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Ostern

gesendet am 04.04.2010 von Roger Hofeditz
 

Ostern - Was löst dieses Wort bei Ihnen aus? Osterhase - Ostereier - Suchen - Urlaub - Kindheitserinnerungen - oder auch: Ich weiß nicht worum es da überhaupt geht. Von Osterhasen und Ostereiern her erschließt sich der eigentlich Sinn von Ostern nur schwer. Vor 600 Jahren entstand der Brauch, im Frühjahr die Kinder bunte Eier im Garten suchen zu lassen. Und da Hühner bekanntlich keine bunten Eier legen, war der Hase dafür zuständig. Der kam nämlich zu dieser Jahreszeit wieder in die Gärten der Menschen.

Ostern ist das älteste Fest der Christenheit. Ursprünglich feierten die Christen jede Woche die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Im 2. Jahrhundert verlegten sie diese Feier auf den Zeitpunkt des jüdischen Passahfestes. Nach unserem Kalender im Frühjahr. Ein späteres Glaubenskonzil legte den Osterfeiertag dann auf die Woche nach dem ersten Frühlingsvollmond. Dieser Termin ist bis heute geblieben.

Ostern ist nicht nur das älteste christliche Fest, sondern auch das wichtigste. Durch den Weihnachtsrummel ist heute der Eindruck entstanden, die Geburt Jesu sei der Termin der Christenheit überhaupt. In Wahrheit liegt der Akzent anders. Ostern wird nicht die Geburt, sondern die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Von der Auferstehung sagt der Apostel Paulus: "Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden ist, ist euer Glaube eine Illusion." d.h. ohne Nutzen. (1. Korinther 15,17a)

Was geschah Ostern? Die Evangelien in der Bibel erzählen davon. Christus wurde von den Römern gekreuzigt. Und nachdem sie sich überzeugt hatten, dass er tot war, genehmigte der Prokonsul Pontius Pilatus, dass seine Anhänger ihn begraben durften. Das musste rasch geschehen, da der folgende Tag ein hoher jüdischer Feiertag war, an dem keine Beerdigung stattfinden durfte. Ein Kühlhaus für Verstorbene gab es noch nicht. Also deponierte man die Leiche in einem kühlen Felsengrab eines reichen Juden. Dieses Grab wurde von einer römischen Wache gesichert. Die jüdische Obrigkeit forderte das von Pontius Pilatus. Sie befürchteten, die Anhänger Jesu könnten den Leichnam verschwinden lassen und dann behaupten, er sei vom Tode auferstanden.

Jesus wurde also in Leinentücher eingehüllt ins Grab gelegt. Der Eingang mit einem großen, tonnenschweren Rollstein versperrt. Am Stein ein offizielles Siegel angebracht, damit niemand ihn heimlich bewegen konnte. Eine römische Wache vor das Grab gestellt. Nun musste der Feiertag abgewartet werden, bevor die eigentliche Beerdigung stattfinden konnte. Doch es kam nicht dazu.

Unerwartete Auferstehung

Was geschah Ostern, war unsere Ausgangsfrage. Der Bericht aus dem Lukasevangelium gibt uns einen ersten Eindruck.

Lukas 24,1-12:

1 :
1 Am Sabbat hielten die Frauen die im Gesetz vorgeschriebene Ruhe ein. Doch am ersten Tag der neuen Woche nahmen sie in aller Frühe die Salben, die sie zubereitet hatten, und gingen damit zum Grab.
2 :
Da sahen sie, dass der Stein, mit dem man den Eingang des Grabes verschlossen hatte, weggewälzt war.
3 :
Sie gingen in die Grabkammer hinein, aber der Leichnam Jesu, des Herrn, war nirgends zu sehen.
4 :
Während sie noch ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer in hell leuchtenden Gewändern zu ihnen.
5 :
Die Frauen erschraken und wagten nicht aufzublicken. Doch die beiden Männer sagten zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
6 :
Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:
7 :
›Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen gegeben werden; er muss gekreuzigt werden und wird drei Tage danach auferstehen.‹«
8 :
Da erinnerten sich die Frauen an jene Worte Jesu.
9 :
Sie kehrten vom Grab ´in die Stadt` zurück und berichteten das alles den elf Aposteln und allen anderen Jüngern.
10 :
Bei den Frauen handelte es sich um Maria aus Magdala, um Johanna und um Maria, die Mutter des Jakobus. Zusammen mit einigen anderen Frauen, die bei ihnen gewesen waren, erzählten sie den Aposteln, was sie erlebt hatten.
11 :
Aber diese hielten das alles für leeres Gerede und glaubten ihnen nicht.
12 :
Petrus allerdings sprang auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, um hineinzuschauen, sah aber nur die Leinenbinden daliegen. Voller Verwunderung ging er wieder fort.

