zur AREF-Startseite
Pfingsten 2008 gesendet am 11.05.2008 von Dr. Hans Frisch
 

Pfingsten 2008 - Geburtstag der Kirche und von Israel

Pfingstsonntag - der Geburtstag der Kirche
Pfingstmontag - in diesem Jahr ist an diesem Tag Thema bei AREF: Der 60. Geburtstag des Staates Israel.
Es ist ein Zufall, dass beide so nah beieinander liegen, Pfingsten und Staatsgründung. Doch hat das etwas miteinander zu tun?

Israel, nicht der heutige Staat, Israel als „Volk Gottes“, ist viel älter, als die Kirche, und ohne Israel gäbe es kein Christentum, und ohne das Alte Testament ist das Neue Testament nicht zu denken. Auf diese Verbindungen kann uns das zufällige Pfingstereignis in diesem Jahr neu hinweisen. Ob gerade Pfingsten dafür der treffende Termin ist, das wollen wir einmal betrachten. Wenn man eine Entwicklung verstehen will, ist der Anfang wichtig.

Zunächst bekam ein Mann den Namen Israel

Israel, das fing eigentlich an, als Jakob nach seinen Kampf mit dem Engel den Namen „Israel“ bekam „der mit Gott kämpft“ - seine 12 Söhne waren die „Kinder Israels“, und aus denen entstanden 12 Sippen, alles „Kinder Israels“. In den 400 Jahren in Ägypten wurde daraus eine große Sippschaft, 12 Stämme der „Kinder Israel“. Und die zogen schließlich aus, um in das gelobte Land zu kommen.

Gott hatte Mose berufen, am brennenden Dornbusch, dort auf dem Sinai. „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, so hatte er sich vorgestellt, „führe mein Volk aus der Knechtschaft.“ Das war nicht einfach, die Geschichten darüber sind bekannt, oder im zweiten Buch Mose nachzulesen, oder in Filmen anzuschauen. "Der Prinz von Ägypten" gibt es auf DVD.

50 Tage nach dem Passahfest feiern die Juden „Schawuot“, das Fest der Gesetzgebung

50 Tage war das Volk, besser: waren die Kinder Israels, in der Wüste unterwegs, da kamen sie an den Berg Horeb, und dort wurden sie zum Volk, zum „auserwählten Volk Gottes“, denn Gott schloss einen Bund mit diesem Volk, gab ihm das Gesetz als Urkunde, und ließ sich ein auf eine abenteuerliche Geschichte mit ihnen. In dieser Geschichte hat schließlich auch das Pfingstfest damals in Jerusalem seinen Ort.

Schon der Name sagt es. Das jüdische Fest der Gesetzgebung heißt hebräisch „Schawuot“, zu deutsch „50. Tag“, denn 50 Tage nach dem Auszug, also 50 Tage nach dem Passahfest wurde dieses Fest gefeiert. Aus dem griechischen Namen „Pentekoste“ für „fünfzigster“ entstand „Pfingsten“.

Die "Geburt" der Kirche fiel mit dem jüdischen „Schawuot“ zusammen

Als damals die Juden im Tempel zusammenkamen zu diesem Fest, da geschah denen, die mit Jesus zusammen gewesen waren, das eigenartige Wunder - wie Feuer kam es über sie und sie sprachen aus einer heiligen Begeisterung, die ansteckend war, so dass viele verstanden, was sie dort sagten, über Sprachgrenzen hinweg. Als Petrus ihnen erklärt, worum es geht, dass dieses mit Jesus zu tun hat, der vor 51 Tagen gekreuzigt wurde und der ihnen als Auferstandener begegnet ist, „da ging es in ihnen durch Herz“, und sie lassen sich taufen auf den Namen Jesus, 3000 an einem Tag! In dem Beitrag zu Pfingsten vor zwei Jahren haben wir versucht zu erklären, wie es dazu kommen konnte - auf unserer Internetseite Aref.de ist das nachzulesen.

Also: 50 Tage nach dem Passahfest zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten das Fest der Gesetzgebung, „Schawuot“, griechisch „Pentekoste“ „der 50. Tag“ - Geburtstag des Volkes Israel. Und bei so einem Fest die Entstehung der Gemeinde in Jerusalem, mit 3000 neu Getauften an einem Tag, der Geburtstag der Kirche. Aus „Pentekoste“ wurde „Pfingsten“. Nun ist das christliche Pfingsten ja nicht das gleiche Datum wie das jüdische Schawuot, doch ist in diesem Jahr der Pfingstmontag an 12. Mai und am 14. Mai (1948) wurde der Staat Israel gegründet.

Musik

Das nahe Zusammentreffen von Pfingsten und 60. Jahrestag Israels in diesem Jahr ist rein zufällig, dass der Geburtstag der Kirche mit dem Tag der Gesetzgebung, dem Geburtstag des Volkes Israel, zusammenfällt, das ist nicht zufällig - doch ist zu fragen, ob auch eine innere Verbindung besteht.

Am Sinai schloss der heilige Gott einen Bund mit dem Volk Israel

Damals am Sinai hatte der heilige Gott einen Bund geschlossen mit seinem heiligen Volk: „Denn ich bin heilig und ihr sollt heilig sein!“ Doch mit der Heiligkeit des Volkes war es nicht weit her, Mord und Todschlag, Unzucht und Götzendienst, Betrug und Untreue waren an der Tagesordnung, die Propheten kamen nicht zur Ruhe mit ihren Ermahnungen und Drohpredigten. Immer wieder einmal kam das Volk zur Besinnung, wenn der König zur Besinnung kam. Sie taten Buße, und Gott erwies sich als gnädig.

Auf den Abfall von Gott folgt die Katastrophe: Die Elite des Volkes wandert in babylonische Gefangenschaft

Die größte Katastrophe war die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Babylonier. Der Prophet Jeremia hatte über 20 Jahre gewarnt, gepredigt, gedroht. Kurz vor der Katastrophe hatte er eine Vision von einem “Neuen Bund“, den Gott mit dem Volk schließen wird in der Zukunft: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, so dass alle mich erkennen.“ Geschehen soll das durch Vergebung: „Denn ich will ihnen ihre Sünde vergeben und ihrer Missetat nimmermehr gedenken.“

Als Jerusalem gefallen ist und der Tempel zerstört, führt Nebukadnezar die Elite des Volkes in die babylonische Gefangenschaft - da erkennen sie: „Jeremia hatte recht, die Katastrophe ist die gerechte Strafe für unseren Abfall von Gott“.

Prophet Jesaja predigt Vergebung, Trost und Befreiung

Und wieder zeigt Gott sich gnädig. Ein Prophet tritt auf, „Deuterojesaja“ wird er genannt, weil seine Botschaft in zweiten Teil des Jesajabuches aufgenommen wurde. Der predigt Vergebung, Trost und Befreiung. Der Messias, den er verheißt, kommt bald. Der Perserkönig Kyros besiegt Babylon, er schickt die Juden nachhause und gibt ihnen Geld und Beamten mit zum Wiederaufbau des Tempels. Es ist wie eine Erlösung.

Doch sie kommen nicht in ein Paradies. Der Aufbau wird schwierig und zieht sich hin, Feinde sind abzuwehren, schließlich ist das Land von den Griechen besetzt - und auf den toleranten Alexander den Großen folgen völlig intolerante Herrscher. Es kommt zum Aufstand, der ist siegreich. Doch dann kommen die Römer, und da wird es teuer, denn Rom lässt sich seinen Luxus aus den Provinzen finanzieren. Mit den zunehmenden Schwierigkeiten, Belastungen und Unterdrückungen wächst die Hoffnung auf einen Messias als Erlöser und Befreier.

In erneuter Unterdrückung kommt wieder ein Retter, doch er stirbt am Kreuz

Als Jesus auftritt mit seiner Vollmacht, seinen Predigten, seinen Wundern, da glauben viele, das könnte der Retter sein. Doch er stirbt am Kreuz. Nur schwer begreifen die Jünger. In den 40 Tagen zwischen Ostern und Himmelfahrt hat der auferstandene Christus es ihnen erklärt: Der neue Bund ist ein Bund der Vergebung, und die hat er gebracht mit seinem Tod am Kreuz - als er starb zur gleichen Zeit wie die Opferlämmer beim Passahfest im Tempel.

An Schawuot, dem Tag des Bundesschlusses, wird der „Neue Bund“ konkrete Wirklichkeit

An Schawuot, dem Tag des Bundesschlusses, 50 Tage später, da wird der „Neue Bund“ zum ersten Male konkrete Wirklichkeit, 3000 treten ein in diesen Bund und seitdem viele Millionen auf der ganzen Welt - denn dieser Bund war nicht begrenzt auf die Kinder Israel, er hat sich geöffnet für alle Menschen. So wurde der Geburtstag des Volkes Gottes im Alten Bund die Geburtsstunde des Volkes Gottes im Neuen Bund - unsere Frage, ob eine innere Verbindung zwischen Schawuot und Pfingsten besteht, ist damit wohl beantwortet. Doch wird ja jetzt nicht Schawuot gefeiert bei den Juden, sondern der sechzigste Jahrestag der Staatsgründung Israels, und da sind einige Fragen offen.

