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Palmsonntag

gesendet am 28. März 1999 von Dr. Hans Frisch
 

Palmsonntag - unwillkürlich verbindet sich dieses Wort mit Weidenkätzchen, mit Frühling, mit Freude und Hoffnung.

In der alten katholischen Tradition klingt wahre Ursprung noch an: Es werden Weidenzweige, - Palmkätzchen geschnitten, im Gottesdienst werden sie geweiht und dann in der Stube im Herrgottseckchen"" an das Kreuz gesteckt. Sie bleiben dort das ganze Jahr, denn mit dem Kreuz hat dieser Tag mehr zu tun als mit dem Frühling. In allen vier in Evangelien ist Geschichte dieses Tages festgehalten.

Wenn man genau hinschaut, sind es aber nur zwei Berichte: Die Synoptiker"", - so nennt man Matthäus, Markus und Lukas, weil sie vieles "zusammensehen" - das heißt in gleicher Weise und fast wörtlich gleich berichten. Die erzählen, wie Jesus in die Nähe von Jerusalem nach Betfage auf dem Ölberg kommt, wie er zwei Jünger ins Dorf schickt, damit sie einen jungen Esel holen, (bei Matthäus eine in Eselin mit dem Füllen), was sie sagen sollen, wenn man sie fragt, warum?

Wie Jesus dann auf dem Esel in die Stadt reitet, umgeben vom Jubel der begleitenden Jünger und der Pilgerscharen, die zum Passahfest kamen. Sie breiteten ihre Kleider gewissermaßen als "roten Teppich" und Zweige von den Bäumen auf den Weg. "Hosianna, gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn" - riefen sie (nach Markus).

nach Matthäus: "Hosianna, dem Sohn Davids, der da kommt im Namen des Herrn" und nach Lukas: "Gelobt sei der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn. Es ist bei allen ein Psalm-Zitat in verschiedenen Variationen.

Als er in Jerusalem ein zog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist wer? Die Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus in Galliläa. So schließt Matthäus dem Bericht - und macht damit etwas klar: Es war nicht "ganz Jerusalem" das da Jesus begeistert begrüßte - sondern die Menge, das meint die Pilgerschar und zwar die Pilger die vom Osten nach Jerusalem kamen, die Galiläa. Sie waren durch den Jordangraben ist nach Jericho und dann - wie Jesus mit den Jüngern, hinauf nach Jerusalem über den Ölberg gezogen.

In Jerusalem sorgte diese Menge für Aufregung! Lukas berichtet dann auch, daß einige Pharisäer zu Jesus sagten: "Meister, weise doch deine Jünger zurecht!" Soweit die Synoptiker.

Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie die Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna, gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel. Und die ganze Geschichte mit dem Esel - bei ihr Johannes ist die nur ein halber Satz: "Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf."

"Wie geschrieben steht": fährt er fort und zitiert den Propheten: Fürchte dich nicht - du Tochter Zion. Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen." Er erklärt auch, daß die Jünger erst im nachhinein dieses Prophetenwort mit dem Geschehen in Verbindung brachten - wie bei anderen Ereignissen auch. Und dann bringt Johannes etwas, was bei den Synoptikern fehlt: "Das Volk aber, daß bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, daß der nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach." Damit sind wir nach bei der Dramatik dieses ein Sonntags - nach der Musik wollen da genau hinschauen.

Musik

am Palmsonntag fängt das Passionsgeschehen an, ganz konkret zu werden - eigentlich wird Jesus hier konkret: Er geht hinein in den Hexenkessel Jerusalem. Klingende dier das zu provokativ?

Eine Stadt mit zehntausend Einwohnern fühlt sich mit 200 Tausend Pilgern für das höchste jüdische Fest.

Gefeiert wird die Befreiung des Volkes aus der Slaverei. Zwar schon vor 2000 Jahren, aber ausdrücklich soll das damalige Geschehen vergegenwärtigt werden im Fest. Da gab es aktuelle Parallelen: Das Land war besetzt von Römern; es war keine Sklaverei - aber die Zins- und Steuerknechtschaft drückte sehr und weckte Widerstand. Die Frommen konnten es nicht verwinden, daß Heiden über sie, über das Volk Gottes herrschten. Und da mußte Gott doch endlich eingreifen - und manche Verheißung der Propheten war geschrieben, als meinte sie genau diese Situation - und deshalb mußte auch die prophetische Verheißung jetzt wahr werden - Gott würde ein Führer schicken, einen König aus Davids Stamm, den Gesalbten Gottes, den Messias - der wird die Befreiung bringen und die Herrschaft Gottes, das Reich Gottes wird anbrechen. Und nicht Wenige machten sich schon stark dafür - Sie überfielen römische Lager und töteten römische Soldaten. Oft waren Galliläer dabei, bekannt führ ihr aufrührerisches Temperament. Ein Jahr zuvor hatte Pilatus viele von ihnen niedermachen lassen in Tempelhof, weil sie offen mit dem Aufstand beginnen wollten. Nun kam dieser Jesus an der Spitze einer Galliläerschar, die ihn zum König ausriefen, zum Sohn Davids, zum König in dem Namen des Herrn - und nach Johannes, zum König Israels. Das war, als ob zwei überfüllte Züge mit Hooligans mit einem wild entschlossenen Führer ins Stadion einmarschieren, Sprechchöre schreien und Fahnen schwingen..

Denn: Palmzweige - des waren Fahnen: "Sie nahmen die Weidenzweige" berichtet Johannes - nicht jeder Übersetzer hat das bemerkt. Die Palmzweige, die zum Passahfest gehörten, die man in Jericho, der Palmenstadt gekauft hatte bei Straßenhändlern oder sich selbst geschnitten hatte.

Dr. Hans Frisch