Ostern, ist der Tag, an dem die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird. Allerdings war der ursprüngliche Auferstehungstag von allem geprägt, nur nicht von der Erwartung, dass sie geschieht. Im Gegenteil. Es wird von verschiedenen Gruppen der Anhänger Jesu berichtet, die vor allem damit beschäftigt waren, seine endgültige Beerdigung vorzubereiten. Ein Trupp von Frauen nähert sich mit dieser Absicht dem Grab und sie sind völlig überrascht, dass das Grab offen und leer ist. Von der römischen Wache weit und breit keine Spur.

Die Botschaft der Engel an die Frauen bringt nichts wirklich Neues. Sie ist nur eine Erinnerung an das, was Jesus zu Lebzeiten schon gesagt hatte. Nur hatten es die Frauen und Männer in seiner Nachfolge schon wieder vergessen. Oder wollten einfach nicht wahr haben, dass Jesus wirklich in Jerusalem gekreuzigt wird und nach drei Tagen wieder aufersteht. Petrus will sich selbst überzeugen, was die Frauen da redeten. Er rennt zum Grab und findet alles vor, wie er gehört hat. Aber er hat keine Erklärung. Auferstehung ist für ihn keine Erklärung.

Niemand, der für seine Sache werben will, würde so einen Bericht abdrucken. Er ist durchsetzt von Unglauben, Überraschung und Misstrauen. Niemand will wahrhaben, was er sieht. Das leere Grab ist den Anhängern Jesu ein Rätsel. Es sind nicht die Anhänger Jesu, die die Erkenntnis der Auferstehung Jesu Christi durchsetzen, sondern die Auferstehung muss sich selbst gegen die Anhänger Jesu behaupten. Das vermitteln die Berichte von der Auferstehung Jesu. Jesus Christus hatte sie zu Lebzeiten vorausgesagt. Seine engsten Begleiter konnten damit aber nichts anfangen. Und als sie dann tatsächlich vor dem leeren Grab standen, fiel es ihnen als Erklärung nicht ein.
Zwei Einzelbegegnungen zwischen dem Auferstandenen und einem Anhänger Jesu unterstreichen diesen Eindruck.

Mühsame Überzeugung

Zwei Einzelbegegnungen mit dem Auferstandenen Jesus geben weitere Einblicke, was in der Osterzeit geschah. Eine Frau und zwei Männer treffen den, den sie für tot hielten.

Markus 16,9-14:

9 :
Nach seiner Auferstehung am frühen Morgen des ersten Wochentages erschien Jesus zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.
10 :
Sie ging zu denen, die mit ihm zusammen gewesen waren und die nun weinten und trauerten, und berichtete ihnen,
11 :
dass er lebe und dass sie ihn gesehen habe; doch sie glaubten ihr nicht.
12 :
Danach erschien er zwei von ihnen in einer anderen Gestalt, als sie zu einem Ort auf dem Land unterwegs waren.
13 :
Sie kehrten zurück und berichteten es den anderen, doch auch ihnen glaubten sie nicht. 14 Schließlich erschien er den Elf, während sie bei Tisch waren. Er hielt ihnen ihren Unglauben und ihre Uneinsichtigkeit vor und wies sie zurecht, weil sie denen nicht hatten glauben wollen, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.

Die Frau ist Maria Magdalena. Jesus hat an ihr ein Wunder getan. Am Ostermorgen sucht sie verzweifelt in der Umgebung des Grabes nach dem Leichnam Jesu. Wohlgemerkt, sie sucht den Leichnam Jesu, nicht den Auferstandenen. Aus einem anderen Evangelium wissen wir, dass das Grab in einem Garten lag. Als eine männliche Gestalt ihr begegnet, hält sie die für den Gärtner. Sie fragt nach dem Leichnam, bis sie Jesus erkennt.

