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Allerheiligen
gesendet am 1. November 2025 von Uwe Schütz
 

 

 

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Was sagt Wikipedia über Allerheiligen?

Allerheiligen ist ein christliches Hochfest, an dem aller Heiligen gedacht wird, die schon zur Vollendung gelangt sind und als Vorbilder für die Gläubigen gelten. In der Westkirche wird Allerheiligen am 1. November begangen, in der Ostkirche am ersten Sonntag nach Pfingsten.

Allerheiligen ist in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein sogenannter „stiller Feiertag“. An solchen Tagen sind öffentliche Tanzveranstaltungen und laute Musik verboten. Außer in Dänemark, Niederlande und Tschechien ist Allerheiligen auch bei unseren Nachbarn gesetzlicher Feiertag, in der Schweiz nur in katholisch geprägten Kantonen. Im englischen Sprachraum heißt Allerheiligen „All Saints’ Day“ und wird häufig mit dem Prozessionslied „For All the Saints“ begangen.

Am Tag nach Allerheiligen, dem 2. November, begeht die römisch-katholische Kirche den Allerseelentag. Das am Vorabend, dem 31. Oktober, in manchen Ländern gefeierte „Halloween“ geht auf das keltische Toten- und Neujahrsfest zurück. In den USA pflegten irische Einwanderer ihre Halloween-Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus. Das Wort „Halloween“ leitet sich aus der englischen Bezeichnung „All Hallows Eve“, dem liturgischen Vorabend von Allerheiligen, ab. In der heutigen, aus Nordamerika zurückgekommenen Form, hat es stark kommerzialisierte und säkularisierte Formen angenommen.

 

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Wie ist der Feiertag „Allerheiligen“ entstanden?

Jahrzehntelang wurden die ersten Christen im Römischen Reich als jüdische Sekte aufgefasst. Obwohl das Judentum für die Römer unverständlich war, genossen Juden seit Julius Caesar im Prinzip Religionsfreiheit.

Das änderte sich, als die Zahl der Christen immer schneller wuchs. Spätestens seit Trajan, der im Jahr 98 römischer Kaiser wurde, galt das offene Bekenntnis zum Christentum als Schwerverbrechen. Grund dafür war wohl weniger die Ablehnung des heidnischen Kaiserkultes als vielmehr der Umstand, dass die Christen einen Mann verehrten, den die Römer als Rebellen und Hochverräter hingerichtet hatten, der aber von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren sein soll.

Das Gemeindewachstum galt nun als staatszersetzend und gefährlich. Viele Christen retteten sich mit einem Opfer vor der Statue des Kaisers und mit schlechtem Gewissen.

Diejenigen aber, welche standhielten bis zum Kerker oder bis zum Tod, wurden von den Christen bewundert und verehrt. Am Jahrestag ihres Todes wurde besonders mit Gottesdiensten und Gebeten an diese Märtyrer gedacht. Bald betete man zu ihnen in der Hoffnung, dass sie im Himmel Fürbitte einlegen könnten.

Als im 4. Jahrhundert das Christentum unter Kaiser Konstantin zur staatlich geförderten Religion wurde und es keine Märtyrer mehr gab, wurde die Verehrung auf besonders fromme Menschen gelenkt. So entstand ein ganzer Heiligenkalender, der für die meisten Tage des Jahres sogar mehrere Heilige kennt.

Das einst den römischen Göttern geweihte Pantheon in Rom war nun bedeutungslos, und römische Kaiser Phokas schenkte es dem Papst Bonifatius IV. Am 13. Mai - vermutlich des Jahres 609 - wurde das Pantheon Maria, der Mutter Jesu, und allen christlichen Märtyrern geweiht. Fortan wird der Jahrestag dieser Kirchweihe als Tag aller Heiligen begangen.

Im 8. Jahrhundert begann man in England und Irland, Allerheiligen in Anlehnung oder als Alternative zum keltischen Toten- und Neujahrsfest am 1. November zu feiern. Im Jahr 835 verlegte Papst Gregor IV. Allerheiligen dann auch offiziell vom 23. Mai auf den 1. November.

