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Adrian Plass
"Das Wiedersehen" in Nürnberg
gesendet am 29.12.2002 von Heiko Müller
 

Adrian Plass anlässlich seiner Buchvorstellung "Das Wiedersehen" in Nürnberg

Adrian Plass:
Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam zur Veröffentlichung meines Buches, da hat mir jeder in England und Deutschland gesagt: Das funktioniert nicht. Die Deutschen haben keinen Sinn für Humor. Und deutsche Christen erst recht nicht. - Und ich wollte zeigen, dass das nicht wahr ist. Deutsche haben einen tollen Sinn für Humor. Man muss bloß dafür sorgen, dass sie ihn ausüben.

Abmoderation:
Er hat es geschafft. Die Deutschen lachen über Adrian Plass. Auf seiner Tour vor Weihnachten war er in Nürnberg zu Gast. Und auch im Fernsehen auf Bibel-TV und NBC konnte man ihn sehen.
Wie er sein Leben meistert, was er uns mitzugeben hat und über sein neues Buch "Das Wiedersehen" erfahrt ihr alles hier auf Radio AREF in den Lichtblicken.

* * *

Moderation:
Adrian Plass und sein neues Buch: "Das Wiedersehen" - heute in den Lichtblicken hier auf Radio AREF.
"Dieses Buch ist mit meiner ganzen Liebe Kate gewidmet." - Schreibt er vorne.
Wie kommt es zu dieser Widmung für das jüngste seiner 4 Kinder, und was hat er mit dem Buch vorgehabt?

Adrian Plass:
Na, ich liebe sie halt und hatte ihr noch nie etwas gewidmet. Wisst ihr, sie ist 15, und mit einem Mal hat sie ihren ersten Freund. Sie wird erwachsen. Mit dem Buch wollte ich zuerst einmal eine Geschichte erzählen. Ich wollte herausfinden, was passiert, wenn sich Christen aus derselben Jugendgruppe 20 Jahre später wiedersehen. Ich habe übrigens selber mal vor 2 Jahren in diesem meistspukenden Haus Englands übernachtet. Und ich dachte, gut, was wird denn passieren, wenn man diese Leute in das sogenannte Spukhaus bringt und sie sich durchkämpfen lässt, wer sie sind und was mit ihnen geschehen ist und solche Dinge.
So war das. Ich vermute, es ist eine Art Aufruf, zu den Leuten zu sagen: Sei, wer du bist, nicht, wer du sein sollst. Finde heraus, wer du bist, lass es die Leute wissen, sei verwundbar. Versucht untereinander offen zu sein.


Moderation:
Nicht nur in seinen Büchern, auch auf der Bühne ist Adrian Plass ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine Pausen, seine Mimik und sein sonores Seufzen lassen das Publikum laut lachend teilhaben an den kleinen Missverständnissen und Peinlichkeiten innerhalb der Familie und nach außen. Immer wieder stellt er auf humorvolle Art dar, wie er daran scheitert, ein vorbildlicher Christ zu sein. Gerade dann, wenn er sich besonders bemüht.
Wie schwierig war es für ihn eigentlich, seine eigenen Kinder im Glauben zu erziehen?

Adrian Plass:
Ho, sehr schwierig. Sie sind doch jetzt mehr oder weniger erwachsen. Sie sind erwachsen, meine Tochter ist 15, sie ist die Jüngste. Die anderen sind schon von zu Hause raus. Es war nicht leicht. Ich habe ja damals mit dem Schreiben angefangen, als ich krank war.
Und die Kirche hat mich in dieser Zeit der Krankheit gar nicht unterstützt, und auch heute noch sind diese mentalen, seelischen Krankheiten nicht sehr populär in den Kirchen, weil du doch stark und gesund sein musst. - Also das war eine schwere Zeit für meine Kinder. Sie sahen mich krank und sahen, dass die Leute in der Kirche kein Verständnis dafür hatten. Nicht alle, aber viele. Und sie waren nicht so hilfreich, wie sie vielleicht hätten sein sollen. Da mussten meine Kinder irgendwie durch. Aber sie wissen, was ich denke und glaube. Und ich habe nie versucht, sie zu zwingen irgendetwas zu sein oder zu tun.
Ich weiß auch nicht, ich habe mich immer gescheut, irgendjemandem Ratschläge zu geben, wie man mit Kindern umgehen soll. Ich habe 4 Kinder, und jedes ist ganz anders. Also kann ich auch nicht beantworten, wie man's machen soll.


