscht dargestellt hat, 
              das stand im Hamburger Abendblatt vom 7.September 2007, zwei Tage 
              nach der Pressekonferenz zur Buchvorstellung.  
            
            "In diesem Zusammenhang", 
              das ist jetzt das Zitat "In diesem Zusammenhang machte die 
              Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich, da sei vieles sehr schlecht 
              gewesen, z. B. Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut, z. 
              B. die Wertschätzung der Mutter, die hätten die 68er abgeschafft, 
              und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat."  
            
            Das war das, was im Hamburger 
              Abendblatt gestanden hat. Das Falsche, wie du sagst, und jetzt kommt, 
              was war daran falsch, oder sollen wir gleich das Richtige vorlesen? 
               
            Eva 
              Herman: Ja  
            Johannes B.  Kerner: 
              O.K., das gibt es nicht als Bilddokument, sondern nur als Audiodokument. 
              Bitte sehr:  
            Einspieler (Pressekonferenz 
              am  06.07.2007): "Wir müssen den Familien 
              Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch eine 
              Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. 
              Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland 
              auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus 
              und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 
              68ern wurde damals praktisch alles das, alles, was wir an Werten 
              hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, 
              hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben 
              geführt hat, das wissen wir alle, es ist damals eben auch das, 
              was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, 
              das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft." 
               
            Johannes B.  Kerner: 
              War das wirklich gut, was damals war mit Müttern, mit Kindern 
              mit Familien?  
            Eva 
              Herman: Also nochmal, das Original zeigt ja ganz klar, 
              dass ich von den Werten sprach, die wir, also wir Menschen, schon 
              vor dem Dritten Reich, während des Dritten Reichs und auch 
              bei den 68ern hatten, die dann abgeschafft wurden. Ich sprach nicht 
              von der Politik des Dritten Reiches, sondern ich sprach von den 
              Werten der Menschen.  
            Johannes B.  Kerner:( 
              zitiert ) "das wissen wir alle, es ist damals eben auch das, 
              was gut war, das sind Werte, das sind damals das was gut war, damals" 
               
            Eva 
              Herman: Ja, weil ich hab, Moment Johanes, ich hab ja 
              vorher gesagt, wir müssen vor allem das Bild der Mutter in 
              Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das ja leider 
              mit dem Nationalsozialismus und den 68ern abgeschafft wurde. Das 
              heißt, was vorher schon bestanden hat.  
            Johannes B.  Kerner: 
              Schon klar, ( zitiert ) "es war eine grausame Zeit, das war 
              ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, 
              der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat,.." das 
              heißt, es geht ganz klar um die Zeit, die von Adolf Hitler 
              bestimmt war.  
            Und es geht weiter : 
              "Wir wissen alle, es ist damals eben auch das was gut war, 
              und das sind .." und dieses damals bezieht sich ganz klar auf 
              diese Zeit, auch wenn du es nicht gewollt hast, " und das sind 
              Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, 
              das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft." 
            Eva Herman: Nein! 
              Nein, nein. Es geht um die Werte, die vorher bestanden haben, ich 
              sag doch vorher, das Bild der Mutter in Deutschland wieder, was 
              leider mit dem Nationalsozialismus, also vorher bestanden hat.  
            Übrigens es gibt 
              ja auch noch Zitate davor, die wie durch ein Wunder alle überhaupt 
              nicht mehr auftauchen, sondern unter Verschluss gehalten werden. 
               
            Johannes B.  Kerner: 
              Eva, machen wir es so, wir werden ja ausführlich darüber 
              sprechen, und wir werden Fachleute zu Wort kommen lassen und Menschen, 
              die es einfach hören und empfinden, und natürlich werde 
              ich auch meine Frage stellen.  
            Bei uns zu Gast ist der 
              Historiker Professor Doktor Wolfgang Wippermann von der Freien Universität 
              Berlin. Ihnen ein herzliches Willkommen (Applaus vom Publikum). 
              Herr Wippermann, was halten Sie von den Äußerungen von 
              Eva Herman, was ist daran richtig, was ist daran falsch? 
            Wolfgang Wippermann: 
              Es ist falsch, dass sie verwechselt Faschismus und Konservativismus. 
              Sie möchte das konservative Frauen- und Mütterideal verteidigen, 
              das ist ihr gutes Recht. Das heißt eben die 3 Ks, nämlich 
              Kirche, Küche, Kinder.  
            
            Aber der Punkt ist, dass 
              dieses konservative Werteideal in Anführungszeichen, einige 
              finden das nicht gut und einiges hat sich auch verändert, es 
              sind inzwischen ja auch nicht nur Frauen in der Küche, sondern 
              auch Männer in der Küche und machen das ja auch ganz gut, 
              aber dieses K,K,K im Dritten Reich war etwas anderes, nämlich 
              es war Rassenzucht, Rassenvernichtung im Rassenstaat, und diesen 
              Unterschied, den haben Sie verwischt, und das war problematisch. 
               
            Ich darf das ausführen 
              vielleicht: Rassenzucht bedeutete, dass Frauen erniedrigt wurden 
              zu Muttertieren, die wurden ausgezeichnet wie Kühe geradezu, 
              für Kinder, vier Kinder gab das Mutterkreuz in Bronze, für 
              sechs gab es Silber und acht waren Gold.  
            Das wollen Sie doch nicht. 
              Es wurden Frauen ermordet, als Jüdinnen, als Sinti, als Roma, 
              aber auch als Asoziale und Kranke oder Schwachsinnige. Schwachsinn 
              war bei Frauen sozialer Schwachsinn, normaler Schwachsinn, wenn 
              man mehrere Geschlechtspartner hatte oder wenn man die Wohnung nicht 
              ganz in Ordnung hatte, dann wurde man zwangsweise sterilisiert, 
              dann wurde eine Abtreibung durchgeführt. All das ist damit 
              verbunden, sozusagen. 
            Und auch noch eins dazu, 
              am Anfang wurden Frauen aus dem Berufsleben verdrängt, einige 
              kamen wieder herein, weil man sie brauchte. Aber 
              auch das müssen Sie zugestehen: Moderatorinnen gab es im Dritten 
              Reich nun nicht. Das zu einen Punkt. Das heißt also, die Frauen 
              wurden diskriminiert und das können Sie doch nicht gut finden, 
              und das hat auch mit diesen konservativen Idealen, die Sie verteidigen 
              möchten - sind nicht meine Ideale, aber das können Sie 
              durchaus tun, nichts zu tun, und Sie sollten sich davon distanzieren. 
            Eva Herman: Also 
              vielen Dank erst Mal für den Geschichtsunterricht, aber das 
              sind keine Neuigkeiten, die Sie gerade von sich gegeben haben (Großer 
              Applaus vom Publikum). Und wenn Sie hierher kommen und Sie mit mir 
              darüber sprechen wollen, dann setze ich voraus, dass Sie vielleicht 
              auch meine Bücher gelesen haben und dann wissen Sie auch, dass 
              beispielsweise in dem Buch "Das Eva-Prinzip" ich mich 
              mit einem langem Unterkapitel genau um diese Zeit kümmere und 
              damit intensiv auseinandersetze und über die verheerenden Zustände 
              in dieser Zeit berichte und über die ausbeuterischen Zustände 
              der Mutter und ich distanziere mich hier noch einmal sehr energisch. 
               
            Ich möchte einmal 
              dazu sagen, abgesehen davon, dass ich das völlig an den Haaren 
              herbeigezogen und unsachlich finde, weil mir hier wieder etwas unterstellt 
              wird, wovon ich mich die ganze Zeit distanziert habe, möchte 
              ich einfach mal darauf hinweisen:  
            Auf dieser Pressekonferenz 
              gab es ca. 30 Pressevertreter. Von diesen 30 Pressevertretern hat 
              niemand eine Frage gestellt, die in diese Richtung ging und auch 
              niemand den nächsten Tag darüber berichtet, dass ich mich 
              missverständlich geäußert habe, denn ich habe vor 
              diesem Zitat mich mehrfach ausdrücklich distanziert von irgendeiner 
              Nähe zum Dritten Reich, im Gegenteil, ich habe es energisch 
              von mir gewiesen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, mit dem Buch 
              "Das Eva- Prinzip", ist bereits die braune Keule über 
              mir geschwungen worden. 
            Ich habe mich jahrelange 
              gegen Rechts eingesetzt bis jetzt und werde es auch weiterhin tun. 
              Aber was passiert ist, ist dass das Eva-Prinzip zum Eva-Braun-Prinzip 
              in der Presse gemacht wurde. Alice Schwarzer hat direkt im ersten 
              Interview mit dem "Spiegel" gesagt, meine Thesen seien 
              angesiedelt zwischen Steinzeitkeule und Mutterkreuz und hat auf 
              die Frage geantwortet, ob ihr die demokratische Krise, in der wir 
              stecken, nicht Sorgen bereite, da hat sie geantwortet :"Wir 
              müssen dem Führer heute kein Kind mehr schenken." 
              Es ist nämlich ganz anders, die braune Keule wird von vorn 
              herein geschwungen, wenn man sich heute für Werte einsetzt 
              für Kinder und für Familie, und es wird einem unterstellt, 
              aber ich warne davor, wer versucht... 
            Margarethe Schreinemakers 
              (Zwischenruf): Das finde ich überhaupt nicht, sorry. 
              Ich muss jetzt...  
            Eva Herman: Lass 
              mich bitte kurz ausreden. Ich halte es für eine große 
              Gefahr, weil, wenn wir in unserer Demokratie Menschen behindern 
              wollen, darüber zu sprechen, wie wichtig in dieser Zeit, in 
              der wir uns heute befinden, wo ein deutlicher Werteverfall...  
            Johannes B.  Kerner: 
               Das ist gerade die Differenzierung, die er ( Johannes B. Kerner 
              meint Professor Wippertal, Anm. der Redaktion ) gemacht hat, er 
              hat ja gesagt gegen Konservativismus. Das kann man finden wie man 
              will, aber dass man gegen den Wert Familie nichts hat, gegen Kinder 
              nichts hat. Aber du hast doch den Vergleich, auch wenn er falsch 
              dargestellt worden ist, du hast doch die Begrifflichkeit eingeführt. 
              Würdest du wenigstens sagen, dass es problematisch war, diesen 
              Vergleich heranzuziehen?  
            Eva Herman: Es 
              scheint heutzutage problematisch zu sein, wenn wir uns auf die Suche 
              machen nach der Ursache, warum sind wir heute da, wo wir sind? Warum... 
            Johannes B.  Kerner 
              (unterbricht): Lass uns bitte es brennt mir so unter 
              den Fingern. Was ist es für dich für ein Gefühl, 
              wenn du auf der Homepage der NPD abgefeiert wirst und die DVU für 
              dich demonstrieren gehen will?  
            Eva Herman: 
              Ein elendes 
              und ein übles. Und ich bin natürlich auch dagegen vorgegangen 
              mit einem Anwalt. Das ist doch vollkommen klar. Also ich meine, 
              das steht doch außer Frage, dass ich das Dritte Reich ablehne 
              ich habe wie gesagt auch Leute angezeigt, auch das stand in großen 
              Tageszeitungen und habe darauf gedrungen, 
              dass Leute, die den Holocaust geleugnet haben verurteilt werde. 
              Das ist doch klar. Ich habe mit meiner Großmutter, die sehr 
              alt geworden ist, vor kurzer Zeit darüber diskutiert, und habe 
              gesagt, wie konnte das passieren, warum habt ihr nichts unternommen? 
               
