Hans 
              und Sophie Scholl und die "Weiße Rose"
            
            
               
                  | 
                  | 
                  | 
               
               
                |  
                   Hans 
                    Scholl 
                    22.09.1918 - 22.02.1943 Student der Medizin 
                 | 
                 
                  Sophie 
                    Scholl 
                    09.05.1921 - 22.02.1943 
                    Studentin der Biologie und Philosophie 
                 | 
                 
                   Christof 
                    Probst  
                    06.11.1919 - 22.02.1943 
                    Student der Medizin  
                 | 
               
             
            Was war die "Weiße 
              Rose"?
            Die Weiße Rose 
              war der Name einer christlich motivierten Widerstandsgruppe in München 
              während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Juni 1942 wurde 
              die Gruppe gegründet und bestand bis zum Februar 1943. Die 
              Mitglieder der Weißen Rose verfassten, druckten und verteilten 
              unter Lebensgefahr insgesamt sechs Flugblätter, in denen zum 
              Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde.  
            Mitglieder der Weißen 
              Rose waren die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie deren Kommilitonen 
              Christoph Probst, Willi Graf und Alexander Schmorell, außerdem 
              der Universitätsprofessor Kurt Huber. 
            Ihr 6. Flugblatt wird ihnen zum Verhängnis
            
              
                  | 
               
              
                |  
                   Ludwig-Maximilians-Universität 
                    (LMU), München, fast auf den Tag genau 69 Jahre danach 
                    Hier, wo Sophie und Hans Scholl studierten, verteilten sie 
                    ihre letzten Flugblätter "Weiße Rose" 
                    Foto: Uwe Schütz 
                 | 
               
             
            In der Nacht zum 16. 
              Februar 1943 verteilen Hans Scholl und Alexander Schmorell in München 
              ca. 1.000 Flugblätter. Nachdem noch Exemplare übrig sind, 
              beschließen Hans und Sophie Scholl, diese in ihre Uni zu verteilen. 
              Am 18. Februar tretten sie gegen 10.45 Uhr in der Ludwig-Maximilians-Universität 
              (LMU) ein und legen die Flugblätter während der Vorlesungen 
              stoßweise vor den Hörsälen und in den Gängen 
              aus.  
            Als sie schon am rückwärtigen 
              Ausgang Amalienstraße sind, kehren sie um und lauffen in den 
              ersten Stock, wo sie nochmals Flugblätter ablegen. Dann rennen 
              sie in den zweiten Stock, wo Sophie den Rest der Flugblätter 
              über die Brüstung in den Lichthof wirft. Dabei werden 
              die beiden vom Hörsaaldiener Jakob Schmid entdeckt und von 
              ihm und anderen so lange festgehalten, bis die Gestapo eintrifft. 
            Hans und Sophie Scholl 
              werden zunächst zum Wittelsbacher Palais, der Gestapo-Zentrale, 
              transportiert und dort getrennt bis zum 21. Februar stundenlang 
              vernommen. Hans Scholl hatte bei seiner Festnahme einen Flugblattentwurf 
              von Christoph Probst bei sich, sodass auch dieser festgenommen und 
              angeklagt wurde.  
            Die Geschwister Scholl 
              und Christoph Probst werden von Roland Freisler, Präsident 
              des Volksgerichtshofs, wegen Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung 
              und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. 
            Am 22. Februar 1943 werden 
              Sophie Scholl, Hans Scholl und ihr Freund Christof Probst enthauptet. 
              Wenige Wochen später werden auch die Weiße-Rose-Mitglieder 
              Prof. Kurt Huber, Alexander Schmorell und Willi Graf hingerichtet. 
             
            Was waren ihre Überzeugungen 
              und wie kamen sie dazu?
            Familie Scholl war davon 
              überzeugt, dass Glaube und Politik nicht von einander zu trennen 
              sind. Die anfänglicher Begeisterung für das Gemeinschaftserlebnis 
              in der Hitlerjugend schlug bald um in offene Kritik gegen das NS-Regime 
              um. 
            Dabei waren es nicht 
              die Vorhaltungen des Vaters, der Hitler mit dem Rattenfänger 
              von Hameln verglich, die die Jugendlichen in zunehmend kritische 
              Distanz zum Nationalsozialismus brachten, sondern die Erfahrungen 
              der Beschneidung der eigenen Individualität: 
            
              - Das Verbot, russische 
                und norwegische Volkslieder zur Gitarre zu singen
 
              - Die Aufforderung, 
                die selbstgenähte Phantasiefahne des Fähnleins abzugehen
 
              - Das Verbot, Stefan 
                Zweigs Sternstunden der Menschheit" zu lesen
 
              - Das rätselhafte 
                Verschwinden eines jungen Lehrers
 
               
             
            
               
                  | 
               
               
                |  
                   Sophie 
                    Scholl 1942 © Gedenkstätte Deutscher 
                    Widerstand 
                 | 
               
             
            Lebenslauf 
              von Sophie Scholl
            Sophie Scholl wird am 
              9. Mai 1921 im württembergischen Forchtenberg geboren. Ihr 
              gefällt zunächst das von den Nationalsozialisten progpagierte 
              Gemeinschaftsideal und tritt mit 13 dem Bund Deutscher Mädchen 
              (BDM) bei. Nach dem Abitur 1940 beginnt sie eine Ausbildung zur 
              Kindergärtnerin, wird dann jedoch zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. 
              Dort entwickelt Sophie Scholl eine tiefe Abneigung gegen die Progaganda 
              und Parolen des Naziregimes. 
            1942 schreibt sie sich 
              an der Münchener Universität (LMU) für Biologie und 
              Philosophie ein. Ihr drei Jahre älterer Bruder Hans, der dort 
              Medizin studiert, macht sie mit anderen regimekritischen Kommilitonen 
              bekannt. Sophie Scholl ist zum illegalen Widerstand entschlossen 
              und beteiligt sich an Aktionen der Gruppe "Die Weiße 
              Rose". Am 18. Februar 1943 werden Hans und Sophie Scholl verhaftet 
              und vier Tage später durch Enthauptung hingerichtet  
              mehr in unserem Kalenderblatt  
            Ihre 
              Veröffentlichungen "Die Weiße Rose"
            Die Geschwister 
              Scholl und ihre Freunde im studentischen Widerstand haben vom Sommer 
              1942 bis zu ihrer Verhaftung im Frühjahr 1943 sechs Flugblätter 
              erstellt und verbreitet, in denen sie zum Widerstand gegen den nationalsozialistischen 
              Terror aufriefen.  
             
