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Jahreslosung 2008 gesendet am 20.01.2008 von Dr. Hans Frisch
 

„Wohnst du noch, oder lebst du schon?“

Unter allen IKEA Werbeslogans verdient dieser wohl die Goldmedaille! Alle Frustration, alle Unzufriedenheit im normalen alltäglichen Dahinwohnen wird angesprochen - alle Hoffnung und alle Sehnsucht nach wirklich lebendigem Leben wird geweckt - mit dem Versprechen: „IKEA gibt es dir!“

„Jesus Christus spricht:
Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Johannes 14, Vers 19

So lautet die Jahreslosung für 2008. Das klingt doch ganz ähnlich! Wer das: „Ihr sollt leben“ als Aufforderung hört: „Nun lebt doch endlich richtig!“ (so wie der IKEA-Spruch eigentlich heißt: „Nun kauft doch endlich!“), der hat die etwas unscharfe Übersetzung falsch verstanden - denn eigentlich steht da: „Ich lebe - und auch ihr werdet leben.“ Das ist doch ein schönes, starkes Versprechen. Und die Hoffnung und Sehnsucht nach wirklich lebendigem Leben, die hat doch fast jeder.

Wenn man in den 70.000 Internetadressen zur Jahreslosung blättert, dann findet man auch Andachten und Predigten dazu, die zum Teil sehr schön zeigen, was dieses Versprechen bedeuten kann für uns. Doch soll dies jetzt keine Andacht und keine Predigt werden sondern eher eine analytische Betrachtung. Wer - wen - wann - wo - was - womit - warum, das sind Fragen, die bei einer Ermittlung gestellt werden. Wir wollen sie an diesen Text stellen.

Wer?

Das ist beantwortet: „Jesus Christus spricht“. Doch schon da tauchen Fragen auf: der Satz ist aus einer längeren Abschiedsrede herausgelöst, und diese Rede sagt Jesus zu den Jüngern. „Jesus Christus“ heißt „Jesus, der Messias“ und wird Jesus in den Evangelien fast nie genannt. Also: „Jesus spricht“ (nicht Jesus Christus).

Wen spricht er an?

Nicht das Volk, nicht alle Menschen, sondern seine Jünger! Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben. Also ausschließlich die Jünger sind gemeint!

Wann?

Ist die nächste Frage, und da wird es spannend. In vollem Wissen, was ihn erwartet, war Jesus nach Jerusalem gekommen zum Passahfest. Zum Abschied hatte er das Abendmahl gefeiert mit den Jüngern, ein Passamahl, das er zum Gedächtnismahl machte mit den Zeichen seines Todes: das zerbrochene Brot für seinen zerbrochenen Leib und der Wein als Zeichen seines Blutes, das für Sünder vergossen wird.

Wo?

Ausdrücklich ist vorher gesagt, dass Judas schon weggegangen war, Jesus zu verraten, denn er wusste wohin Jesus gehen wird - nach Gethsemane. Noch ist er mit den Jüngern im Abendmahlssaal, womit die Frage nach dem „Wo?“ beantwortet ist. Wenn ihr nach Jerusalem kommt, besucht den Abendmahlssaal! Es ist ein gotischer Kapellenraum aus der Zeit der Kreuzfahrer, in der islamischen Zeit nur wenig verändert. Wahrscheinlich ist es nicht der Originalplatz des Abendmahls, aber ein guter Gedächtnisort. Unter diesem Raum wird das Grab Davids verehrt, von Juden, Christen und Moslems gemeinsam.

Die Fragen wer, wen, wann, wo haben wir betrachtet - das war recht einfach, schwieriger wird es mit dem was? Da ist eine Musikpause angebracht.

Musik

Was?

Was hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt, dort in Jerusalem nach dem Abendmahl? „Ich lebe und ihr sollt auch leben. “ Das klingt ja recht banal, wie wenn der IKEA-Boss sich in einer ideal mit seinen Möbeln eingerichteten Wohnung präsentieren würde und meint: „So sollt ihr euch auch einrichten! Ich liefere es euch.“

Aber, Jesus richtet sich nicht ein in einer Wohnung oder im Leben, er weiß, dass er morgen am Kreuz sterben wird. Und er redet von einem Leben, das die Jünger nicht begreifen können, ja, das die Welt überhaupt nicht sehen kann. Es geht nicht um Lifestyle oder Highlife, es geht um etwas völlig Neues, völlig Anderes. Vielleicht können wir eine Ahnung davon bekommen, wenn wir das Phänomen Leben genauer anschauen.