            Johannes B.  Kerner: 
              Bevor wir über 
              die Werte sprechen - die Margarethe wollte ja was dazu sagen - und 
              gleich hast du das Wort Margarethe, noch eine Frage:  
            Würdest du nicht 
              sagen, dass es problematisch war, diesen Vergleich überhaupt 
              zu machen?  
            
            Eva Herman: So, 
              noch mal ... 
            Johannes B.  Kerner 
              (unterbricht): Auch 
              wenn er verkürzt dargestellt worden ist.  
            
            Eva Herman: Ja, 
              ich will darauf jetzt antworten. Ich habe es ja grad schon mal versucht 
              anzufangen. Du hattest gesagt, dass du mich ausreden lassen willst 
              dieses Mal.  
            Wenn heute nach der Ursache 
              gesucht wird: Warum haben wir Probleme mit den Werten? Warum steht 
              Deutschland bei 78 weltweit untersuchten Ländern was Familienfreundlichkeit 
              betrifft an Platz 77? Wenn wir die ...  
            Johannes B.  Kerner 
              (unterbricht):  
              Eine hoch umstrittene 
              Studie von einer hoch umstrittenen skandinavischen Autorin.  
            Margarethe Schreinmarkers: 
              Wenn die mal eine wissenschaftlich relevante Studie gemacht 
              hat, das hat der Frank Plasberg auch schon nachgewiesen  
            Eva Herman: Wir 
              haben die niedrigste Geburtenrate in Deutschland.  
            Senta Berger: 
              Nein, noch ist es Italien. Entschuldige.  
            Eva 
              Herman:  Ja, da ist es noch niedriger. Stimmt.  
            Senta Berger: Aber 
              das ist auch ganz interessant.  
            Eva Herman: Wir 
              haben ein großes Problem was Kinderakzeptanz betrifft.  
            Hier heißt es wir 
              schaffen neue Kitaplätze aber wir haben in Hamburg im Moment 
              Probleme, überhaupt einen Platz zu füllen weil die Kinder 
              nicht mehr erwünscht sind, weil sie nämlich nicht schreien, 
              sondern kreischen.  
            
            Senta Berger (Zwischenruf) 
              unterbricht): 
              Wie, in der 
              Kita sind sie nicht erwünscht?  
            
            Eva Herman: Nein, 
              die Kitaleute, die Kitas bauen wollen und einrichten wollen, finden 
              gar keinen Platz, weil sie überall abgelehnt werden und in 
              Hamburg wurden auch schon Kitas geschlossen, weil die Kinder zu 
              laut geschrien haben. Also 
              das heißt - nochmal:  
            Wenn wir die Ursache 
              suchen, kommen wir leider nicht umhin, zurückblicken zu müssen, 
              wo hat es angefangen. Und es ist doch klar: In dieser Zeit im Dritten 
              Reich sind die Familienwerte missbraucht worden und pervertiert 
              worden. Und natürlich auch von den 68ern ist das deswegen abgelehnt 
              worden.  
            Senta Berger: Wie 
              alt waren Sie, Eva, 1968?  
            Eva Herman: Zehn. 
               
            Senta Berger:  
              Eben! Ja und weiter?  
            Eva 
              Herman:  
              Ich hatte aber Geschichtsunterricht und ich habe mich auch ausgiebig 
              - also wirklich ausgiebig - mit dieser Zeit auseinandergesetzt, 
              was bedeutet...  
            Senta Berger:  
              Aber ich habe sie gelebt. Ich habe sie erlebt und gelebt. Und ich 
              muss sagen, dass gerade 1968 zum ersten mal ein Tor aufgestoßen 
              worden ist in die Richtung, dass Frauen die gleichen Möglichkeiten 
              haben sollen und ergreifen können, wie die Männer und 
              daraus ist eigentlich ein Emanzipation des Mannes und der Frau entstanden. 
              Also nicht eine Emanzipation der Frau gegen den Mann. Das wäre 
              ja auch wirklich zu dumm. Sondern es ist ein ganz neues Gefühl 
              zwischen Mann und Frau, was er (Red. Anmerkung: 
              Senta Berger meint Mario Barth) gleich bestreiten wird, wahrscheinlich 
              entstanden, von dem wir alle profitieren.  
            Mario Barth: Nee. 
               
            Senta Berger:  
              Und niemals sind so viele Kinder auf die Welt gekommen, wie gerade 
              in den 60er-Jahren. Das war einfach zu schön.  
            Eva 
              Herman: Aber warum kommen dann heute keine mehr auf die 
              Welt, liebe Senta Berger?  
            Senta Berger: 
              Ich glaube, dass wir eine sehr schlechte Wirtschaft haben, wo natürlich 
              immer wieder dann gerade die Frauen das ausbaden müssen. Weil 
              wenn sie sagen, ich möchte gerne, dass die Werte so definiert 
              werden, dass Frauen die zu Hause sind quasi die wertvollere Arbeit 
              leisten, dann muss ich Ihnen leider sagen, dass das kaum eine Frau 
              heute noch als freie Wahlmöglichkeit hat. Das ist das Problem. 
              (Großer Applaus vom Publikum) 
            Eva 
              Herman: Ich möchte mich auch noch einmal verwahren, 
              gegen den Satz dieses Historikers, der als mir die 3 K's unterstellt 
              und wieder einmal der Satz kommt, ich würde die Frauen an den 
              Herd fesseln wollen. Also indirekt ist das ja diese Aussage. Ich 
              habe immer - das steht in allen Büchern - steht das Frauen 
              ihren Beruf lernen sollen - sie müssen, sie müssen, aber 
              Astrid Lindgren sagte, aber wenn dann Kinder kommen, müssen 
              Frauen doch nicht sagen, es ist eine Schande bei den Kindern zu 
              sein.  
            Warum denkt denn niemand 
              über die Kinder nach, über das Wohl der Kinder und über 
              die Bedürfnisse?  
            Johannes B.  Kerner: 
              Ist das selbst deine Empfindung gewesen, dass du ,als du einen Sohn 
              bekommen hast, dich dafür rechtfertigen musstest, dass du bei 
              dem Kind bleibst?  
            Eva 
              Herman: Die Diskussion gibt es. Aber warum ist deine 
              Frau zu Hause bei drei Kindern?  
            Johannes B.  Kerner: 
              Das ist freie Entscheidung. Also ich zwinge sie da nicht hin und 
              sie sich selbst auch nicht. Freie Entscheidung.  
            Eva 
              Herman: Aber es ist günstig, oder?  
            Johannes B.  Kerner: 
              Was heißt günstig?  
            Eva 
              Herman: Es ist günstig für die Kinder und für 
              dich auch.  
            Johannes B.  Kerner: 
              Also das ist unser Weg, den wir für uns gewählt haben, 
              aber das ist wirklich die freie Entscheidung. Jetzt sind wir aber 
              eine andere Familie, vielleicht haben wir Möglichkeiten, uns 
              Betreuung zu schaffen, die andere Leute nicht haben. In sofern ist 
              es nicht ganz der perfekte Vergleich.  
            Noch einmal zurück 
              zu den Werten, die angesprochen worden sind. Du selbst sagst, die 
              Nazis haben diese Werte pervertiert.  
            Eva 
              Herman: Ja.  
            Johannes B.  Kerner: 
              In jeder Form nichts anderes hat der Historiker auch gesagt. Warum 
              sagst du nicht, dass es ein Fehler war, überhaupt diesen NS-Vergleich 
              in einer welchen, in welcher Form auch immer, in einer solchen Pressekonferenz, 
              in der es darum geht ein Buch vorzustellen, zu erwähnen.  
            Eva 
              Herman: Ich habe es gerade gesagt, wir haben über 
              die Ursachen gesprochen, die Frage ist gestellt worden, warum haben 
              wir Probleme mit den Werten, warum zerfällt unsere Gesellschaft? 
              Warum haben wir viele Scheidungen? Warum haben wir kaum noch Familien, 
              die zusammen finden und bestehen bleiben können?  
            Johannes B.  Kerner: 
              Und warum muss man Vergleiche, mit den NS-Zeiten Vergleiche machen? 
               
