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Kreationismus und Wissenschaft

gesendet am 30.08.2009 von Dr. Hans Frisch
 

Was Rotverschiebung ist und Hintergrundstrahlung, Stratigraphie und Radiometrie, wissen wir alle, aber wundert euch nicht, wenn in eurer Umgebung viele fast nichts davon wissen!

Was die Themen in einem christlichen Sender sollen, das können allenfalls einige ahnen. Vielleicht hat dieser oder jene bei unserer Sendung vor einigen Wochen zugehört, sie könnten euch sagen: Da ging es um die Schöpfungsgeschichte - mit wissenschaftlichem Blick betrachtet. Es ist schon erstaunlich, Wort für Wort passt der uralte Schöpfungsbericht der Bibel in unser wissenschaftliches Bild von der Entwicklung der Erde, des Lebens und dem Auftreten des Menschen - wenn man nicht die enge Sicht der Kreationisten hat.

Kreationisten gehen davon aus, dass die Erde 6.000 Jahre alt ist

Nach deren Deutung hat Gott die Erde vor 6.000 Jahren geschaffen, zunächst die Erde allein in einem leeren Kosmos, dazu das Licht, ohne eine Lichtquelle, aber von einer Seite die Erde beleuchtend, denn es "wurde Abend und Morgen, erster Tag". Am nächsten Tag die Ozeane und darin die Kontinente, darauf am dritten Tag die Pflanzenwelt, schließlich am vierten Tag Sonne Mond und Sterne - auf einen Schlag. Die Fische im Meer und die Vögel am fünften, Tiere und Mensch am sechsten Tag. Am siebenten Tag ruhte Gott von allen seinen Werken, die er geschaffen und gemacht hatte.

Bei einem so straffen Zeitplan, da war natürlich keine Zeit für eine geologische Entwicklung durch langsames Abkühlen einer glutheißen Erde, durch Verwitterung von Urgestein und Bildung von Sedimentgestein, für Evolution des Lebens über viele Zwischenstufen - die aber meist ausgestorben sind (was nach Meinung der Kreationisten aber gar nicht geht, weil Tod erst durch den Sündenfall des Menschen in die Welt gekommen ist - und die geologische Schichtung mit ihren Fossilien infolge der Sintflut.)

Ich gehe mal davon aus, dass kaum Kreationisten zuhören, denn die sind um diese Zeit im Gottesdienst. Ihre Stimme wird gehört, in Predigten, in Vorträgen, in Zeitschriften und Büchern. Es sind Berge von Argumenten gegen die Evolution und viele Versuche, eine biblische Geologie und Kosmologie zu entwickeln. Rotverschiebung, Hintergrundstrahlung, Stratigraphie und Radiometrie, aus diesen Bereichen kommen Argumente für eine lange Geschichte und für einen sehr alten Kosmos der seinen Anfang vor fast 14 Milliarden Jahren hatte.

Kreationisten versperren gewissermaßen Wissenschaftlern den Weg zur Bibel

Weil die Kreationisten behaupten, diese Argumente widersprechen der Bibel und sind deshalb falsch, versperren sie gewissermaßen für Menschen, denen die Argumente einleuchten, den Zugang zur Bibel - deshalb sind sie ein Thema für einen christlichen Sender.

Musik

Die Rotverschiebung war der erste Hinweis auf ein sich ausdehnendes Universum

Allein über die Rotverschiebung könnte man stundenlang reden, über jedes der anderen Themen auch, und im Internet gäbe es Stoff für viele Tage. Wir wollen nur kurz an das Wesentliche erinnern. Als William Hubble in den zwanziger Jahren geduldig das Licht weit entfernter Galaxien untersuchte, fand er bestimmte Linien im Spektrum nicht an dem Platz, wo die eigentlich hin gehörten, sondern mehr oder weniger zum Rot verschoben, und zwar je weiter die Galaxie entfernt war, umso weiter zum Rot hin.

Die einzig mögliche Erklärung war der Doppler-Effekt. So wie der Signalton des Krankenwagens tiefer wird, wenn er vorbei ist und wegfährt, weil die Geschwindigkeit des Autos die Schallwellen gewissermaßen in die Länge zieht und dadurch den Ton tiefer macht, so werden auch die Lichtquellen durch die Fluchtbewegung der Sterne länger, also näher zum Rot hin. Wie bei der Radarfalle aus der Änderung der Wellenlänge im reflektierten Strahl die Geschwindigkeit des Autos abzulesen ist, so aus der Rotverschiebung die Geschwindigkeit des Sterns.

