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Gebürtiger Nürnberger in Texas hingerichtet

Troy Kunkle ist in den USA wegen Raubmord hingerichtet worden

Troy Albert Kunkle
* 27.05.1966 in Nürnberg
† 25.01.2005 in

Troy Albert Kunkle, geboren am 27. Mai 1966 in Nürnberg, ist trotz vieler Gnadengesuche nach über 20 Jahren in der vergangenen Nacht um 3.12 Uhr (MEZ) im Alter von 38 Jahren wegen Mordes hingerichtet worden. Die Hinrichtung des deutschstämmigen Mannes mit US-Staatsbürgerschaft war zuvor insgesamt fünfmal verschoben worden.

Die Tat

Zusammen mit vier Freunden war Kunkle den Gerichtsakten zufolge am 11. August 1984 nach dem Konsum von Bier und Drogen von San Antonio aus an den Strand von Corpus Christi gefahren. Dort traf die Gruppe auf den 31-jährigen Stephen Horton. Sie boten ihm an, ihn ein Stück im Auto mitzunehmen. Nachdem er eingestiegen war, wurde er von Kunkle nach Aussage von Zeugen mit einer Pistole erschossen. Die fünf Männer warfen die Leiche des Opfers aus dem Fahrzeug und nahmen seinen Geldbeutel mit 13 Dollar an sich.

Der Prozess

Nach der Verhaftung aller Beteiligten in San Antonio wurde Troy Kunkle wegen Raubmordes zum Tode verurteilt. Die Anwälte Kunkles hatten vergeblich geltend gemacht, dass ihr Mandant in einer schwierigen Umgebung groß geworden sei. Kunkles Vater war als US-Soldat in Nürnberg stationiert; seine Eltern litten beide an Depressionen und waren deswegen in Behandlung. Drei seiner Freunde erhielten Gefängnisstrafen bis zu 30 Jahren.

Die Reue kam erst später

Kunkle war zur Tatzeit 18 Jahre alt und Student, als er dem Anhalter in den Hinterkopf schoss. Von der texanischen Presse wurde er damals mit den Worten zitiert: "Mord ist etwas Wunderschönes". Kunkle hatte nach Angaben der Gefängnisakten außerdem unmittelbar nach der Tat den Refrain aus dem Song "no remorse" (keine Reue) der Heavy-Metal-Band Metallica gesungen: "Another day, another death, another sorrow, another breath“

Der Häftling mit der Nummer 784 bereute erst später nach eigenen Worten den Mord zutiefst. Er habe sich im Gefängnis gewandelt und sei ein neuer Mensch geworden, sagte er texanischen Medien.

Gnadengesuche - auch von Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Maly

Die Verteidigung hatte bis zuletzt argumentiert, dass die Jury strafmildernde Umstände wie den Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Geisteskrankheit innerhalb der Familie nicht genügend gewürdigt habe. Am Dienstag hatte der Oberste Gerichtshof der USA ein letztes Gnadengesuch abgelehnt.

Sogar Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly hatte sich in einem Schreiben an Gouverneur Rick Perry dafür eingesetzt, die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe umzuwandeln. Darin nannte der SPD-Politiker die Todesstrafe eine grausame und unmenschliche Praxis.

Die meisten Hinrichtungen finden in Texas statt

Nachdem bei Kunkles 6. Hinrichtungstermin der US Supreme Court noch einmal über den Fall beraten hatte, wurde Kunkle um 2 Stunden nach dem geplanten Termin um 20:12 Uhr Ortszeit (3.12 Uhr MEZ) im Staatsgefängnis von Huntsville, Texas, mit der Giftspritze hingerichtet. Das Oberste Gericht hatte mit 5 : 4 Richterstimmen einen weiteren Aufschub abgelehnt.

Kunkles letzte Worte richteten sich an Angehörigen seines Opfers: "Ich möchte Euch um Vergebung bitten. Ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir leid, was ich getan habe. Alles was ich tun kann ist Euch um Vergebung zu bitten. Ich liebe Euch und ich werde Euch alle im Himmel wiedersehen. Gelobt sei Jesus."

Troy Albert Kunkle ist trotz aller Gnadengesuche im US-Bundesstaat Texas durch Giftspritze hingerichtet worden. Das Urteil sei um 3.12 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit einer Giftspritze vollstreckt worden, sagte ein Justizsprecher.

Troy Kunkle ist bereits der zweite Häftling, der in diesem Jahr in Texas hingerichtet wurde. In der Strafanstalt von Huntsville warten nach Angaben der Justizbehörden 446 (!) weitere Häftlinge auf die Vollstreckung der Todesstrafe. Das "Texas Department of Criminal Justice" veröffentlicht ihre Namen und Daten im Internet unter www.tdcj.state.tx.us/stat/offendersondrow.htm

In Texas werden im Vergleich zu den anderen US-Staaten die meisten Todesstrafen ausgeführt.

Giftspritze - nur 86 $

Mit der Giftspritze bekommt der Todeskandidat nach Angaben der Justizbehörden einen Giftcoktail mit drei verschiedene Substanzen injiziert. Eine Substanz ist das muskellähmende Mittel Pavulon. Kritiker vermuten, dass es dazu führe, dass mögliches Leiden während des Hinrichtungsprozesses dadurch unsichtbar bliebe. Der Tod tritt dabei in der Regel nach sieben Minuten ein. Kosten des Giftcocktails: 86 US-Dollar.

ai-Protestaktion vor der Nürnberger Lorenzkirche

Am Abend vor der Hinrichtung von Troy Kunkle, am 25.01.05, fand um 18.00 Uhr vor der Lorenzkirche eine Protestaktion und ein anschließender Mahnzug durch die Nürnberger Innenstadt statt, zu dem amnesty international und das Nürnberger Ev. Forum für den Frieden aufgerufen hatte. Mit einem ca. 50 m langen Transparent, dass die Namen der bisher in den USA hingerichteten Menschen trug, bewegte sich der Zug von der Lorenzkirche zum Weißen Turm über die Breite Gasse zurück zur Lorenzkirche.

amnesty international ist vorbehaltlos gegen die Todesstrafe, weil sie "eine extrem grausame, unmenschliche und entwürdigende Strafe und eine Verletzung des Rechts auf Leben darstellt, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert ist".

Traueranzeigen zur Hinrichtung von Troy Kunkle - unter anderem von der Freundin von Troy Kunkle - auf der Homepage der "Initiative gegen die Todesstrafe e.V." - German Coalition to Abolish the Death Penalty (GCADP) unter : www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/aktuell.html

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Autor: Uwe Schütz, 26.01.2005