Was wir als so selbstverständlich ansehen, ist ein eigentlich unglaubliches Geschehen. Irgendwann in der Entwicklung der Erde, ist im chemischen Gewimmel des Urozeans (oder im Lehm seiner Küsten, oder an anderer Stelle) eine zyklische Reaktion aufgetreten, die Sonnenlicht als Prozessenergie integrierte. Damit war sie allen anderen konkurrierenden Reaktionen haushoch überlegen und setzte sich durch. Die wurde abgelöst von anderen Zyklen, die noch effektiver das Sonnenlicht integrierten - so kann man sich die Evolution des pflanzlichen Lebens vorstellen.

Als das Leben der Algen ungeheure Massen CO2 aus der Atmosphäre als Kalziumcarbonat in die Gesteine der Dolomiten und anderer Kalkgebirge deponiert hatte, und auch die Kohlenlager und Oellager das Klimagas aufnahmen, im Austausch gegen Sauerstoff, da trat eine neue Lebensform auf, die gespeicherte Sonnenenergie der Pflanzen aufnahm und mit Sauerstoff verbrannte, so dass sie nicht auf Wurzeln und Blätter angewiesen war. Das öffnete enorme Freiheitsräume - das tierische Leben. Keine Pflanze konnte ahnen, dass so etwas möglich ist.

Bis zu sozialen Strukturen entwickelte sich dieses Leben, gesteuert von Instinkten. Dann trat eine neue Lebensform auf, die noch viel größere Freiheitsräume eroberte, weil sie die Instinktsteuerung mit ihren Instinkthemmungen verließ (allerdings die Instinktantriebe behielt!) - der Mensch. Nicht nur die Sonnenenergie der lebenden Pflanzen benutzt er, auch die in Jahrmillionen abgelagerten Depots beutet er aus (und setzt das Klimagas CO2 wieder frei!). Kein Tier konnte ahnen, dass so etwas möglich ist.

Könnte es sein, dass Jesus seinen Jüngern ein Leben ankündigte, mit einem ähnlich unbegreiflichen Qualitätssprung? Die Welt kann es nicht sehen, es ist bestimmt und wird möglich durch den Heiligen Geist, der kommen wird. Es ist ein Leben von dem er sagt: „Ihr seid in mir, und ich bin in euch, und wir sind in Gott.“

Du kannst dir das nicht vorstellen? Dann wirst du die Jünger verstehen, die auch ziemlich ratlose Fragen stellten (und auch die Pflanzen, angesichts des tierischen Lebens, und auch die Tiere, angesichts des Menschen). Eine Ahnung davon können wir alle bekommen!

Denk an deine erste Liebe. Da begegnete dir auf deinem Lebensweg ein Mensch - unter 1.000 anderen Menschen - und es wurde eine Begegnung in Sympathie. Eine Ahnung kam auf und eine Sehnsucht nach – ja, nach was eigentlich?

Als ihr das Ja der Liebe erlebtet, da war etwas völlig Neues in euer Leben gekommen, ja ihr hattet ein neues Leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das so stark, so elementar erfahren habt wie ich, und ich hoffe jeder von euch kann es sich nicht vorstellen, dass dieses einmalige Erleben auch andere so haben könnten wie Ihr.

Wer noch nie geliebt hat, der wird nicht begreifen wovon ich rede, er „sieht es nicht!“ Könnte es sein, dass Jesus ein solches Ereignis, einen solchen Einbruch eines neuen Lebens meint, dass nur der sieht, der es erlebt?

Dann wäre es ja die Ankündigung eines neuen Evolutionssprunges, wie von der Biochemie zur Pflanze, wie von der Pflanze zum Tier, wie vom Tier zum Menschen. Wenn es wirklich um so etwas ging damals, mit seiner Person und seinem Tod, dann waren Zeitpunkt, Ort und Adressaten der Ankündigung perfekt gewählt.

Musik

Wer, wen, wann, wo, haben wir geklärt – das Was? ahnen wir, bleibt noch die Frage nach dem womit, und die schwierigste, warum?

Womit?

Womit soll das Leben, welches Jesus meint, Wirklichkeit werden?

Der Ort und der Zeitpunkt, auch das vorangegangene Abendmahl lassen keinen Zweifel: durch seinen Tod!

Das klingt absurd, doch: ein Leben mit ihm, in ihm, in Gott soll es sein - ein Leben, das es so noch nicht gibt - denn Gemeinschaft, gar Lebensgemeinschaft, mit dem heiligen Gott, die wäre nur wirklich heiligen Menschen möglich, und solche Menschen gibt es nicht. Es sei denn, Gott kommt dem Menschen so weit entgegen, dass er ihm wirklich begegnen kann, ohne Angst, ohne schlechtes Gewissen, ohne Schuld.

