Neusprech und Gutdenk

Vor 65 Jahren: George Orwells Roman "1984" kommt auf den Markt

Roman 1984 von George Orwell, Erstausgabe im Schutzumschlag im Verlag Secker & Warburg, London 1949 Quelle: wikipedia.de

08.06.1949: In England kommt der Roman "1984" auf den Markt. George Orwell beschreibt darin einen totalitären Überwachungsstaat "Ozeanien" im Jahre 1984:

Über nicht abschaltbare und in beiden Richtungen funktionierende Fernseher wird das Volk ständig mit Propaganda versorgt und gleichzeitig überwacht. Hauptfigur Winston Smith arbeitet im "Ministerium für Wahrheit" daran, das Geschichtswissens an die Parteidoktrin anzupassen. Weil er versucht, seine Privatsphäre zu schützen, gerät er immer mehr in Konflikt mit dem Staat.

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Bis heute wird Orwells Roman immer dann zitiert, wenn es darum geht, vor staatlicher Überwachung zu warnen. Auf der anderen Seite ist "Big Brother is watching you" zur spaßigen Redewendung geworden, und wir verzichten zunehmend auf unser Grundrecht auf Privatsphäre (Art.10 u. 13GG): Wir geben Informationen über das Internet preis oder hinterlassen mit unserem Mobiltelefon eine Datenspur.

Orwells Roman hat aber auch noch eine andere Seite: Ozeanien arbeitet an einer neuen Sprache "Neusprech", um die Gedankenvielfalt einzuschränken. Dazu reinigt es die Sprache von "schädlichen" Begriffen und erfindet neue.

Die Wochenzeitung DIE ZEIT griff diesen Gedanken 2010 unter dem Titel "Neusprech und Gutdenk" auf und hinterfragte die sogenannte "politisch korrekte" Sprache.

In der Tat gibt es immer mehr Themen, zu denen es nur noch eine politisch korrekte Meinung gibt, z.B. Kernenergie. Und es gibt neue, unscharfe Begriffe wie z.B. Geschlechtervielfalt. Will man mir damit sagen, dass es neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht weitere gibt?

Und deshalb würde Orwell uns wohl heute fragen:
Seid ihr nach der Nazi-Diktatur noch auf dem Weg der Freiheit oder zerstört ihr sie schon wieder?

Uwe Schütz