 

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Thesenanschlag zu Allerheiligen 1517

31.10.1517: In 95 Thesen weist der Jurist und Augustinermönch Dr. Martin Luther auf Missstände in der Kirche hin. So könne man sich den Platz im Himmel nicht mit Ablassbriefen erkaufen. Deutsche Bischöfe stopften damit ihre Finanzlöcher. Luther schickt seine 95 Thesen an seine kirchlichen Vorgesetzten und heftet sie zur Diskussion für die Studenten an die Schlosskirche in Wittenberg.

Luther tritt damit am Ende des Mittelalters eine Lawine los, die als „Reformation“ in die Geschichtsbücher eingeht.

***

Luthers 95 Thesen führten am Ende jedoch nicht zur Erneuerung der Kirche, sondern zur Kirchenspaltung. Luthers wohl revolutionärste Aussage ist: Vergebung der Sünden und ewiges Leben bekommen wir nicht durch gute Werke oder für Geld, sondern allein aus Gnade durch den Glauben.

Aber das ist eigentlich nichts Neues. Genau das hat Jesus selbst fast 1.500 Jahre vorher Nikodemus, einem der Oberen der Juden, erzählt. Er kam nachts heimlich zu Jesus, weil ihm viele ganz existenzielle Fragen unter den Nägeln brannten. Jesus sagte zu ihm: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben“ (Johannes 3, 16).

Jesus hat das Lösegeld für uns bezahlt - sozusagen per Blankoscheck. Wir müssen aber noch die Summe (= die Schuld) eintragen.

 

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Kommentar zu Allerheiligen

In die Abfolge christlicher Feste im sogenannten „Kirchenjahr“ wurden auch heidnische Feste integriert. Nicht nur Weihnachten gehört dazu, sondern auch der Termin für Allerheiligen am 1. November. Da ist es klar, dass sich so auch so manche heidnischen Bräuche und Vorstellungen eingeschlichen haben. Das ist menschlich und verständlich, weil sie auch unsere Ängste und Hoffnungen bedienen. Damit lässt sich auch erklären, dass zu Weihnachten die Kirchen voll sind. In der bei uns dunklen Zeit des Jahres sehnen wir uns nach einem religiösen Erlebnis.

Ernsthaftes Christsein braucht aber eine Entscheidung: Jesus hat mit seinem Opfertod das Lösegeld für uns bezahlt - sozusagen per Blankoscheck. Wir müssen aber noch unsere Schulden darauf eintragen. Paulus schrieb den ersten Christen in Europa, die aus dieser Vergebung und Befreiung leben: „Ihr seid teuer erkauft“ (1.Kor. 6,20) und bezeichnet sie als die „Geheiligten in Christus Jesus“ (1.Kor.1,2) – und das nicht, weil sie ein fehlerfreies Leben führen, sondern weil sie vor Gott als gerecht gelten.

Für diejenigen, die aus dieser Vergebung leben, aber keinen Bezug zu „Allerheiligen“ haben, ist der heutige Feiertag eine Gelegenheit, der Menschen zu gedenken, die unter großen Opfern die guten Nachrichten von der Vergebung durch das Leiden und Sterben von Jesus Christus durch die Jahrhunderte, ja durch zwei Jahrtausende, getragen haben - bis zu uns. Das sind die unbekannten Heiligen, an die das Fest Allerheiligen erinnern will.

„Heilige sind keine Helden, die für uns unerreichbar oder weit weg von uns sind, sondern sie sind Menschen wie wir“, sagte Papst Franziskus an Allerheiligen 2023 und rief dazu auf, an der eigenen Heiligkeit zu arbeiten. Und das heißt wohl, dass wir als Christen so leben, dass die Menschen um uns herum etwas davon merken. Und die besonderen Taten bewirkt Gott selbst in seinen Leuten. Deshalb gebührt am Ende ihm die Ehre.

 

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller