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"Ich bin Christ"

gesendet am 18.04.2004 von Gerhard Marsing
 

Wer oder was ist ein Christ ?

Der Bergriff "Christ" taucht an allen möglichen Stellen immer wieder auf. Wir alle leben hier im so genannten christlichen Abendland. Das Gegenteil davon ist folglich das muslimische Morgenland. Die momentan wohl größte Volkspartei in unserem Lande hat in ihrem Namen das große "C" stehen, wohl auch aus gutem Grund, manchmal ist das aber auch sehr fragwürdig.

Es gibt weltweit vier bis fünf große christliche Kirchen und eine Unzahl von christlichfen Gemeinschaften. Und alle haben das Wesentliche gemeinsam, aber es gibt auch große Unterschiede.

Es wird viel geredet über Christen, aber wenn man nachfragt, ist das Wissen über diese Spezies Mensch doch recht dünn. Wer weiß schon genau, was ein Christ ist? Natürlich kennen wir das Christkind, den Christbaum und nicht nur wir Nürnberger den Christkindlesmarkt. Aus der Geschichte kennen wir den Begriff der Christenverfolgung und Christi Geburt als Beginn der neuen Zeitrechnung.

Und doch herrscht auf die Frage, wer oder was ist ein Christ, manchmal betretenes, manchmal aufgeklärt lächelndes Schweigen.

Und man hört die verschiedensten Antworten:

Christ ist, wer getauft ist. Christ ist, wer schön seine Kirchensteuer zahlt, wer mindestens ein paar mal im Jahr in die Kirche geht, wenigstens zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Wir sind alle Christen, schließlich leben wir im christlichen Abendland und sind ja keine Heiden, so wie Mohammedaner oder Buddhisten oder so.

Vielen ist das alles egal und manche sagen:

Christen, das sind Schwächlinge, die ihr Leben nicht alleine meistern können, die einen lieben Gott, einen guten alten Briefkastenonkel brauchen um einigermaßen zu recht zu kommen.

Die Liste von möglichen Antworten könnte noch beliebig fortgesetzt werden und die meisten Antworten sind irgendwo richtig und irgendwo falsch.

Wer ist also Christ, sind es alle, viele oder nur ein paar Auserwählte?

Wenn wir unsere mitteleuropäische Gesellschaftsform mit christlichen Inhalten verbinden, so sind wir wohl fast alle irgendwie christlich. Nehmen wir die Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen her, so sind es immer noch sehr viele, die sich Christen nennen.

Richten wir uns nach Maßstäben, die sich auf Inhalte der Bibel stützen, so wird die Zahl derer, die unter die Kategorie Christ fallen schon deutlich kleiner. Und nähmen wir die Aussagen von manchen Sekten oder Gruppen als Maßstab, so hätte kaum einer die Chance als Christ in den Himmel zu kommen.

So ergeben Ablehnung und Unwissenheit auf der einen Seite und die verschiedensten Erwartungen bis hin zu strengster Gesetzlichkeit auf der anderen Seite eine Situation, in der auf den ersten Blick es nicht möglich ist, ein klare, allgemeingültige und jedem verständliche Antwort auf diese Frage zu geben.

* * *

Nur - Was bin ich, wenn ich ein Christ bin?

Manchmal stelle ich mir diese Frage und habe nicht gleich eine umfassende Antwort parat. Was ist das schon, ein Christ zu sein? Bin ich dadurch etwas Besonderes? Ist es nicht egal, ob ich einer bin oder nicht? Möchte ich überhaupt immer Christ sein? Viele Leute um mich herum wollen mit Christsein und Gott nichts zu tun haben und sind doch auch recht tolle Typen.

Bin ich nur deshalb ein Christ, weil ich oft in die Kirche gehe oder kann ich nicht auch einfach nur an einen Gott glauben ohne gleich in einem seiner Vereine Mitglied zu sein? Ich selbst fühle mich in einem solchen christlichen Verein, in einer christlichen Gemeinde zuhause - nicht, weil da alles viel besser läuft als in irgend einem Sportverein oder Briefmarkenclub, sondern weil ich da mit Menschen zusammen bin, die auch an Gott glauben und weil ich da immer wieder erfahren kann, was Gott schon so alles getan hat und was er tut.

Als Christ kommen wir im Verein Kirche nicht nur zusammen um über Gott und die Welt zu reden, sondern es verbindet und etwas tolles, etwas großes: der Glaube an Gott und Jesus Christus. Und es gibt viele Dinge, wo man kräftig mit anpacken kann. Ich selbst arbeite gerne mit in der Gemeinde. Es gibt immer was zu tun. Und weil der Einzelne nicht alles machen kann, kann ich Gott darum bitten und darauf vertrauen, dass andere Christen da sind, die ebenfalls mitarbeiten.

Vieles von dem, was in einer christlichen Gemeinde getan wird, gibt es natürlich auch in anderen Gruppen - ohne Christsein, ohne fromme Formeln und ohne den Gott, den ich als meinen Vater bezeichne. Und gerade hier taucht immer wieder die Frage auf: Ist dann mein Christsein und meine Gemeinde überhaupt noch etwas Besonderes? Für mich schon!

Ich kann das, was mich belastet und was mich freut mit anderen teilen, und wenn ich manches keinem Menschen sagen möchte - Gott hört mir zu!

Ich kann auch auf den anderen zugehen und ganz offen mit ihm reden. Wenn mir an ihm mal was nicht passt, kann ich es sagen, natürlich auch, wenn ich etwas toll finde. Und, ob ich es richtig anfange oder nicht, ich weiß, dass Gott mit dabei ist.

Wenn es zum Beispiel auch in meiner Gemeinde Leute gibt, die sich lieber von Gott und anderen Menschen bedienen lassen, als selbst mal kräftig anzupacken, muss ich mich nicht darüber ärgern, auch wenn ich das manchmal tue. Aber ich weiß, Gott steht hinter mir und meinen Aufgaben und er steht auch hinter dem anderen und kann ihm zeigen, worauf es ankommt.

Wenn ich mir so überlege, was ich schaffen kann und schaffen könnte, bleibt doch noch vieles auf der Strecke und mit Fragezeichen versehen. Trotzdem, oder gerade deshalb will ich mit Gott leben und Christ sein.

Damit bin ich bestimmt kein Stück besser als irgendjemand anderes - aber ich bin oft besser dran, weil ich nie alleine bin. Ich kann nur jedem wünschen, diese Erfahrung zu machen, und ich weiß, dass dies wirklich für jeden möglich ist.

Gerhard Marsing, Radio AREF