              Wenn 
                so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn es in der 
                Luft liegt, wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten gewaltigen 
                Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende 
                mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende 
                 (Flugblatt 
                II). 
             
            In ihren Flugblatt-Aktionen 
              versuchten sie, ein Bewusstsein für den wahren Charakter des 
              NS-Regimes zu schaffen und riefen zum passiven Widerstand auf:  
             
              Jedes 
                Wort, das aus Hitlers Mund kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden 
                sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhafter Weise den 
                Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, 
                den gefallenen Engel, den Satan. (...) Wohl muß man mit 
                rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen 
                Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz 
                der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen 
                Hintergrund dieses Krieges bei weitem nicht begriffen. (...) Gibt 
                es Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um die 
                Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein 
                Spiel mit Intrigen, ein Hinausschieben der Entscheidung in der 
                Hoffnung, daß ein anderer die Waffe erhebt, um Dich zu verteidigen? 
                Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen. 
                Wir müssen (kursiv im Original) das Böse dort angreifen, 
                wo es am mächtigsten ist, und es ist am mächtigsten 
                in der Macht Hitlers" (Flugblatt 
                IV). 
             
            In ihrem sechsten, 
              ihrem letzten Flugblatt, dass Prof. Kurt Huber verfasste und das 
              Sophie und Hans Scholl vor ihrer Verhaftung am 18.02.1943 in der 
              Uni München auslegten, heißt es:  
             
              Freiheit 
                und Ehre! 
                Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen 
                deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, 
                wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte 
                einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und 
                Ehre gilt, das haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller 
                materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz 
                im deutschen Volk genügsam gezeigt...  
                Studentinnen ! Studenten ! Auf uns sieht das deutsche Volk !  
                Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, 
                so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der 
                Macht des Geistes. 
             
            Parallel zu 
              ihrer politischen Entwicklung, setzten sich die beiden Geschwister 
              intensiv mit dem Christentum auseinander. Geprägt wurden sie 
              durch ihre Freunde Carl Muth, Hochland-Herausgeber, den Publizisten 
              Theodor Haecker und Professor Kurt Huber, sowie durch Kierkegaard, 
              Augustinus und Pascal.  
            Hans Scholl 
              formulierte:  
               
            "Es 
              muß ein sichtbares Zeichen des Widerstandes von Christen gesetzt 
              werden.  
              Sollten wir am Ende dieses Krieges mit leeren Händen vor der 
              Frage stehen:  
              Was habt ihr getan?"  
              (Hans Scholl, 
              zitiert von H. Steffahn, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 65) 
            In ihrem Tagebuch 
              schreibt Sophie Scholl:  
             
              Wie 
                ein dürrer Sand ist meine Seele, wenn ich zu Dir beten möchte, 
                 
                nichts anderes fühlend als ihre eigene Unfruchtbarkeit.  
                Mein Gott, verwandle Du diesen Boden in eine gute Erde,  
                damit Dein Samen nicht umsonst in sie falle,  
                wenigstens lasse auf ihr die Sehnsucht wachsen nach Dir, ihrem 
                Schöpfer,  
                den sie so oft nicht mehr sehen will.  
                Ich bitte Dich von ganzem Herzen,  
                zu Dir rufe ich, 'Du', rufe ich, 
                wenn ich auch nichts von Dir weiß, als dass in dir allein 
                mein Heil ist,  
                wende Dich nicht von mir,  
                wenn ich Dein Pochen nicht höre, öffne doch mein taubes 
                Herz, mein taubes Herz,  
                gib mir die Unruhe, damit ich hinfinden kann zu einer Ruhe, die 
                lebendig ist in Dir.  
                O, ich bin ohnmächtig, nimm Dich meiner an und tue mit mir 
                nach Deinem guten Willen, 
                ich bitte Dich, ich bitte Dich"  
                (Tagebuch 
                15.07.42, Inge Jens, S. 261).  
             
              
            Hans Scholl 
              schreibt an Carl Muth:  
             
              "Sehr 
                geehrter Herr Professor! 
              Einige 
                Worte des Dankes möchte ich an Sie richten ... Zwei tiefe 
                Erlebnisse, von denen ich Ihnen noch erzählen muß, 
                und schließlich der grauenhafte Krieg, dieser Moloch, der 
                von unten herauf in die Seelen aller Männer schlich und sie 
                zu töten versuchte, machten mich noch einsamer. 
              Eines 
                Tages ist dann irgendwoher die Lösung gefallen. Ich hörte 
                den Namen des Herrn und vernahm ihn. In diese Zeit fällt 
                meine erste Begegnung mit Ihnen. Dann ist es von Tag zu Tag heller 
                geworden. Dann ist es wie Schuppen von meinen Augen gefallen. 
                Ich bete. Ich spüre einen sicheren Hintergrund und ich sehe 
                ein sicheres Ziel. Mir ist in diesem Jahre Christus neu geboren. 
                 
              Ihr Hans 
                Scholl"  
             
             |