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       Heute ist der 14. Sonntag nach 
        Trinitatis - das ist nun mal kein Thema für eine Sendung. Die WM 
        ist schon fast vergessen, ein großes Event ist nicht im Blick und 
        die großen Themen der Nachrichten, wie die Kriege im Irak und in 
        der Ukraine, die Explosion der Ebola Krankheit zur Seuche, sind zu groß. 
         
       Da 
        kam ein Thema mit der Post. Ein weißer Briefumschlag mit Adressaufkleber, 
        ohne Absender und ohne Briefmarke - nur ein blass-blauer Stempel: "Infopost". 
        Drinnen eine Karte im Querformat - ein Totenkopf schaut mich an, aus seiner 
        linken Augenhöhle kommt eine Schlange die sich über die Stirn 
        legt. Daneben in großen weißen Druckbuchstaben: "Welt.", 
        darunter "Kultur.", und darunter "Erbe. "  
       
      Unter "Welt." ganz 
        klein eine Zeile: Mit fast 500 Jahren kontinuierlicher Nutzung der älteste 
        Friedhof Deutschlands, unter "Kultur.": Mit Epitaphien aus allen 
        Kunstepochen entsteht eine lückenlose Chronik der Kulturgeschichte. 
        unter "Erbe.": Das zu erhalten heißt weiterhin Verantwortung 
        für die Geschichte zu übernehmen. 
      Eigentlich hätte ich schon 
        am Bild sehen können, von wem die Post ist - das Foto ist etwas bläulich, 
        und so sind die Fotos von Frank Gerald Hegewald, den ich von einigen Ausstellung 
        kenne. Er hat eine spezielle Fototechnik benutzt, das Pigment der Bilder 
        ist nicht Silber sondern Eisen. 
        Die Karte ist die Einladung zu einer Ausstellung über den Johannis-Friedhof, 
        vorgestern war die Vernissage - und heute um drei ist eine Führung 
        über den Friedhof mit seinen wuchtigen, genormten Steinen - der Totenkopf 
        auf der Karte ist von einem der ca. 7000 Epitaphien, den Bronzeplatten 
        auf den Steinen mit Namen, Wappen, Bildern oder Symbolen. Um die geht 
        es bei der Ausstellung. Wer sie sich ansehen will, der muss in die Galerie 
        der großen Friedenskirche gehen, am Palmplatz, dicht beim Johannis-Friedhof. 
        Neben den Fotografien zeigt Tom Haydn, wie er Epitaphien heute herstellt 
        - und am nächsten und übernächsten Mittwoch sind abends 
        interessante Vorträge zu hören. 
      Nun könnte die Technik 
        der Eisenfotografie und die Technik der Herstellung von Epitaphien durchaus 
        Thema einer Sendung sein - doch nicht gerade für AREF, den Sender 
        der evangelischen Freikirchen. Auch müssten da die Künstler 
        selbst reden. 
        Wir wollen versuchen, gewissermaßen durch die Epitaphien und durch 
        die schweren Steine durchzuschauen auf Welt, auf Kultur und auf Erbe. 
        Weltberühmt ist der Friedhof und weltbekannt sind Albrecht Dürer, 
        Adam Kraft, Veit Stoß und einige andere Nürnberger die dort 
        liegen - wer am Sonntag zu der Führung geht, braucht ihre Gräber 
        nicht zu suchen. 
      
        
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             Tadsch 
              Mahal, Agra, Indien 
              Foto: Yann (talk), wikipedia, unter Creative Commons 
              Lizens 
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      Verglichen mit Grabstätten 
        aus alter und ältester Zeit sind diese Steine und die Bronzeplatten 
        aber sehr bescheiden. Ein Besuch dieser gewaltigen Grabstätten wäre 
        aber eine Weltreise. Uralte Grabhügel, gewaltige Steingräber, 
        große Felsengräber, Pyramiden und auch moderne Gräber 
        - sogar das Tadsch Mahal gehören dazu.  
      Die zehn größten 
        Friedhöfe der Welt würden eine Fläche von 3600 ha lückenlos 
        bedecken, das Stadtgebiet Nürnbergs, das vom Stadtring umschlossen 
        ist. 
      Google earth zeigt im deutschsprachigen 
        Raum 2300 Stadtfriedhöfe - und dazu hat jedes Dorf seinen eigenen 
        Friedhof. Da sind wir in ein großes Thema geraten. 
        Musik 
        Mit fast 500 Jahren kontinuierlicher Nutzung der älteste Friedhof 
        Deutschlands. 
        so steht es auf der Karte zur Ausstellung über die Epitaphien des 
        Johannis-Friedhofs unter dem Wort "WELT.". 
        Unter dem Wort "KULTUR." steht:  
        "Mit den Epitaphien aus allen Kunstepochen entsteht eine lückenlose 
        Chronik der Kulturgeschichte". 