            Eva 
              Herman: Gerade nochmal, wenn man die Ursachen sucht, 
              findet man sie doch hier. Hier sind die Dinge, genau diese Dinge 
              missbraucht worden, und danach dadurch für unbrauchbar erklärt 
              worden.  
            Johannes B.  Kerner: 
              Herr Wippermann, reicht Ihnen das als Erklärung?  
            Wolfgang Wippermann: 
               Nein, das reicht mir gar nicht. Absolut nicht. (Applaus vom 
              Publikum) Ich muss Sie auch mal loben. Ihr Ausspruch ist inzwischen 
              jetzt auch Examenprüfungsfach geworden. Ich frage die Studente, 
              hat Eva Herman Recht. Auf den Nationalsozialismus, gerade eine Prüfung, 
              letzte Woche gemacht. Und die Kandidatin hat eine Eins gemacht. 
              Aber Sie können nicht, wie die Politiker, jetzt so tun "Ich 
              hab das nicht gesagt"  
            Eva Herman: Doch 
               
            Wolfgang Wippermann: 
              Sie haben es gesagt  
            Eva Herman: 
              Doch. Sie sprechen 
              doch darüber, was ich gesagt habe.  
            Wolfgang Wippermann: 
              Sie haben es gesagt und auch in diesen Sachen. Sie haben die 
              Werte gelobt. Werte wie Familie und Kinder und das Muttersein, die 
              auch im 3. Reich gefördert wurden. Das ist ihr Zitat und das 
              ist falsch. Das muss man einfach sagen. Das ist falsch. Ich wollte 
              ihnen eine Brücke bauen, zu sagen: "Ich wollte ja nur 
              das konservative Ideal verteidigen." Und sie wollten sich distanzieren 
              von diesem rassistischen Frauenideal und von der Frauenpolitik. 
               
            Eva Herman: Das 
              tu ich doch die ganze Zeit. (Applaus vom Publikum) Ich meine, ich 
              habe...  
            Wolfgang Wippermann: 
              Aber..  
            Eva Herman: Ich 
              muss auch ganz ehrlich sagen, es gibt viele Sachverständige, 
              mit denen ich inzwischen gesprochen habe, schade, ich wusste nicht, 
              dass hier einer ist, der sich in diese Richtung äußert. 
              Es gibt durchaus andere Einschätzungen dieser Aussagen, auch 
              juristische.  
            Johannes B. Kerner: 
              Auf der Homepage der NPD war ich zum ersten Mal in meinem Leben, 
              hoffentlich zum letzten Mal. Da wird vom Ring Nationaler Frauen 
              gelobt, Zitat: "Den Mut, den Frau Herrmann aufgebracht hat, 
              um auf positive Einstellungen zu Kindern, Mutterschaft, Familien 
              und Werte, wie Zusammenhalt in früheren Zeiten hinzuweisen, 
              und jetzt kommt das: und dabei bestimmte Jahre auf Ehrlichkeit aus 
              Ehrlichkeit nicht auszuklammern, ist bewundernswert."  
            Eva Herman: Ja, 
              es ist übel und es ist unerträglich für mich. Natürlich.. 
               
            Johannes B. Kerner: 
              Und wie gehst Du dagegen vor?  
            Eva Herman: Juristisch. 
              Habe ich doch gerade gesagt. Aber es wäre schon schön, 
              also ich habe mich an dieser Stelle aus meiner Sicht sehr klar geäußert. 
              Vielleicht sollte ich noch etwas erwähnen: Das Originalband 
              der gesamten Pressekonferenz wird nicht herausgegeben. RTL hat es 
              aufgezeichnet. Auf diesem Band ist zu sehen, dass ich mich mehrfach, 
              nicht nur in diesem Zitat, vorher und nachher von allen diesen Ideologien 
              ausdrücklich distanziere. Mit tiefster Ablehnung diese Begriffe 
              aus dem Dritten Reich auch bewehrte.  
            
            
            Und mein Verleger Christan 
              Strasser vom Pando-Verlag hat die Schlussbemerkung in meinem neuen 
              Buch vorgelesen, worin ich das nochmal zum Ausdruck bringe und wir 
              es erklärt haben, wir tun dieses alles damit nicht wieder Missverständnisse 
              aufkommen. Aber dieses Band kriegen wir nicht raus, wo eben der 
              gesamte Zusammenhang ist und es gibt nur, zum Glück gibt es 
              dieses Zitat, aber das gibt es ja auch noch nicht lange. Das ist 
              von einem Hörfunkkollegen mir zugespielt worden. Es waren ungefähr 
              zwei Wochen lang, wo ich überhaupt nicht beweisen konnte, dass 
              dieser eine Satz aus den Zusammenhang gerissen wurde. 
            Johannes B. Kerner: 
              Gut. Dann mal inhaltlich, Margarethe, ich wollte Dich eigentlich 
              nochmal zu Wort kommen lassen. Ist jetzt zu spät! Weil wir 
              die Werte, die heutzutage nicht mehr so...  
            Margarthe Schreinemakers: 
              Naja, vielleicht mal ganz kurz. Egal, wie oft ich diesen Satz höre. 
              Und ich habe ihn ja jetzt nur einmal als Audio-Dokument gehört, 
              einmal in vorgelesener Version. Im Audio-Dokument heißt: Im 
              Ton, ohne Eva jetzt zu sehen. Ist er durcheinander und kraus. Das 
              ist das Problem. Er ist durcheinander, er ist kraus und man versteht 
              es nicht. Das heißt: Der Sinnzusammenhang ist so, dass es 
              sich mir so vermittelt, als würde sie die Werte auf die NS-Zeit 
              beziehen.  
            Wenn man sich so viel 
              auf die Schultern packt, an großer Familienpolitik, wo irre 
              viel Themen dazugehören, dann kann natürlich mal etwas 
              durcheinander geraten im Kopf. Das war mein Eindruck, als ich das 
              hörte. Das könntest Du beispielsweise jetzt zugeben! Ich 
              finde es bald sinnlos, über einen solchen Satz jetzt weiterzureden. 
              Weil ehrlich gesagt, dieser Satz ist es nicht wert, weil wir jede 
              Sekunde, wo wir länger darüber debatieren, wir der rechten 
              Szene auch weiterhin einen Gefallen tun. Ich würde diesen Satz 
              gerne versenken. 
            Eva Herman: Ich 
              befürchte nur eins, wenn ich das noch sagen darf: Also, es 
              ist seit etwa einem Jahr oder dem guten Jahr, seit ich "Das 
              Eva-Prinzip" auf den Markt gebracht habe, gibt es diese heftige 
              Diskussion, die auch zum Teil persönliche Angriffe beinhaltet, 
              was mich angeht. Ich erinnere auch gerne an die letzte Sendung, 
              die ich hier bei Dir war...  
            Johannes B. Kerner: 
              Habe ich Dich persönlich angegriffen?  
            Eva Herman: Nein, 
              aber einige andere schon. Und das wäre schlimm, wenn Du das 
              als Moderator tätest. Das hätte ich von Dir auch nicht 
              erwartet.  
            Aber es ist klar geworden, 
              durch die vielen Angriffe, auch die vielen unsachlichen, dass dieses 
              Thema doch ein sehr emotionales ist, das jeden einzelnen auch zu 
              betreffen scheint. Was völlig klar ist.  
            Und ich habe immer - 
              auch jetzt wieder - den Eindruck, dass auch gar keine Freisprechung 
              erfolgen soll, sondern es soll weiterhin missverständlich behandelt 
              werden. Sie hat es gesagt, wir wollen das jetzt so! Und alles andere 
              zählt überhaupt nicht.  
            Margarete Schreinemakers: 
              Aber warum fühlst Du Dich denn so als Opfer?  
            Eva Herman: Ja 
              also Moment mal, ich habe meinen Job verloren ... 
            Margarete Schreinemakers: 
               Ja, ok! (Publikum 
              lacht) 
            Eva Herman: Lustig! 
               
            Schreinemakers: Opfer 
              eines, einer Sache ...  
            Eva Herman:  Das 
              war eine sehr kluge Frage!  
            Margarete Schreinemakers: 
               Kommen wir mal davon weg, dass Du Deinen Job verloren hast, 
              was sicherlich sehr tragisch ist.  
            Eva Herman: Das 
              hast Du ja auch schon mal ... 
            Margarete Schreinemakers: 
               Gehen wir mal, da kann ich sehr wohl mitreden, allerdings in 
              einem anderen Sachzusammenhang. Wenn du darauf anspielst, bin ich 
              nach meinem Ermittlungsverfahren schuldlos freigesprochen worden. 
              Es hat nicht mal einen Prozess gegeben.  
            Johannes B. Kerner: 
              Ja, aber hier gibt es noch nicht mal ein Ermittlungsverfahren ... 
            Margarete Schreinemakers: 
              Jetzt gehts um Eva, aber sie wollte es ja jetzt so haben. Ich frage 
              deshalb "Opfer", für welche Sache kämpfst Du 
              da? Eine Jeanne d'Arc? Was bist Du und warum brauchen wir Dich? 
            Eva Herman: Hast 
              Du, ja, als sehr gute Journalistin. Hast Du denn mein Buch gelesen? 
               