Musik

Die Hoffnung auf Befreiung von den römischen Besatzern erfüllt sich nicht

Man hätte schon meinen können, Gott habe den Alten Bund mit dem Volk aufgekündigt. Kurze Zeit nach dem ersten Pfingsten entlädt sich die Erwartung auf Befreiung in Aufständen gegen die römische Besatzung, die waren massiv und wurden blutig niedergeschlagen, der Tempel ging in Flammen auf, Jerusalem wurde zerstört.

100 Jahre später trat einer auf, der von sich behauptete: „Ich bin der Messias“. Ihm wurde geglaubt und er führte das Volk in einen letzten gewaltigen Aufstand. Rom hatte größte Schwierigkeiten diesen niederzuschlagen, und der Triumphbogen in Rom zeugt von der Bedeutung dieses Kampfes.

Jerusalem wird dem Erdboden gleichgemacht und das Land in Palästina umbenannt

Danach wurde Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht, eine neue römische Stadt entstand, die kein Jude betreten durfte, das Land wurde umbenannt in „Palästina“, in „Land der Philister“, der Erbfeinde der Juden. Seitdem hat das Volk kein Heimatland, es war ausgebreitet über den ganzen Erdkreis, und das Volk des Neuen Bundes blickte meist überheblich, verächtlich und viel zu oft todfeindlich auf es herab.

Obwohl das Volk in alle Welt zerstreut wurde, blieb es erhalten

Doch es ist ein Wunder vor unseren Augen: durch zwei Jahrtausende blieb das Volk erhalten, es wuchs weiter und hielt in der Fremde, trotz Unterdrückung und Verfolgung zu dem Bund, den Gott mit ihm und das Volk mit Gott geschlossen hatte. Es feierte jedes Jahr das Passahfest als Erinnerung an die Befreiung mit dem Abschied; „Nächstes Jahr in Jerusalem“, und 50 Tage später wird Schawuot gefeiert, das Fest des Bundes.

Ja - für viele wurde ihr Judentum mehr Folklore, viele wollten mit dem alten Gott und dem alten Bund nichts mehr zu tun haben, manche meinten, sie könnten das Reich Gottes im Kommunismus verwirklichen - doch wurden sie alle nicht aus den aus der Schicksalsgemeinschaft ihres Volkes entlassen.

Auf das grausame Finale der Verfolgung folgte 1948 die Staatsgründung

Nach einem grausamen Finale der Verfolgung, der Vertreibung und des Mordens in unserer Zeit (und in unserem Land!) wurden die Weichen gestellt für eine Rückkehr ins Land der Heimat und nach Jerusalem. Die feudalen Großgrundbesitzer, sie wohnten in Alexandria und in die Beirut, verkauften anfangs gern schlechtes Land für gutes Geld - doch bald traten Konflikte auf, denn europäische Strukturen in einer feudalen Umgebung, das konnte nicht gut gehen.

Wieder musste der Aufbau mit der Waffe in der Hand geschehen - die Engländer als Mandatsmacht schauten zu, verboten den Juden die Bewaffnung und trainierten die arabischen Armeen der Nachbarländer. Vorzeitig beendeten die Engländer ihr Mandat. Mit dem Einziehen der britischen Flagge verkündete Ben Gurion die Gründung des Staates Israel - und am nächsten Tag fielen die hochgerüsteten arabischen Armeen der Nachbarstaaten ins Land ein.

Das war der erste der Verteidigungskriege die Israel zu bestehen hatte - es fällt schwer, das Überleben des jüdischen Volkes durch zwei Jahrtausende und den Bestand des Staates Israels über 60 Jahre nicht als Bewahrung Gottes zu sehen, der den Bund mit seinem Volk nie aufgekündigt hat. Und die Kirche des neuen Bundes hat allen Grund, kritisch, beschämt, schuldbewusst und bussbereit an ihrem 1976. Geburtstag ihren Brüdern und Schwestern des Alten Bundes zu begegnen.

Bitten wir den Heiligen Geist, dass er wieder Sprachgrenzen überwindet, wie damals beim ersten Pfingsten in Jerusalem.

Dr. Hans Frisch

mehr bei uns:
Sendebeiträge zu Pfingsten 2006

Das Kirchenjahr