Weil aber alle Sterne eine Rotverschiebung zeigen, müssen sich alle von uns weg bewegen. Lange sträubte Hubble sich gegen die Deutung: der Kosmos dehnt sich aus. Wie in einem Hefeteig die Rosinen beim Aufgehen alle ihren Abstand vergrößern so auch im Kosmos die Galaxien. Zwingend ergab sich daraus der Schluss: dann muss der Kosmos früher kleiner gewesen sein und irgendwann winzig. Alle Beobachtungen und Berechnungen bestätigen: vor undenkbarer Zeit, genau vor 13,7 Milliarden Jahren, da war alle Materie und alle Energie, auch Raum und Zeit unvorstellbar komprimiert in einem Punkt vereint - und unvorstellbar heiß war der Anfang, als mit dem Urknall die Welt ihren Anfang hatte, als Raum und Zeit entstanden. Mit der Ausdehnung ging die Temperatur zurück. Schließlich, nach 380.000 Jahren war die Abkühlung soweit erfolgt, dass aus Protonen und Elektronen Wasserstoff- und Heliumatome entstehen konnten. Erst jetzt konnte sich Strahlung im Raum ausbreiten.

So hat die Rotverschiebung zum heutigen Weltbild mit Urknall, Expansion des Kosmos und vielen anderen Deutungen geführt, und alle werden von den Beobachtungen und Entdeckungen bestätigt. Ein Beweis für den Urknall ist sie aber nicht, da haben die Kreationisten recht.

Die Hintergrundstrahlung

Doch dann geschah in den sechziger Jahren etwas Eigenartiges. Für die Signalübertragung durch Satelliten wurden hochempfindliche Empfänger benötigt und entwickelt. Als Antenne wurde die große Empfangsschüssel eines Radioteleskops benutzt, aber gerade in dem Mikrowellenbereich, der vorgesehen war, gab es ein Störrauschen. Die Techniker stiegen in die Antenne, dort hatten Tauben genistet. Die Nester wurden entfernt, auch der Taubendreck - aber das Rauschen blieb, gleichgültig in welcher Richtung die Antenne zeigte.

Als die Astronomen davon hörten, stutzten sie. Ihre Berechnungen hatten ergeben: damals, als 380.000 Jahre nach dem Urknall sich Atome bildeten, da hatte der Kosmos eine Temperatur von über 2.000 Grad, und gelb-rotes Licht füllte den Raum, sogenannte Hohlraumstrahlung. Mit der Ausdehnung des Kosmos wurden die Wellen gewissermaßen auseinandergezogen. Die Temperatur sank bis auf 3° über dem absoluten Nullpunkt - die Strahlung hat bei dieser Temperatur eine Wellenlänge von 5 cm. Das war das Ergebnis der Berechnung, und das war genau die Wellenlänge die das Rauschen verursachte.

Inzwischen ist diese Hintergrundstrahlung aufs Genaueste vermessen und kartographiert mit sehr interessanten Ergebnissen - wer das als Beweis für einen Urknall ablehnt, der müsste eine bessere Erklärung finden. Es dürfte sehr schwierig werden.

Musik

Rotverschiebung und Hintergrundstrahlung haben wir betrachtet, Stratigraphie und Radiometrie sind Methoden, Entwicklungszeiten der Erde zu erkunden. Stratigraphie untersucht Prozesse, die zur Schichtbildung führen. Da gibt es viele, und die Geologie beschreibt sie. Wir leben auf der Schicht des fränkischen Jura, weiter westlich ist der ältere schwäbische Jura und im Schwarzwald liegt das Urgestein vor.