            Margarete Schreinemakers: 
              Ja, beide!  
            Eva Herman:  Ja, 
              dann weißt Du es ja.  
            Margarete Schreinemakers: 
              Das kann ich Dir versichern, beide. Und mir ist nicht klar geworden: 
              Warum?  
            Außer, dass man 
              vielleicht sagen kann, Du wolltest ein Buch schreiben. Du hast ja 
              auch schon ein Buch des Stillens geschrieben. Über das man 
              auch reden könnte. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. 
              Die Bücher, die da folgten, verfolgen sicher auch einen kommerziellen 
              Zweck.  
            Dass es eine emotionale 
              Diskussion ist, liegt in der der Natur der Sache. Familie ist etwas 
              zutiefst Emotionales. Aber ich sehe Dich nicht irgendwie als Vorkämpferin 
              für irgendeinen einzigen hier im Raum.  
            Eva Herman: Also 
              noch mal, dann lass mich...  
            Margarete Schreinemakers: 
              ...weil, da spielen wir schon lange...  
            Eva Herman: Dann 
              lass mich doch gerne mal darauf antworten. Es gibt in diesem Land 
              doch tatsächlich Familien. Und es gibt auch tatsächlich 
              Frauen, die arbeiten müssen, ... 
            Margarete Schreinemakers: 
              Allerdings.  
            Eva Herman:  ... 
              obwohl sie vielleicht lieber in den ersten Jahren bei ihren Kinder 
              bleiben wollen. 
            Margarete Schreinemakers: 
              Auch richtig.  
            Eva Herman: Und 
              diesen Frauen wird zum Beispiel auch von unseren Familienministerium 
              suggeriert, dass dieses Wahlfreiheit ist, wenn sie einen Kitaplatz 
              bekommen. Wahlfreiheit ist es aber nicht. Wahlfreiheit wäre, 
              wenn diese Frau den Betrag, den ein Kitaplatz kostet - etwas über 
              1000 Euro im Monat - zur Verfügung gestellt bekommen würde, 
              um frei zu entscheiden, ob sie bei ihrem Kind bleibt.  
            Margarete Schreinemakers: 
              Auch richtig! Alle einverstanden. Da stehst Du ja nicht alleine 
              mit, da stehst Du ja absolut nicht alleine mit.  
            Eva Herman: Doch, 
              ich stehe...  
            Margarete Schreinemakers: 
              Nein, wieso?  
            Eva Herman: Hast 
              Du Dich dafür schon mal eingesetzt?  
            Margarete Schreinemakers: 
              Ja, in meiner Sendung. Schon 1994 haben wir der damaligen Bundesfamilienministerin 
              den goldenen Feigling verliehen, weil genau dieses  die ist 
              nie gekommen, niemals  genau dieses eben nicht eingetroffen 
              ist.  
            Eva Herman: Ja, 
              aber über Deine Sendung redet heute keiner mehr, aber über 
              diese Bücher redet man. Und genau deswegen, weil doch diese 
              Themen auch wichtig sind.  
            Wenn Du mir einen kommerziellen 
              damit in Verbindung bringen willst, dann kann ich dazu nur sagen: 
              Wenn jemand  und diese Entscheidung habe ich frei getroffen 
               sagt, ich veröffentliche lieber ein Buch, spreche darüber, 
              führe öffentlich die Diskussion und hänge dafür 
              einen sehr lukrativen Tagesschaujob an den Nagel, der nicht nur 
              A gut bezahlt wird, sondern B auch mit sehr viel anderen Annehmlichkeiten 
              in Zusammenhang gebracht werden kann, dann  
              kann man diesen kommerziellen Zweck nicht mehr unbedingt unterstellen. 
               
            Und noch etwas: Es gibt 
              schon, also nicht nur in der Medienebene, in diesen Medienkreisen 
              oder medienpolitischem Establishment gibt es viele, die so denken 
              und viele die so diskutieren wie Du. Das weiß ich, ich war 
              da lange genug. Bei den Menschen draußen wird anders diskutiert. 
            Johannes B. Kerner: 
              Darüber würde ich - ehrlich gesagt - gleich reden. Insbesondere 
              über die Reaktionen, die es gegeben hat, auch bei Dir. Ich 
              wollte nur vorher noch ... 
            Senta Berger: 
              Wie viele sind denn verkauft worden?  
            Johannes B. Kerner: 
              Von dem ersten über 100.000 Stück. Das zweite fängt 
              ja gerade erst an ... 
            Senta Berger: 
              Also ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich sehr unwohl bei 
              dieser Diskussion - Sowieso, und auch, weil ich diese Bücher 
              nicht kenne, sondern nur über diese Bücher gelesen habe. 
              Und deshalb kann ich auch sehr schwer argumentieren. Aber lass uns 
              noch einmal, Eva entschuldigen Sie, lassen Sie uns noch einmal ganz 
              kurz zurück gehen zu der sehr pauschalierten Aussage, die ich 
              überhaupt nicht verstehe. Als hätte ich die letzen 30 
              Jahre auf einem anderen Planeten gewohnt.  
            
            Die 68er haben also diese 
              Werte ausgehebelt und seitdem liegen sie auch am Boden - ruiniert. 
              Und es bedarf einer neuen Ordnung, einer neuen Moralvorstellung. 
              Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es gab einen Satz, 
              den hatten wir Frauen dieser Generation damals uns auf die - wie 
              soll man sagen - wir haben ja keine Manifeste veröffentlicht 
               das war einfach eine veröffentlichte Meinung  
              und die hieß: "Glück ist, seinen Anlagen gemäß 
              gebraucht zu werden."  
            
            Und dieser Satz war dringend 
              notwendig damals. Und wenn wir heute sehen, was daraus entstanden 
              ist, wie viele Studentinnen in den Sälen der Universitäten 
              sitzen. Wieviel Ärztinnen es mittlerweile gibt, wie viele Journalistinnen. 
              Wie die Frauen sich eine Welt erobert haben, die Ihnen zusteht. 
               
            Man könnte jetzt 
              darüber reden, ja, sie werden immer noch schlechter bezahlt 
               absolut, da muss man weiter kämpfen  das muss 
              man auch und das muss auch durchgesetzt werden. Aber niemals sind 
              Frauen, die die Wahl vorgezogen haben, zu Hause zu bleiben, diskriminiert 
              worden.  
            Meine Mutter musste arbeiten 
              gehen, und sie hat es gerne getan, weil damit konnte sie auch eine 
              Kleinigkeit beitragen. Sie konnte mir die Schauspielschule leisten, 
              zum Beispiel.  
            
            Meine Schwiegermutter, 
              die Schauspielerin war, musste ihren Beruf an den Nagel hängen, 
              weil mein Schwiegervater, ihr Mann, gesagt hat: "Eine Frau 
              eines Intendanten arbeitet nicht!" Von den beiden war sicherlich 
              meine Mutter, die aus wirtschaftlichen Gründen arbeiten musste, 
              die Glücklichere. Und meine Schwiegermutter hat ihr Leben lang 
              darunter gelitten und wurde damit nicht fertig. Also, das kann man 
              doch gar nicht pauschalieren. Ich erlebe keine Diskriminierung von 
              Frauen,die sich für Kinder entscheiden.  
            Eva Herman: Nein! 
              Nein, Frau Berger, Sie doch nicht. Sie erleben die nicht. Aber es 
              gibt doch zahlreiche Mütter, durchaus Akademikerinnen, die 
              ihren Beruf an den Nagel hängen, zu Hause bleiben und diskriminiert 
              werden.  
            Senta Berger: Von 
              wem?  
            Eva Herman: Von 
              der Gesellschaft.  
            Senta Berger: Ach 
              Quatsch.  
            Eva Herman: Natürlich. 
               
            Senta Berger: Ach. 
               
            Eva Herman: Du 
              arbeitest nicht, dann bist Du also nur ein Muttchen.  
            Senta Berger: Ach 
              Eva.  
            
            Johannes B. Kerner: 
              Jetzt Margarethe 
              und dann ich.  
            Margarete Schreinemakers: 
              Der deutsche Hausfrauenbund hat schon, ich glaube, wenn ich 
              mich richtig erinnere, - als junge Reporterin habe ich den ersten 
              Bericht gemacht - 1978 ein Gehalt für Hausfrauen gefordert. 
              Also diese Tätigkeit, die du da machst, die anspruchsvoll ist, 
              die aufreibend ist, die dich den ganzen Tag irgendwie in Beschlag 
              nimmt und die kaum einer so richtig wertschätzt ... 
            Johannes B. Kerner: 
              (unterbricht) 
              Du willst Rentenansprüche erwerben.  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Ja.  
            Eva Herman: Aber 
              es ist nichts passiert.  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Alles ist nicht passiert. O.K, aber wie gesagt, da musste ja nicht 
              erst Eva kommen. Das hat der deutsche Hausfrauenbund schon '78 gesagt. 
               
            Eva Herman:  Ja, 
              aber sie haben ja nichts erreicht, Margarethe.  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Ja, in Ordnung.  
            Eva Herman:  Es 
              ist doch heute noch genauso.  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Aber es ist ja immer wieder Thema. Die Frage, die man stellen sollte 
              - und dazu fehlt natürlich hier heute Abend die Besetzung, 
              wäre die Politik.  
            Natürlich muß 
              man fragen, wer nach Rita Süssmuth wirklich etwas massiv etwas 
              für die Frauen getan? Rita Süssmuth war so gut, dass man 
              die gleich von den Posten weggeschasst hat und zur Bundestagspräsidentin 
              gemacht hat.  
            Eva Herman:  (unterbricht) 
              Ihr redet immer nur von den Frauen, redet doch mal von den Kindern! 
              Es kann doch nicht immer nur sein ....  
            Margarethe Schreinemakers: 
              (unterbricht) Aber es muss doch auch politisch durchgesetzt werden. 
               