        In den frühen Gräbern der Menschheit finden sich kostbare Kulturzeugnisse 
        - 60.000 Jahre alt sind die frühesten. Es ist wunderbarer Schmuck 
        - oft aus Gold -, es sind meisterhafte Waffen, auch Lebensmittel, sogar 
        Pferde und Dienerschaft wurden mitbegraben. Mancher wird sich noch an 
        die gewaltige Terrakotta-Armee aus einem Kaisergrab in China erinnern. 
        Es sind Zeugnisse aus dem Wurzelbereich der Kultur - und zugleich eröffnen 
        sie einen Einblick in die Seele unserer frühen Vorfahren.  
        Aus den Grabbeigaben sind die Jenseitsvorstellungen der Menschen oft recht 
        deutlich abzulesen - und der Totenkult, der daraus abzuleiten ist, zeigt 
        die Anfänge von Kultus und Religion. 
        Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod wurde durch die kostbare Mitgift 
        für dieses Leben im Jenseits bekräftigt, und durch die Teilnahme 
        aller schließlich zur Gewissheit. So konnte der Schrecken der Vergänglichkeit 
        erträglich werden - auch für die vielen, die ein solches Grab 
        nicht erwartete. 
        Die Pyramiden sind die Spitze dieser Entwicklung, der Übergang des 
        göttlichen Pharao in die Ewigkeit garantierte diese Ewigkeit für 
        alle. Das rechtfertigte den Aufwand. 
        Die daraus entstandenen Mythen und Götterbilder sind gewaltig. 
      Ähnliches geschah in den 
        anderen Weltreichen jener Zeit - doch aus dem ägyptischen Raum ging 
        die Religion hervor, welche die Geschichte der Menschheit bestimmen sollte. 
        Sie hat zunächst keine eindrucksvollen Spuren hinterlassen - denn 
        ihr heiliger Herrscher war nicht irdisch, er war nicht sichtbar und wohnte 
        zuerst in einem Zelt. Doch, er wollte Beziehung zu jedem Einzelnen seines 
        Volkes - zu den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. 
        "Ich bin der ich bin", oder: "Ich bin, der ich sein werde", 
        so nannte sich der Gott, der sich Mose im brennenden Dornbusch offenbarte 
        - also ein namenloser Gott, der aber immer ansprechbar ist. 
        Mit diesem erwählten Volk sollte dieser Gott eine Menge Überraschungen 
        und Ärger erleben - doch er gab nicht auf, das Gespräch brach 
        nicht ab. 
        Salomo baute einen Tempel, der wurde zerstört von den Babyloniern. 
        Aus der babylonischen Gefangenschaft wurde das Volk befreit durch die 
        siegreichen Perser - die halfen den Tempel wieder zu bauen. Herodes machte 
        ca. 500 Jahre später ein Prachtbau daraus, er galt als eines der 
        Weltwunder - doch die Römer zerstörten ihn und ganz Jerusalem. 
        So blieben keine sichtbaren Zeichen - keine Pyramiden, keine großen 
        Gräber, keine Kultbauten bestehen - und das Volk war verstreut unter 
        die Völker. 
        Doch die Gespräche Gottes mit seinem Volk waren festgehalten in einem 
        Buch - in dem Buch, "Biblia". 
        Und das Gespräch riss nicht ab. Es wurde in die Welt getragen, lebte 
        in Liedern, Gebeten, Gottesdiensten. Die alten Religionen der Ägypter, 
        der Babylonier, der Griechen, der Römer und ihrer Götter endeten 
        - die Beziehung, das Gespräch des Volkes der Juden mit seinem Gott 
        blieb lebendig, trotz Katastrophen und Verfolgungen. 
      Der Johannisfriedhof beeindruckt 
        durch eine würdevolle Schlichtheit der Steine - doch die Epitaphien 
        erzählen von der Bedeutung des Toten, zeigen Wappen, Berufssymbole, 
        Texte und Botschaften. Stundenlang kann man da schauen, entdecken, lesen. 
        Nicht nur Kulturgeschichte wird sichtbar auch Geschichten und Stadtgeschichte. 
        Jüdische Friedhöfe haben eine Ruhe und strahlen eine Gelassenheit 
        aus - Ihre Botschaft ist: "Wir ruhen in Gott - und vor Gott sind 
        wir alle gleich." 
        Musik 
        Wir haben versucht, gewissermaßen durch die schweren Grabsteine 
        auf dem Johannisfriedhof durchzuschauen, und skizzenhaft entstand ein 
        Bild vom Ursprung und der Entwicklung des Kultus und der Religion. 
      Ich vermute und hoffe, da sind 
        einige nervös geworden - denn genau hier ist ein wichtiger Ansatzpunkt 
        vieler Religionskritiker. 
