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Im Bibelflash:

Psalm 94

gesendet am 1. Mai 2016 von Heiko Müller
 

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1:30s, mp3, 706 KB

 

Ja, die Psalmen, uralte Lieder und Gebete von meist verzweifelten Menschen. Der Dichter von Psalm 94 ist betrogen worden, fertig gemacht und beleidigt von seinen Widersachern. Und er schimpft und ruft nach Vergeltung und Genugtuung und fordert Gott heraus, doch endlich gegen seine Feinde vorzugehen. Wenn ich das so lese, denke ich, der hat wirklich jeden Respekt verloren, weiß er denn nicht, mit wem er spricht? - Das ist dem Beter egal. Er zeigt mir: Ich muss mich nicht verstellen vor Gott, ich kann jederzeit mit meiner Klage kommen und auch unmögliche Dinge fordern, ohne dass mich gleich ein Blitz trifft.

Und nachdem der ganze Ärger dann raus ist, da erinnert sich plötzlich der Dichter daran, dass er ja nicht zum ersten Mal in so einer Situation ist. Ihm fällt ein, dass er schon Erfahrungen mit seinem Gott gesammelt hat:

„Doch immer wenn ich dachte:
‚Jetzt gerate ich ins Stolpern!‘, dann stützte mich, Herr, deine Gnade.
Als viele Sorgen mich quälten, erfüllte dein Trost mein Herz mit Freude.“

aus Psalm 94, 18-19

Und schon kippt die Stimmung des Psalmisten um von Wut und Verzweiflung in Zuversicht, denn er weiß, dass er mit Gott auch dieses Mal wieder aus seiner Lebenskrise herauskommt. - Das zeigt, es ist damals wie heute kein Automatismus, dass mir nie etwas widerfährt, wenn ich nur - am besten noch richtig - glaube. Und auch ich darf heute noch alles rauslassen vor Gott und ich darf mich an Zeiten erinnern, wo er mir schon einmal durchgeholfen hat. In dieser Gewissheit kann ich jetzt schon danke sagen - auch wenn meine Geduld das gerade gar nicht zulassen will.

Heiko Müller