Stell dir vor: der Heilige Gott hat dein Versprechen bei der Konfirmation - oder der Firmung, oder der Taufe - er hat es wirklich ernst genommen, als Eid, und war bereit, dich ins Leben zu begleiten. Und jetzt stehst du vor ihm nach Jahren der zunehmenden Gleichgültigkeit, der Untreue, der Unwahrhaftigkeit gegenüber deinem Gelöbnis, und auch die verborgene Schuld ist nicht verborgen. Weglaufen möchtest du, doch wohin, dich verstecken, doch wo?

Da steht Jesus neben dir, nimmt dich bei der Hand und sagt: „Komm, der Vater wartet auf dich, ich habe alles in Ordnung gebracht.“ Und du erkennst: „Deshalb ist er ans Kreuz gegangen!“ Und weißt plötzlich: „Nichts trennt mich von der Liebe Gottes. Er nimmt mich in seine Arme, wie der Vater den verlorenen Sohn, er schenkt mir ein neues Leben mit ihm und in ihm.“

Wenn du das für fromme Fantasie hältst, dann bleib in deinem jetzigen Leben, meistere es, genieße es so gut du kannst, richte es dir wohnlich ein. Wenn es aber Wirklichkeit geworden ist, was Jesus den Jüngern damals versprach, dann verpasst du das Beste was du auf Erden bekommen kannst - so wie jemand, der glaubt, dass es wirkliche Liebe gar nicht gibt und sich niemals darauf einlässt.

Du möchtest einen Beweis, bevor du dich darauf einlässt? Den gibt es in der Liebe nicht! Doch frage Menschen, die Jesus als ihren Erlöser angenommen haben und von ihm angenommen wurden, ob sie das neue Leben erleben. Sie können es dir nicht zeigen, aber sie werden es bezeugen.Bleibt noch die Frage nach dem warum! Darauf kann es nur eine ganz klare, oder keine Antwort geben. In einem nächtlichen Gespräch mit dem Ratsherrn Nikodemus hat Jesus es ausgesprochen:

„So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.“

Das war am Anfang seines öffentlichen Auftretens. Am Ende, als er sich in den Pilgerstrom der Galiläer zum Passahfest in Jerusalem einreiht - unten in Jericho - da kommt es zu einer Begegnung, die eine Ankündigung dessen ist, was Jesus hier in der Jahreslosung verspricht.

Zachäus, ein Oberer der Zöllner, ein Steuereinnehmer, der wollte Jesus gern sehen. Das war nicht einfach, denn die Pilgerscharen umgaben Jesus und die Straßen waren gesäumt von den Anwohnern. Er war klein und konnte nicht oben drüber schauen, und sich vordrängen traute er nicht, denn er war verhasst. Wer liebt schon einen Steueuereinnehmer, der sich selbst dabei noch unverschämt bereichert.

So kletterte er auf einen Malbeerbaum am Wege. Als Jesus vorbeigeht sieht er ihn, wahrscheinlich kannte er ihn von der Zollstelle. „Zachäus, steig schnell runter, ich muss heute bei dir übernachten.“ spricht er ihn an. Kannst du dir vorstellen, wie Zachäus zu Mute war? Ich will dir helfen: Auf der Bühne ein Star, den alle bewundern, riesiger Beifall am Schluss und die Fans umringen ihn. Dich hat man beiseite gedrängt, denn du gehörst nicht dazu.

Da kommt der Bewunderte durch die Schar der Bewunderer zu dir, spricht dich mit Namen an und will dich besuchen. Zum Glück hast du eine Villa, in der auch sein zwölfköpfiges Team Platz hat. Doch als Jesus im Haus ist, da erkennt Zachäus, dass es sein schuldhaft erworbener Reichtum ist, der ihn einsam und verachtet macht.

„Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen,
und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.“

So sagte er zu Jesus. So ist Erlösung! Und Jesus sagt: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren!“ und am nächsten Morgen zu der Pilgershar die ihn erwartet: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“

Damit allen Menschen, die es nötig haben, so etwas geschehen kann, damit alle „Sünder selig werden“ können, deshalb ist Jesus weiter gezogen, hinauf nach Jerusalem und hinauf nach Golgatha.

Und wenn du dir klein vorkommst es unter all den Prominenten, Bewunderten, Berühmten - der Größte von allen meint Dich ganz persönlich, weil er dich liebt.

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