        Der bekannteste religionskritische Philosoph dürfte Ludwig Feuerbach 
        sein - auch er ist auf dem Johannisfriedhof begraben. 
        "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde", dieser Ausspruch 
        steht auch auf dem Gedenkstein auf dem Rechenberg. Es ist das Glaubensbekenntnis 
        eines Menschen, der glaubt: "Gott ist nicht". Dieser Glaube 
        ist durch nichts zu beweisen - genauso wenig wie der Glaube: "Gott 
        ist". 
        Ohne Gott müsste Religion auch entstehen, weil ein Leben angesichts 
        des Schreckens der Vergänglichkeit (zumindest für die frühe 
        Menschheit) nicht möglich ist. 
        Doch, wenn Gott ist, könnten Menschen nur etwas von ihm wissen, wenn 
        er sich offenbart, in einer Weise und einer Sprache, die der Mensch verstehen 
        kann. Und mit der Entwicklung, wir könnten sagen mit der "Reifung" 
        des Menschen müsste das Gottesbild des Menschen sich entwickeln und 
        reifen. 
        Weil dieses Gottesbild - oder besser: diese Gottes-Erkenntnis - auf das 
        Menschsein zurückwirkt, könnte der Feuerbachsatz auch lauten: 
        "Der Mensch schuf sich nach seinem Gottesbild". (Im 20. Jahrhundert 
        haben wir gottlose Religionen erlebt - in Deutschland, in der Sowjetunion, 
        in dem China Mao tse Dungs. Gott sei Dank, sie sind gescheitert. 
        Wie furchtbar die Entartung eines Gottesbildes im Fundamentalismus werden 
        kann, sehen wir in der Kirchengeschichte und zur Zeit zum Beispiel im 
        Irak und in Syrien). 
        Es ist spannend, die Gottesbilder (oder Gottes-Offenbarungen) durch die 
        Geschichte der Menschheit zu betrachten - in der Zeit der magischen Weltsicht 
        mit Schamanen und Medizinmännern, zur Zeit der mythischen Reiche 
        mit ihren heiligen Herrschern bis in die Zeit der Mysterienreligionen, 
        die dem Einzelnen eine Beziehung zur Gottheit eröffneten durch Einweihung. 
        In dieser Zeit kam Jesus. "Als die Zeit erfüllt war sandte Gott 
        seinen Sohn" schreibt Paulus an die Galater. Jesus wusste: "In 
        mir offenbart Gott sich endgültig - seine Liebe, sein Erbarmen, auch 
        seine Gerechtigkeit und seine Macht". 
        Wirklich endgültig war diese Offenbarung als Jesus sprach: "Es 
        ist vollbracht" - und starb. Dieses Mysterium geschah konkret und 
        öffentlich, doch selbst die Jünger erkannten erst nach Ostern, 
        das dieser Tod nicht das Ende sondern der Beginn war, der Beginn einer 
        neuen Wirklichkeit - "Reich Gottes" ist eine guter Name dafür. 
      ERBE. Stand als drittes auf 
        der Einladungskarte. 
        "Erben des Gottesreiches" nennt das Neue Testament die, welche 
        den Tod Jesu für sich annehmen. 
      Einige die auf dem Johannisfriedhof 
        liegen, haben ein reiches Erbe für uns hinterlassen - Albrecht Dürer, 
        Adam Kraft, Veit Stoß und andere - das reichste Erbe hat Jesus uns 
        erworben, wir sind eingeladen ins Reich Gottes zu kommen - für Zeit 
        und Ewigkeit. 
        Wer ganz fest glaubt: "Gott ist nicht", der kann das Erbe ausschlagen. 
        Er wird nicht wissen, was er versäumt, welches Angebot er ablehnt 
        - hoffentlich. Schlimm wäre es schon, wenn er vor Gott steht und 
        erfahren müsste: "Deine Entscheidung ist und bleibt gültig". 
        Das ist kein Grund für den Glauben, allenfalls eine Anfrage an den 
        Unglauben. 
      Einstein hat die Formel entdeckt, 
        die das Leuchten der Sonne und der Sterne erklärt - auch die Gewalt 
        der Atombombe: E = M x c 2. / Energie ist Masse mal Lichtgeschwindigkeit 
        zum Quadrat. 
        Einstein wird das Zitat zugeschrieben: "Es gibt wirklich nur eine 
        Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen, das ist die Person Jesus 
        Christus. 
        In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt." 
      So überraschend wie der 
        Beweis für die Formel durch die Explosion der ersten Atombombe war, 
        so überraschend könnte der Beweis der Aussagen Jesu und der 
        Richtigkeit dieses Einstein-Zitats sein. 
      Dr. Hans Frisch 
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