            Eva Herman: Ja, 
              genau!  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Aber da sind wir doch alle hier die falschen Ansprechpartner!  
            Johannes 
              B. Kerner: Es ist doch offensichtlich so, dass nicht 
              alles perfekt ist. Und einige Dinge der Verbesserung bedürfen. 
               
            Eva Herman: "Einige 
              Dinge" ist gut ...  
            Johannes B. Kerner: 
               Ich sage das 
              mit aller Zurückhaltung  
            Eva Herman:  Wir 
              sterben aus. Wir kriegen doch die demokratische Kurve garnicht mehr. 
              (Applaus vom Publikum) 
            Johannes 
              B. Kerner:  Naja  dann gibt es ein paar mehr Chinesen 
               also insgesamt, was die Weltgemeinschaft angeht, mache ich 
              mir um das Aussterben nicht so viele Gedanken. Aber es ist offensichtlich 
              hierzulande nicht alles perfekt und es muss verändert, einiges 
              muss verändert werden.  
            Mich würde nur interessieren, 
              ob Du wirklich glaubst, dass durch eine Ausrichtung der weiblichen 
              Bestimmung auf das Kind in erster Linie und in der Anfangszeit und 
              darüber hinausgehend die Versorgung der Familie, ob damit die 
              Probleme beseitigt werden?  
            Eva Herman:  Also 
              es sind auf jeden Fall einige Probleme beseitigt! Du wirst kein 
              Kind kriegen können. So ist das nun mal, dass sind wir Frauen. 
              Und das wird auch weiterhin so bleiben. Und wenn wir in diesem Land 
              fortbestehen wollen, müssen wir Kinder kriegen.  
            Wir müssen Kinder 
              nicht kriegen, damit die Rentenkassen voll werden  da verstehe 
              mich bitte nicht falsch  ich rede von etwas völlig anderem, 
              ich rede nämlich wirklich von Werten und ich rede davon, dass 
              Kinder ersehnt, geliebt sein müssen. Wir müssen sie haben 
              wollen. Das ist aber im Moment nicht der Fall, sondern wir reden 
              von der Selbstverwirklichung und nicht mehr von den Kindern.  
            Wir reden auch nicht 
              von den Frauen, die Angst haben, wenn sie zu Hause bleiben, dass 
              sie nicht mehr in den Job reinkommen, weil politisch und auch in 
              der Industrie die Weichen ganz anders gestellt werden. Und das wird 
              auch weiterhin so bleiben. Und wenn wir in diesem Land fortbestehen 
              wollen, dann müssen wir Kinder kriegen. Wir müssen Kinder 
              nicht kriegen, damit die Rentenkassen voll werden  da verstehe 
              mich bitte nicht falsch  ich rede von etwas völlig anderem, 
              ich rede nämlich wirklich von Werten und ich rede davon, dass 
              Kinder ersehnt, geliebt sein müssen. Wir müssen sie haben 
              wollen. Das ist aber im Moment nicht der Fall. Wir reden von der 
              Selbstverwirklichung und nicht mehr von den Kindern. Wir reden auch 
              nicht von den Frauen, die Angst haben, wenn sie zu Hause bleiben, 
              daß sie nicht mehr in den Job reinkommen. Weil politisch und 
              auch in der Industrie die Weichen ganz anders gestellt werden.  
            Johannes 
              B. Kerner: Einige inhaltliche Auseinandersetzungen möchte 
              ich noch haben, insbesondere mit Deinen beiden Büchern, bevor 
              wir natürlich auch mit Mario Barth sprechen, der mit 5 Brüdern 
              zusammen, mit 5 Brüdern, von einer glücklichen Mutter 
              aufgezogen wurde?  
            Mario Barth: Einer 
              wunderbar glücklichen Mutter aufgezogen.  
            Johannes 
              B. Kerner: Die zu Hause geblieben ist...  
            Mario Barth: Die 
              ist zu Hause geblieben. Hat bei meinem Vater auch geholfen im Restaurant. 
              Wir waren selbständig - Was heißt wir? Ich nicht so  
              aber meine älteren  das lief bei uns zuhause aber alles, 
              da wurde keiner gezwungen zu irgendwas. Ich wurde zur Hausarbeit 
              gezwungen. Also nicht zur Hausarbeit, ich musste Hausarbeiten machen. 
              Mathematik ...  
            Johannes 
              B. Kerner: Schularbeiten.  
            Mario Barth: Schularbeiten. 
              Aber sonst, ne meine Mutter ist  witziger Weise wird ganz 
              oft gesagt, wenn ich sage: ich habe fünf Brüder "die 
              arme Mutter"! Und meine Mutter ist, ich glaube, sie ist total 
              glücklich. Ich glaube ja!  
            Johannes 
              B. Kerner: Wir werden das Gespräch intensivieren 
              (Applaus vom Publikum).  
            Ich möchte nur vorher, 
              ich habe das eben schon gesagt. Weil ja immer gesagt wird, das wäre 
              Populismus, es wird provoziert und die Presse hat sich nicht korrekt 
              verhalten. Das hast Du ja auch gesagt, Eva, 2 Zitate miteinander 
              vergleichen. Und 
              zwar lautet das eine:  
             
              "Die Forderung 
                der heutigen Frauenemanzipation wurde im Namen eines schrankenlosen 
                Individualismus erhoben".  
             
            Das ist das eine Zitat! 
              Das zweite heißt:  
             
              "Das Hohelied 
                des Individualismus hat längst seinen verführerischen 
                Klang verloren, doch mittlerweile haben sich reichlich Gründe 
                erschlossen, warum man sich von dieser gefährlichen Vorstellung 
                befreien sollte".  
             
            Das klingt vergleichsweise 
              ähnlich. Das eine ist aus deinem ersten Buch und das andere 
              ist von Alfred Rosenberg aus dem Buch "Mythus des 20 Jahrhunderts" 
              von 1930, das war der Chefideologe der deutschen Nationalsozialisten. 
               
            Eva Herman:  Ja, 
              jetzt geht das schon wieder los! Ich mein, kann das jetzt nicht 
              einfach mal auf..., das ist Ansichtssache und das kann ja sehr gut 
              sein.  
            Johannes 
              B. Kerner: Wusstest Du das vorher?  
            Eva Herman:  Nein. 
              Ich...  
            Johannes 
              B. Kerner: Das ist übrigens, ich bin da nicht draufgekommen. 
              Da ist die Schriftstellerin Thea Dorn draufgekommen, die hat das 
              in der taz geschrieben 2006.  
            Eva Herman: Ja, 
              Thea Dorn hat auch mein Eva-Prinzip zum Eva-Braun-Prinzip gemacht 
              in der taz.  
            Ich möchte nochmal 
              an dieser Stelle darauf hinweisen, es ist anscheinend tatsächlich 
              so, das wirklich wir über solche Dinge gar nicht mehr reden 
              können, wir können nicht mehr einfordern, uns für 
              Werte stark zu machen, es birgt nur eine große Gefahr, wenn 
              es in unserer Demokratie nicht mehr möglich ist, über 
              solche Sachen zu reden,...Moment...  
            Johannes 
              B. Kerner: So ausführlich durftest Du noch nirgendwo 
              reden, in den letzten zwei Monaten. Aber es ist ja nun mal so... 
               
            Eva Herman: ...dann 
              spielen wir wirklich der rechten Szene in die Hände...  
            Johannes 
              B. Kerner: Aber Eva, jetzt...  
            Eva Herman: Nein, 
              weil sich dann keiner mehr um die, das ist dann wirklich ihr Gebiet, 
              sie machen es zu ihrem Gebiet, wenn sich niemand anderer mehr dafür 
              einsetzt. (Applaus vom Publikum) Das ist ja wirklich gefährlich, 
              was ihr hier macht.  
            Johannes 
              B. Kerner: Eva, ich verstehe Deinen Ansatz. Ich weiß 
              auch um Deinen Kampf gegen Rechts in Organisationen, wo Du Dich 
              wirklich einsetzt, nur, ich muss eben auch sagen, wenn Du schreibst 
              in Deinem Buch "es ist Zeit, die wahre Bestimmung der Weiblichkeit 
              zu erkennen und in unserer Gesellschaft zu installieren, um uns 
              zu retten"...  
            Eva Herman: Ja, 
              bist Du bibelfest? Bist Du bibelfest oder nicht?  
            Johannes 
              B. Kerner: Was ist denn die wahre Bestimmung der Weiblichkeit 
               ist doch nicht, zu Hause zu sitzen und die Kinder groß 
              zu ziehen. Sondern die wahre Bestimmung der Weiblichkeit ist doch 
              ein voll anerkanntes Mitglied einer Gesellschaft zu sein ...  
            Senta Berger: 
              ... oder ihr Leben zu leben  und das frei zu bestimmen, darum 
              geht es doch. Natürlich, ich meine, wenn man bedenkt, dass 
              diese Rahmenbedingungen für Frauen, die Beruf und Kind haben 
              und haben wollen und haben müssen, unter Umständen, dass 
              man die verbessern kann, ich finde, dass ist die Diskussion, die 
              angesagt ist, und die ja auch geführt wird. Wir haben ja eine 
              ganz anständige Familienministerin im Moment, finde ich, oder? 
               
            Margarethe Schreinemakers: 
              Zumindest macht sie einen Vorstoß nach langer Zeit ... 
               