Die beiden Männer hatten als Anhänger Jesu bereits die Flinte ins Korn geworfen. Sie hatten ihre Zukunft mit Jesus verbunden. Jetzt war er tot und ihr Zukunftspläne damit passé. Also gab es für sie nur eins: ab nach Hause, nach Emmaus. Das Lukasevangelium erzählt von diesem Heimweg. Sie treffen einen Mann, der ihnen erklärt, warum Jesus in Jerusalem gekreuzigt werden musste. Sie sind so fasziniert von seinen Erläuterungen, dass sie ihn zum Abendessen einladen. Beim Tischgebet erkennen sie, wer dieser Mann ist: der Totgeglaubte Jesus.

Alle drei berichten umgehend den anderen Anhängern Jesu von ihrer Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen. Sie ernten nur Kopfschütteln und die Bemerkung: Frauengeschwätz.
Das Blatt wendet sich erst, als der Auferstandene Christus selber seinen Jüngern begegnet. Und der findet deutliche Worte, warum sie den Berichten der anderen nicht geglaubt haben. Er wäscht ihnen sozusagen den Kopf, weil sie seine Auferstehung von den Toten für Geschwätz hielten.

Die Absicht des Schreibers dieser Texte wird überdeutlich. Er will nicht durch eine besonders heilige und wundersame Beschreibung die Auferstehung Jesu für wahr erklären. Er hat kein Interesse daran so zu berichten, dass auch der letzte aus dem Staunen nicht heraus kommt. Er schreibt ungeschminkt über die Sturheit und Ignoranz der Anhänger Jesu gegen die Auferstehung. Nicht sie haben sie erfunden, sondern sie mussten selber überzeugt werden, dass die Auferstehung Jesu stattgefunden hat. Erst die Begegnung der elf Jünger mit Jesus selber bringt die Wende.
Überdeutlich wird das in einem letzten Bericht aus dem Evangelium. Der ungläubige Thomas.

Persönliche Begegnung

Ostern erinnert an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Doch wie überzeugt man Skeptiker von einer Auferstehung?

Johannes 20,24-29:

24 :
Thomas, auch Zwilling genannt, einer der Zwölf, war nicht dabei gewesen, als Jesus zu den Jüngern gekommen war.
25 :
Die anderen erzählten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!« Thomas erwiderte: »Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen; ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht.«
26 :
Acht Tage später waren die Jünger wieder beisammen; diesmal war auch Thomas dabei. Mit einem Mal kam Jesus, obwohl die Türen verschlossen waren, zu ihnen herein. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!«
27 :
Dann wandte er sich Thomas zu. »Leg deinen Finger auf diese Stelle hier und sieh dir meine Hände an!«, forderte er ihn auf. »Reich deine Hand her und leg sie in meine Seite! Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube!«
28 :
Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!«
29 :
Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du. Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.«

Thomas, einer der Anhänger Jesu, war ein solcher Skeptiker. Thomas fordert den ultimativen Beweis. Anfassen, den Auferstandenen anfassen. Und zwar nicht irgendwo, sondern an den entscheidenden Stellen. Die durchbohrten Hände und die aufgerissenen Seite des Brustkorps. Er reagiert genau so, wie heutige Zeitgenossen. Er will sehen und berühren. Beweise.

Jesus kommt nur für ihn nochmals in den Jüngerkreis. Doch es kommt nicht zur Berührung, die er gefordert hat. Die persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen klärt alle Fragen.
Die Botschaft von Ostern ist: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden und lebt. D. h. Es gibt eine jenseitige Welt und sie ragt in unser Leben hinein. Auch heute kann ich dem Auferstandenen begegnen. Er berührt mein Leben, wenn ich ihn dazu einlade. Im Gebet mit ihm spreche und sage: Jesus, wenn es dich gibt, dann berühre du mich so, dass ich es verstehe.

Eine solche Einladung mag dem einen oder anderen seltsam vorkommen. Doch hier kommt das Ei wieder ins Spiel, das Osterei. Das Ei gilt als ein Bild für das Leben. Ein Leben, das nicht zu sehen ist. Unter der Schale verborgen ist und doch da ist. Das Osterei erinnert an die verborgene Seite des Lebens in der jenseitigen Welt. Nicht zu sehen und doch da. Jedes Osterei in meiner Hand fragt mich, ob ich auf diese Welt vorbereitet bin. Es erinnert mich an den, der sich mit der jenseitigen Welt auskennt: Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist und der Zutritt hat zur diesseitigen und zur jenseitigen Welt.

Roger Hofeditz, 27.03.2010

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