Die Stratigraphie

Doch es gibt eine einfachere Stratigraphie, die Eisschichten in der Antarktis und der Arktis. Der Schneefall im arktischen Winter, der ein halbes Jahr anhält, unterscheidet sich deutlich von dem im arktischen Sommerhalbjahr. Die Unterschiede sind als Schichten bis in 3 km Tiefe eindeutig sichtbar. Aus der Zusammensetzung der eingeschlossenen Luft lassen sich Klimadaten ablesen - über 1 Million Jahre, denn so viele Schichten sind es. Geeicht ist diese Skala durch Einschlüsse von Asche aus bekannten Vulkanausbrüchen - die Zuordnung ist präzis. Undenkbar, dass die Schichten in 6000 Jahren entstanden sind! Die Radiometrische Zeitbestimmung reicht noch viel weiter zurück. Radioaktive Elemente zerfallen mit konstanter Geschwindigkeit in Tochterelemente, zum Beispiel Uran in Blei. Die Zeit, in der die Hälfte der vorhandenen Atome zerfallen ist heißt Halbwertzeit. Für Uran 35 beträgt diese 4,5 Milliarden Jahre In dem Moment, wenn Uran beim Erstarren der Gesteinsschmelze (zum Beispiel nach einem Vulkanausbruch) im Gestein festliegt, können Uran und Blei sich nicht mehr voneinander entfernen. Aus dem Verhältnis von Mutter-und Tochterelement ist der Zeitpunkt des Erstarrens zu berechnen (bei Halbe-Halbe sind es 4,5 Milliarden Jahre, eine Halbwertzeit). Mit dieser Methode (und einigen anderen) ergibt sich ein Alter der Erde von 4,6 Milliarden Jahren - eine Menge Zeit für eine Entwicklung. "Diese Uhr ist nicht geeicht" meint Professor Gitt - doch müsste sie 750.000-mal so schnell gelaufen sein um den vorliegenden Befund zu liefern. Kein Physiker (und kein vernünftig denkender Laie) wird dieses Argument ernst nehmen.

Kam der Tod erst mit dem Sündenfall?

Nun gibt es zumindest einen kreationistischen Geologen, der das hohe Alter der Erde akzeptiert, doch das Auftreten von Pflanzen und Tieren erst vor 6.000 Jahren, wegen der Aussage, dass es vor dem Sündenfall keinen Tod gab. Löwe und Falke, Haifisch und auch der Tyrannosaurus Rex waren Vegetarier.

Über die Dauer des Paradieses ohne Tod werden keine Angaben in der Bibel gemacht. Ich habe einmal gerechnet: ein Käferpaar, das jedes Jahr zwei Nachkommen hat, die nicht sterben, hätte im nächsten Jahr 4, dann 8, 16, 32 - also die Anzahl wäre jedes Jahr wieder verdoppelt. Sie hätten nach 41 Jahren so viele Nachkommen, dass sie lückenlos alle Kontinente bedecken würden und ein Jahr später die gesamte Erdoberfläche.
Wenn wir Adam und Eva 100 Jahre im Paradies gönnen (Adam zeugte seinen Sohn Set mit 130 Jahren), dann entsprach die inzwischen entstandene Käfermenge elfmal dem Volumen der Erdkugel - wie gesagt, die Nachkommen eines Käferpaares das jedes Jahr nur zwei Nachkommen hat. Das könnte man weiter berechnen für tausende Käferarten, für Elefanten und Wale und so weiter - sicher wäre schon in 20 Jahren keinen Zentimeter Platz mehr auf der Erde gewesen, und die Ozeane wären vollgepackt mit Fischen wie eine Sardinenbüchse - soll ich da glauben, der Tod kam erst durch den Sündenfall?

Woran glaube ich?

Wer meinen Beitrag zur Schöpfungsgeschichte gehört hat (oder im Internet nachliest) der weiß, dass ich fest glaube: die Bibel ist das Wort Gottes (und gerade der Schöpfungsbericht erhärtet diesen Glauben). Doch das Wort Gottes an uns persönlich, in unser Leben und für unser Leben, das ist Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. In ihm hat Gott sich selbst, seine Gerechtigkeit und seine Gnade, seine Heiligkeit und seine Liebe vollkommen und endgültig offenbart.
Wer zu Gott will, kann an Jesus nicht vorbei, und in ihm hat er freien Zugang.

In diesem Glauben bin ich mit dem Kreationisten brüderlich verbunden - wer davor oder daneben einen anderen Gottesbeweis behauptet, der verdunkelt das Licht und den Glanz des Evangeliums. Wer die Anerkennung eines solchen Beweises als Voraussetzung für den Zugang zu Gott in Jesus fordert, der versündigt sich, denn er blockiert den Zugang für sehr viele Menschen.

Also, liebe kreationistischen Brüder und Schwestern, freut euch in euren Forschungen und Erkenntnissen, aber missioniert nicht mit ihnen. Führt die Menschen nicht zu eurem Schöpfergott, sondern zu Jesus Christus.

Dr. Hans Frisch

mehr bei uns:
Was wissen wir vom Beginn der Welt? - Ein Interview mit Astrophysiker Dr. Norbert Pailer