            Senta Berger: 
              Aber ich meine dazu gehört ja so viel mehr. In kleinen Wohnungen 
              große Familien unterzubringen ist schon einmal wahnsinnig 
              schwierig. Es geht da auch immer um die Wirtschaftlichkeit.  
            Ich finde auch, schon 
              in den 50er Jahren, wenn man nach Italien gefahren ist, als Teenager, 
              da hat man plötzlich gesehen, das die Kinder im Restaurant 
              laut sein durften, und das sieht man auch heute noch, das man dem 
              Kind gegenüber eine andere Einstellung hat, in Deutschland 
              war das dann ziemlich zugedeckt mit "sitz ordentlich" 
              und "schrei nicht so rum" und "Du störst die 
              anderen Gäste", das finde ich hat sich total geändert, 
              wenn ich damals auf dem Mond geschossen wäre, sagt man so, 
              ne, überhaupt nicht...  
            Johannes 
              B. Kerner: ...weiß ich nicht, geflogen wäre... 
               
            Senta Berger: 
              ... und dann wieder zurückgekommen wäre heute nach Deutschland, 
              ich würde gar nicht wissen, was das für ein Land ist, 
              so stark hat sich Deutschland verändert. 
            Johannes 
              B. Kerner: Wobei es nach wie vor große Probleme 
              gibt, also auch im täglichen Leben...  
            Senta Berger: Es 
              gibt große Probleme, aber es gibt keine Kinderfeindlichkeit. 
               
            Schreinemakers: Hui, 
              hui, hui...  
            Johannes 
              B. Kerner: Na, weiß ich nicht. Da kenne ich eine 
              Frau, die wohnt bei mir zu Hause, die sagt immer, das sei grässlich, 
              wenn man zum Beispiel fliegt mit Kindern, da hilft Dir keiner, mal 
              einen Kinderwagen von links nach rechts oder so.  
            Senta Berger:  
              Na gut, das müssen wir ja nicht unterstützen.  
            Johannes 
              B. Kerner: Ich hab gesagt Eva, Du hast die Gelegenheit 
              auch zu sagen, was Du für Reaktionen bekommen hast auf die 
              ganzen Schlagzeilen, die es gegeben hat. 
            Senta Berger:  
              Na 100.000 verkaufte Bücher.  
            Johannes 
              B. Kerner: Das war das erste Buch. Beim zweiten sind 
              wir noch nicht soweit, aber das wird man ja dann sehen. Am Wochenende 
              warst Du zum Beispiel - ok Gott - war das ein Katholikentreffen? 
              Das Forum Deutscher Katholiken? Da bist Du, schreibt die Zeitung 
              heute, bejubelt worden. Was gab es sonst für Reaktionen?  
            Eva Herman: Ich 
              bin ehrlich gesagt sehr froh, dass ich völlig andere Reaktionen 
              von den Menschen bekommen habe, als das, was ich jetzt hier wieder 
              erlebe, wo also wieder was schön geredet wird aus so einer 
              medienpolitischen Sicht, die so wenig mit der Realität zu tun 
              hat, also: 
            ich habe tatsächlich 
              wieder viele tausend Briefe und E-Mails bekommen von Familien, die 
              sagen, wir möchten gerne unsere Familie leben, wir möchten 
              gerne Anerkennung haben, wir möchten auch gerne Entlastung 
              haben, steuerliche Entlastung zum Beispiel, statt dessen kriegen 
              wir immer weiter Belastung: Die Öko-Steuer, die Mehrwertsteuererhöhung, 
              das geht doch alles zu Lasten der Familie.  
            Wir berichten auf der 
              einen Seite über die wachsende Kinderarmut in Deutschland, 
              über ein riesengroßes Problem, wir machen dieses Problem 
              selbst, in dem wir diese Steuererhöhungen machen, die verfassungsschutzrechtlich 
              eigentlich überhaupt nicht zulässig sind, weil es eindeutige 
              Gerichtsurteile gibt ... 
            Johannes 
              B. Kerner: (unterbricht) Über das Elterngeld wird 
              doch gerade ausführlich diskutiert, da gibt es doch die entsprechenden 
              Vorlagen schon. Und es ist keine Zwangsveranstaltung das Elterngeld, 
              das kann man nehmen.  
            Eva Herman: (unterbricht) 
              Es wird diskutiert auch über 150 Euro in Anführung "Herdpremie", 
              eine Lächerlichkeit, die eventuell für daheim bleibende 
              Mütter ab 2013 gezahlt werden könnte  150 Euro - 
              und man überlegt, damit die Eltern das Geld nicht versaufen 
              das in Gutscheinen - versaufen sagen die Politiker (Applaus vom 
              Publikum) - in Gutscheinen auszugeben. Ich meine, wo sind wir denn 
              jetzt eigentlich? (Applaus vom Publikum)  
            Johannes 
              B. Kerner: Also, es hat eine Reihe von positiven Reaktionen 
              gegeben. Du sagst, die Menschen, die Dich ansprechen oder Dir schreiben, 
              reden ganz anders, als die Menschen, die in der Zeitung schreiben. 
               
            Eva Herman: Ja, 
              zum Glück gibt es davon viele.  
            Johannes 
              B. Kerner: Du hast Dich darüber beschwert und die 
              Formulierung war über die "gleichgeschaltete Presse" 
              in dieser Angelegenheit.  
            Eva Herman:  Ja. 
               
            Johannes 
              B. Kerner: Das ist keine glückliche Wortwahl. Weil 
              auch dieses Wort kommt aus dem Dritten Reich wie uns der Historiker 
              sagen kann.  
            Eva Herman:Ja, 
              aber das hatte ja der Spiegel dann auch gleich in seiner Online-Ausgabe 
              aufgegriffen und daraufhin musste man nur mal googeln, in welchem 
              Zusammenhang alleine der Spiegel diesen Begriff benutzt hat. Und 
              man wird fündig in mehreren Zusammenhängen. (Applaus vom 
              Publikum)  
            Johannes 
              B. Kerner: Das mag ja stimmen, es ist ja nicht wenn das 
              eine falsch ist, ist das andere...  
            Wolfgang  
              Wippermann: (unterbricht) 
              Nein also, das stimmt nun nicht, dass "Gleichschaltung" 
              kein nationalsozialistischer Begriff ist. Natürlich war "Gleichschaltung" 
              ein nationalsozialistischer Begriff. Gleichschaltung der Parteien, 
              der Verbände und der Länder. Und Sie haben hier einen 
              nationalsozialistischen Begriff gebraucht. Und ich finde es irgendwie 
              sehr problematisch, dass sie Zitate, dieses Zitat, dem haben sie 
              ja auch ihre Entlassung zu verdanken, das ist in allen Zeitungen. 
              Jetzt sagen Sie, das hat es nicht gegeben. So kann man da nicht 
              mit umgehen als Historiker. Das ist doch sozusagen da.  
            Eva Herman: Also 
              wie sie damit umgehen, kann ich auch nicht damit umgehen. Es tut 
              mir leid.  
            Wolfgang Wippermann: 
              Und deswegen machen sie jetzt Verschwörungstheorien und 
              sprechen von verlorenen Bändern, an die man nicht mehr rankommt. 
               
            Eva Herman:  Ja. 
               
            Wolfgang Wippermann: 
               Das ist eine Verschwörungspathologie, die sie dort haben. 
              Also, das ist doch sehr problematisch.  
            Eva Herman: (unterbricht) 
              Seien Sie doch ein bisschen vorsichtig mit dem, was Sie hier äußern 
              mir gegenüber. 
            Und ich möchte jetzt 
              auch ehrlich gesagt zu Ihnen gar nicht mehr Stellung nehmen. Und 
              ich möchte auch nicht mehr Stellung nehmen zu weiteren Vorwürfen 
              in diesem Zusammenhang, denn nochmal:  
            Sie müssen nur Google 
              eingeben. Und da können sie jede Zeitung durchgehen, welche 
              Zeitung diesen Begriff bereits benutzt hat.  
            Johannes 
              B. Kerner: Aber auch falsch, auch falsch.  
            Eva Herman:  Natürlich 
              ist er da benutzt worden. Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut 
              worden und wir fahren heute drauf. (Applaus vom Publikum) Moment. 
               
            Wolfgang Wippermann 
              (ruft): Ja, das ist ja das Schöne. Adolf hat die Autobahnen 
              gebaut  ja, das war es (ironisch). Das Autobahn-Argument ist 
              das beste (ironisch).  
            Senta Berger: Das 
              ist der nächste Satz, der zitiert wird.  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Das kann nicht sein, was Du hier sagst. Tut mir leid. Egal, wer 
              hier auch immer applaudiert, es tut mir leid. Das kannst Du so nicht 
              sagen.  
            Eva Herman: Nein, 
              Moment. Wir sitzen jetzt hier in einer Sendung und mir wird pausenlos 
              unterstellt ich sei im Kopf rechts und ich bin es einfach nicht. 
              Ich lehne es...  
            Margarethe Schreinemakers: 
              Oder nicht überlegt, entschuldige Mal, dann überlegst 
              Du nicht.  
            Mario Barth: Es 
              sagt ja keiner, dass Du das bist, es sagt, dass diese Äußerung 
              diesen Eindruck erweckt. Du hast bisher nicht gesagt, die Äußerung 
              ist wirklich Kacke gewesen, sondern ... (Applaus vom Publikum)  
            Ich war ja jetzt auch 
              auf einer Schule, aber vieles verstehe ich denn auch nicht, weil 
              so medienpolitisch drumrum geredet wird. Man redet von Familien 
              und Frauen zuhause, ich weiß nicht, ob die alle so studiert 
              haben, dass sie das alles so verstehen, was hier teilweise so ... 
               
