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KW 19 / 2023

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1933: Hitler wird zum Reichskanzler ernannt 

Tag des Buches

Vor 90 Jahren: Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin

10.05.1933: Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin (seit 1947 Bebelplatz)
Foto: wikipedia.de/Bundesarchiv unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany

Flugblatt Wider den undeutschen Geist der Nazis vom 12. April 1933:
„1. Sprache und Schrifttum wurzeln im Volke. Das deutsche Volk trägt die Verantwortung dafür, daß seine Sprache und sein Schrifttum reiner und unverfälschter Ausdruck seines Volkstums sind. 2. Es klafft heute ein Widerspruch zwischen Schrifttum und deutschem Volkstum. Dieser Zustand ist eine Schmach ...“

10.05.1933: In Berlin ziehen Studenten in einem Fackelzug von der Universität durch Berlin-Mitte zu einer Kundgebung auf dem Opernplatz (seit 1947 Bebelplatz). Dort verkündet ein nationalsozialistischer Studentenführer: „Wir haben unser Handeln gegen den undeutschen Geist gewendet. Ich übergebe alles Undeutsche dem Feuer!“

Von Lastwagen werden über 20.000 Bücher von Autoren wie Bertold Brecht, Heinrich Heine, Erich Kästner, Karl Marx und Stefan Zweig, aber auch von Wissenschaftlern wie Albert Einstein und Sigmund Freud unter großem Gejohle der Studenten und des Publikums ins Feuer geworfen.

* * *

Diese Bücherverbrennung 3 Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler war nur der Anfang, Bücher von jüdischen und politisch unliebsamen Autoren vom Buchmarkt und aus Bibliotheken zu entfernen. Wenige Tage später veröffentlichte das „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“ die „schwarzen Listen“ und wies Buchhandlungen an, die gelisteten Bücher nicht mehr zu vertreiben. Viele Autoren gingen ins Exil und manche kamen ums Leben.

Die Bibel stand 1933 nicht auf der schwarzen Liste, aber 11 evangelische Landeskirchen gründeten das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. In diesem Sinne wurde die Bibel umgeschrieben: Jesus wurde zum Arier gemacht, das Alte Testament ließ man weg, ebenso die Teile des Neuen Testaments, die nicht zur Lehre vom „arischen Christentum“ passten.

Heute entfernen Verlage auf massiven öffentlichen Druck von selbsternannten „Antifaschisten“ Wörter, die jemand als diskriminierend empfinden könnte - insbesondere aus alten Büchern. Ein Buch öffnet ein Fenster in die Zeit, in der es geschrieben wurde oder in der es spielt. Wer sich das nicht durch überzogene politische Korrektheit zerstören lassen will, der sollte z.B. die alten Kinder- und Jugendbuch-Ausgaben von Astrid Lindgren bis Otfried Preußler und von Charles Dickens bis Mark Twain in diesem „Kulturkampf“ gut festhalten.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller
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In der DDR wurde der 10. Mai als „Tag des freien Buches“ begangen, in der Bundesrepublik wurde er erst 1983 als „Tag des Buches“ eingeführt.

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