            Johannes 
              B. Kerner: Mediendisskussion 
            Mario Barth: Ich 
              persönlich, ich sage so etwas nicht, ich bin persönlich 
              sehr glücklich mit der Situation, meine Freundin auch, die 
              darf machen was sie will. (Publikum lacht) Ich verstehe das auf 
              der einen Seite, dass Frauen, die Kinder zu Hause haben, schlechter 
              sind als andere. Aber ich finde dieses pauschalieren immer so doof, 
              dass alle Frauen darunter leiden. Meine Freundin nicht (Applaus 
              vom Publikum) 
            Johannes 
              B. Kerner: Es gibt einfach Sachen, die sind problematisch. 
              - Was heißt Problematisch, die gehen nicht. Und Autobahn geht 
              eben auch nicht. Ich versuchs nochmal anders: 
            Wenn Deine Kollegin Bettina 
              Tietjen, mit der du jahrelang die Sendung Herman & Tietjen moderiert 
              hast - sehr zur Freude vieler Zuschauer und zu eurem Spaß 
              ja auch. Wenn die sagt, das, was Eva redet, dem kann ich nicht mehr 
              folgen - ich sags jetzt mal ziemlich pauschal und verkürzt. 
              Wie nahe geht dir das? 
            Eva Herman: Es 
              ist natürlich auch eine Enttäuschung. Ich möchte 
              aber darauf hinweisen, dass bei allem, was sie gesagt hat, sie auch 
              dazu gesagt hat, dass ist kein rechtes Gedankengut habe, dass ich 
              kein Nazi bin. Sie bezieht sich bei dieser Äußerung natürlich 
              auf das Eva-Prinzip und auf das, über das ich seit über 
              einem Jahr spreche ...  
            Johannes 
              B. Kerner (unterbricht): 
              Hat sie gesagt, sei bei 
              deinem nächsten Buch vorsichtiger?  
             Moment! - ..., das zeigt 
              eigentlich  
            Das zeigt eigentlich, 
              wo wir heute sind. Dass ich gewarnt werden musste - mehrfach, dass 
              ich meine Meinung über dieses Thema nicht frei äußern 
              sollte ... 
             Margarethe Schreinemakers: 
              Ach nee, also ... 
            (mehrere reden durcheinander) 
            Johannes 
              B. Kerner: Die Bettina Tietjen hat gesagt, sei vorsichtig 
              beim nächsten Buch.  
            Es geht, wenn ich meine 
              unbescheidene Meinung sagen darf. Es geht nicht um die Sache, es 
              geht nicht um die Beschreibung von Werten und das, was du da einforderst. 
               
            Eva Herman (unterbricht): 
              Natürlich geht es darum! 
            Ich glaube, es geht um 
              die Vergleiche, die da genommen worden sich. Es geht um die Vergleiche 
              und Begriffe, die in dem Zusammenhang fallen ... 
            Eva Herman (unterbricht): 
              Du sagt aber zurechst, du glaubst. Du weißt es nicht.  
            Johannes 
              B. Kerner: Ich weiß es nicht. In NS-Zeit ist kein 
              guter Berater, Gleichstellung ist kein guter Begriff 
            Senta Berger (unterbricht): 
              Wie will man Werte definieren. Hier gehts um verlorene Werte. 
              Die Welt hat sich geändert. Wie kann man Werte definieren. 
              Ich finde es ein großes Gut, dass sich Männer und Frauen 
              sich miteinander emanzipiert haben, dass sie miteinander leben und 
              dass sie auch miteinander ihren Alltag teilen. Diese Kinder haben 
              auch Väter.  
            Und wenn man in Berlin 
              wohnt, so wie ich, dann sieht man diese Väter. Die haben ein 
              Kind vorne im Kängurubeutel und eines an der Hüfte ... 
            Eva Herman: Das 
              ist wunderbar!  
            Senta Berger: 
              und sie gehen in den Kindergarten mit ihnen. Das hat uns doch sehr 
              nahe (zueinander) gebracht. Ich verstehe nicht, ich muss immer sagen, 
              schade, ich kenne diese Bücher nicht.  
            Johannes 
              B. Kerner: Wir 
              könnten natürlich über ganz viele Thesen und Zitate 
              aus dem Buch sprechen. Ich vermute nur, dass wir in der Sache nicht 
              weiterkommen - also die Weicheidiskussion ... 
            Margarethe Schreinemakers 
              (unterbricht): Das wirst du nicht klären können 
              - glaube ich ncht. 
            Eva Hermann: Fakt 
              ist doch, dass wir eine Leistungskrise bei den Jungs haben, beispielsweise. 
            Johannes 
              B. Kerner: Ist 
              das so? 
            Eva Hermann:  
              Ja! 
            Mario Barth: Was 
              haben wir?  
            Eva Hermann:  
              Eine tiefe Leistungskrise 
              bei den Jungs: 14 Prozent weniger Abitur, 80 Prozent der fehlenden 
              Schulabschlüsse sind von Jungs. Bei Gewaltaktionen sind es 
              fast 100 Prozent Jungs. Und alle Umfragen ...  
            (wird unterbroch mit) 
              : Aber das liegt ... 
            (Unruhe) 
            Das liegt zum Beispiel 
              unter andem daran, dass die Jungs fehlende Vaterbilder haben. Ihnen 
              fehlen vielfach die Männer als Vorbilder - viele alleinerziehende 
              Mütter. Das ist der Zustand unserer Gesellschaft.  
            Ja natürlich, wir 
              müssen doch einfach sehen: Es gibt doch die Feminisierung in 
              der Erziehung, wo Jungs, wo Kinder in der Kita, im Kindergarten, 
              in der Grundschule nur von Frauen erzogen werden. Das ist wunderbar 
              auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, wenn 
              ein Kind bei einer alleinerziehenden Mutter, die arbeiten gehen 
              muss, weil sie keine Erleichterung vom Staat bekommt, groß 
              wird, kann es sein, dass er 18 Jahre ist und keine verlässliche, 
              männliche Bezugsperson kennen gelernt hat. Und natürlich 
              verändert das Kinder. 
            Senta Berger: Entschuldiung. 
              Die männliche Bezugsperson kann das Kind gar nicht bekommen, 
              wenn die Mutter zu Hause bleibt. Ich finde all die Eindrücke 
              ... (Applaus vom Publikum) 
            Bei mir war es ganz bestimmt, 
              dass mein Beruf leichter zu organisieren ist als bei einer Frau, 
              die jeden Morgen um sieben in der Fabrik steht oder um neun Uhr 
              im Büro. Das kann man als Schauspielerin besser organisieren. 
              Und ich habe mich sehr stark auf die Kinder konzentrieren können, 
              solange sie mich gebraucht haben oder ich das Gefühl gehabt 
              habe, ich sollte mich ganz verstärkt nur um sie kümmern. 
              Das war wichtiger für mich, als für meine Kinder.  
            Johannes 
              B. Kerner: Eva, 
              hast du deine Meinung in dieser Angelegenheit eigentlich geändert 
              so in den letzten Jahren - zum Beispiel seit du selbst Mutter bist? 
               
            Eva Herman: Ja, 
              natürlich hat sich das geändert. 
            Senta Berger (unterbricht): 
              Aber die Pubertät kommt noch beim ihrem Kind - so wegen Schule 
              und Leistungsabfall. Oder, Mario?  
            Mario Barth: Ich 
              war in der Schule ein Chaot und jetzt sitze ich in der Fernsehsendung. 
              Das ist doch toll. (Großer Applaus vom Publikum) 
            Johannes 
              B. Kerner: Du hast Klage eingereicht beim Amtsgericht 
              Hamburg gegen den Norddeutschen Rundfunk. Was willst du erreichen? 
               
            Eva Herman: Ich 
              kann darüber detailliert hier nicht sprechen, weil es ein natürlich 
              schwebendes Verfahren ist.  
            Johannes 
              B. Kerner: Ja. Worauf klagst du, meine ich?  
            Eva Herman: Das 
              sag ich hier auch nicht.  
            Johannes 
              B. Kerner: Möchtest du wieder eingestellt werden 
              oder möchtest du, dass die etwas zurück nehmen von dem, 
              was sie gesagt haben?  
            Eva Herman: Ich 
              möchte, dass der Fall jetzt mal richtig untersucht wird. Das 
              ist eine unzulässige Kündigung gewesen. 
            Johannes 
              B. Kerner: O.K. Kannst du deinen Sohn davor schützen, 
              dass er das mitbekommt, was mit der Mutter ist. 
            Eva Herman: Wir 
              sprechen darüber.  
            Johannes 
              B. Kerner: Der ist noch keine fünfzehn.  
            Eva Herman: Er 
              ist zehn. Wir reden darüber, aber wir reden nicht ausführlich 
              darüber. Es interessiert ihn ehrlich gesagt auch nicht besonders. 
                
            Johannes 
              B. Kerner: Wo bist du in fünf Jahren, in zehn Jahren 
              - in den Momenten, wo man perspektivisch denkt. Wo siehst du dich 
              da?  
            Eva Herman: Weiß 
              ich nicht. Kann ich jetzt, nachdem sich mein Schicksal ziemlich 
              schnell geändert hat, nicht sagen, aber nochmal: Es ist nicht 
              so, dass ich mich jetzt unglücklich verkrieche, sondern ich 
              sehe in solchen Änderungen auch immer eine Chance. Und möglicherweise 
              kann ich mich jetzt für dieses Thema noch intensiver einsetzen, 
              als ich das vorher konnte. 
            Johannes 
              B. Kerner: Zum Schluss unseres Gesprächs nochmal 
              dieselbe Frage, die ich dir am Anfang gestellt habe: Glaubst du, 
              dass nur die andere Fehler gemacht haben und du keinen?  
            Eva Herman:  Nein, 
              natürlich, jeder macht Fehler. Und mein Fehler ist es vielleicht 
              gewesen, nicht von Anfang sofort auf die Herausgabe des Materials 
              noch deutlicher zu drängen, wenngleich es ja nicht möglich 
              gewesen wäre, weil es bis heute nicht erschienen ist.  
            Johannes 
              B. Kerner: Aber deine Formulierung war nicht fehlerhaft? 
              Die würdest du auch wieder so benutzen, weil: Da hast du nichts 
              falsch gemacht.  
            Eva Herman:  Nochmal: 
              Ich spreche von der ganzen Pressekonferenz. Wir können doch 
              nicht nur sagen, es geht um ein Zitat.  
            Johannes 
              B. Kerner (unterbricht): 
              Nein, nein. Würdest du das heute alles genauso wieder machen 
              und sagen? 
            Ich will dich ganz fair 
              behandeln und dir alle Möglichkeiten geben, das darzustellen. 
               
            Johannes 
              B. Kerner: Ich könnte jetzt sagen, ich würde 
              es wieder so machen, aber natürlich wird man durch solche Dinge, 
              solche Vorfälle vorsichtiger. Ich muss einfach lernen, dass 
              man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen, ohne 
              in Gefahr zu geraten. 
            (Unruhe, vereinzelt Applaus 
              im Publikum) 
            Margarethe Schreinemakers: 
              Das geht doch garnicht. Das geht doch hier alles nicht. Entschuldige 
              mal. Es geht nicht. Das ist ne Ebene, die geht nicht. Da muss ich 
              mich davon distanzieren, hier zu sitzen.Und 
              Mario auch. Das ist unerträglich.  
            Johannes 
              B. Kerner:  Es 
              ist für mich auch nicht leicht zu ertragen, aber ich hab ja 
              noch den Tisch.  
             :Margarethe Schreinemakers: 
               Ich krieg 
              erhöhten Puls. Sorry. (Gelächter im Publikum) 
            Johannes 
              B. Kerner: An dem Punkt, wo ich merke, dass wir inhaltlich 
              nicht weiterkommen, lassen wir es dann natürlich. Ich wollte 
              nur zum Ende des Gesprächs, weil ich mich der Fairness verpflichtet 
              fühle, noch mal Gelegenheit zu geben, dir die Möglichkeit 
              zu bieten, zu sagen, dass du vielleicht auch nach der Diskussion 
              irgendwas anders siehst. Du hast gesagt, dass du es nicht so siehst. 
              Das ist dein gutes Recht. Und dann beenden wir hier das Gespräch 
              an dieser stelle. Vielen herzlichen Dank. 
            Eva Hermann: Danke 
            (Applaus vom Publikum, 
              Eva Herman bleibt auf ihrem Platz sitzen, wie normalerweise üblich 
              bei Kerner) 
            Margarethe Schreinemakers: 
              Ich verstehs jetzt nicht. Jetzt sitzen wir hier und haben ein 
              Problem. Und ich habe anfangs noch gedacht, Eva hat garnicht gewusst, 
              was sie sagt. Da waren so viele Informationen und sie wollte ihr 
              Buch verkaufen und sie war so eifrig und dann geht was daneben. 
              Und da geht leider was daneben, wo überhaupt nichts daneben 
              gehen darf.  
             Du gibst ihr jede Chance 
              dieser Welt - mit einer Engelsgeduld, aber es gibt die Dinge, die 
              kann man nicht vertreten, die kann man nicht sagen und dazu kann 
              man auch nicht ruhig hier sitzen.  
            Johannes B. Kerner: 
              Ich würde schon sagen, Eva Herman die Gelegenheit gegeben 
              zu haben, das darzustellen, uns das erklären zu lassen, die 
              historischen Zusammenhänge von einem ausgewiesenem Fachmann 
              dafür, der sehr viel veröffentlicht hat über das 
              NS-Regime, über die Nazi-Zeit und wir haben hier, wie ich finde 
              nicht uninteressant darüber gesprochen. Irgendwann ist der 
              Punkt, wo ich dann - in diesem Fall jetzt an Eva - keine weiteren 
              Fragen habe. Aber das heißt ja nicht, dass unsere Zeitung 
              zu Ende ist. Wir haben ja noch ein paar Seiten Zeitung hinten dran. 
               
            Margarethe Schreinemakers: 
              Das ist sehr schwierig. Ich finde es schade, dass wir hier in 
              einer weitläufigen Distanz sitzen. Ich finde es auch sehr schade, 
              wenn Eva sagt, sie lehnt es ab, mit einem ausgewiesenen Fachmann, 
              der sich mehr als drei Gedanken zum Thema gemacht hat und der weit 
              davon entfernt ist, zu polemisieren. Ich finde es schade, dass sie 
              ablehnt und auch noch sagt "Mit Ihnen rede ich gar nicht". 
              Also das ist eine Basis, wo ich sage, geht auch nicht. (Applaus 
              vom Publikum) 
            Johannes B. Kerner: 
               Dann holen wir uns mal die Thesen aus dem Buch: These eins: 
              Es hat nachhaltige und negative Folgen für Kinder, wenn sie 
              nicht an ihre Mütter gebunden werden, sondern an fremdes Erziehungspersonal. 
              Wie lange warst du bei Bischof Mixa in der Lehre?  
            Eva Herman: Ich 
              war nicht bei Bischof Mixa in der Lehre, sondern ich habe mich einhellig 
              damit auseinandergesetzt: Bindungsforschung, Säuglingsforschung, 
              Hirnforschung. Die ist etwas 50 Jahre alt - die Bindungsforschung. 
              Und es gibt weltweit, aber auch in Deutschland herausragende Leute, 
              die darüber Auskunft geben können über diese ersten 
              drei bzw. vier wichtigen Jahre, in denen ein Kind ein Bindungsverhalten 
              herstellt.  
            Ich sagt bin nicht, dass 
              ich grundsätzlich gegen eine Krippe bin, denn es gibt immer 
              Fälle, in denen es wichtig ist, dass Kinder aus sozialen Verhältnissen 
              herauskommen und in geordnete Verhältnisse kommen, auch die 
              Sprache lernen können, wenn sie in ausländischen Familien 
              sind, wo man die Sprache nicht spricht. Das ist ganz klar. Aber 
              wir sollten doch daraus nicht die Norm machen und das zum Maßstab 
              aller Dinge.  
            Senta Berger:  
              Wir machen es doch nicht zur Norm. 
            Johannes B. Kerner: 
              Es gibt diese und jene 
              Möglichkeit. Man kann so oder so leben.  
             Eva Herman: 750.000 
              neue Krippenplätze in Deutschland heißt ...  
            Senta Berger (unterbricht): 
              Das ist dringend notwendig für alle Frauen, die arbeiten 
              müssen. Dafür ist es gedacht. (Applaus vom Publikum) 
            Eva Herman: Sie 
              haben ja Recht, liebe Senta Berger. Sie haben Recht insofern, als 
              dass diese Frauen arbeiten müssen, weil sie ihren Lebensunterhalt 
              verdienen müssen ... 
            Senta Berger: So 
              ist es. Weil die Wohnungsmiete sehr hoch ist, weil das Benzin teuer 
              ist. Aber glauben sie mir, es wird nicht ein Kind mehr gezeugt, 
              wenn die Mehrwertsteuer runtergeht. (Gelächter im Publikum) 
              Das wäre mir wirklich zu simpel. (Applaus vom Publikum) 
            Eva Herman: Wir 
              wissen, dass aber auch kein Kind mehr gezeugt wird, wenn es mehr 
              Krippen gibt, weil zum Beispiel in Sachsen-Anhalt gibt es ein Krippenangebot 
              von über 40 Prozent. Da haben wir eine der niedrigsten Geburtsraten, 
              während in Baden-Würthemberg und Bayern das niedrigste 
              Krippenangebot ... 
            Senta 
              Berger (unterbricht): Die jungen Leute haben überhaupt 
              keine Jobs in Sachsen-Anhalt. Man muss ihnen Arbeit schaffen. Das 
              ist ihr gutes Recht und dann können sie auch eine Familie gründen 
              und dann haben sie gerne Kinder.  
            Also, ich muss gehen. 
              Es 
              tut mir wirklich leid. Ich kann diese Diskussion nur wirklich ernsthaft 
              führen, dann muss ich mich vorbereiten, muss ihre Bücher 
              kennen. Oder aber wir machen, was wir eigentlich auch mal vorgesehen 
              hatten. Ich gehe jetzt gerne. O.K.? (Applaus vom Publikum) 
            Johannes B. Kerner: 
              Es sind ja doch die besonders spannenden Momente, wo man sich 
              selbst son bisschen Gedanken macht und überlegt, wie man weitermacht. 
              Und die habe ich mir jetzt gemacht und habe mich entschieden, dass 
              ich mit meinen drei Gästen weiterrede und dich, Eva, verabschiede. 
               
            Eva Herman: Danke 
              schön.  
            Johannes B. Kerner: 
              Vielen herzlichen Dank. 
            (Eva Herman geht, Applaus 
              vom Publikum und von M. Schreinemakers, Kerner zeigt auf Mario Barth 
              und bietet ihm Eva Hermans Sessel an)  
            Mario Barth: Soll 
              ich mich setzen?  
            Berger: Ja bitte. Es 
              hängt jetzt an dir.  
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