Moderation:
Es gibt einfache und schwierige Fragen im Leben, auch für Autoren wie Adrian Plass. In seinen Büchern beschreibt er augenzwinkernd seinen täglichen Kampf als Christ unter Gleichen und in der Welt. Was ist denn für ihn Glaube?

Adrian Plass:
O, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht mehr, ich denke, dass ich's mal gewusst habe, aber ich weiß nicht, was das ist, ehrlich. Also jetzt vermute ich, dass es so ein
bisschen ist, wie durch eine Einkaufszone zu gehen. Mit deinem Vater, wenn du klein bist. Und du hälst seine Hand und fühlst dich irgendwie sicher. Du weißt zwar nicht, wo du hingehst, du weißt auch nicht, warum du dort bist, aber dir geht es gut dabei. Und alles, was du wirklich wissen musst, ist, dass du geborgen bist und dass er dich liebt.
Der Rest ist meistens überflüssig, denke ich. Ehrlich, wir versuchen, das alles immer so wichtig klingen zu lassen. Aber im Grunde dreht sich alles, was wir darüber wissen, um diese Beziehung. Und das ist das Wichtigste.

Anmoderation:
Adrian Plass schildert in seinen Erzählungen viel von seinen Leben als Christ. Ständig kämpft auch er mit dem Gehorsam Gott gegenüber. Aber auch wenn alles nicht immer so geradlinig und einfach verläuft, weiß er um seine Geborgenheit von oben. Und er weiß auch, dass er anderen etwas davon erzählen muss. Oft gerade Leuten, mit denen er Probleme hat.
Was rät er uns aus seinen Erfahrungen in dieser Situation?

Adrian Plass:
Nun, ganz klar Gebet. Ich meine, du musst jemanden nicht erst mögen, um ihn in Gottes Königreich hineinzubeten oder? Du musst nicht erst vorgeben, ihn zu lieben oder zu mögen. Zum Gehorsam gehört es nicht, dass man etwas vorspielt. Ich meine, wenn du Menschen kennst, die dich ständig necken und verspotten - das sind genau die Personen, von denen Jesus gesagt hat, dass wir für sie beten sollen. Wenn du denkst, dass jemand dein Feind ist, dann ist das die Person, für die du bitten sollst. Und dann suchst du nach Gelegenheiten, ihnen näher zu kommen. Trotz der Tatsache, dass sich in dir vielleicht alles dagegen sträubt.
Mein Ziel ist es, das zu tun, was Gott mir aufgetragen hat, und sie zu lieben. Das klingt so durchpaukbar, aber es ist sehr schwierig. Auf der anderen Seite ist es so, dass Jesus nie wie die modernen Evangelisten gesprochen hat. Er hat nie gesagt: Komm nur, komm nur her. Er war viel kompromissloser. Er sagte: Wenn du nicht bereit bist, den Preis zu bezahlen, dann komm erst gar nicht. Mach es doch wie ein Bauherr. Setze dich hin und arbeite es aus.
Kalkuliere die Kosten. Wenn du es nicht bezahlen willst, dann komme auch nicht. Wenn du mir nicht gerne folgst, dann folgst du nur halbherzig. Das sagt Jesus anscheinend.

Moderation:
Wenn er mal zu Hause ist in England, dann geht er in seine geliebte Anglikanische Kirche. Dort in der Heimatgemeinde sind die Aufgaben noch nach dem Rotationsprinzip verteilt. Und so kommt jeder einmal dran mit Begrüßungsdienst, Kaffee kochen oder ein Gebet sprechen.
Auf seinen Reisen hat er eine ganze Menge Gemeinden weltweit kennengelernt. Wenn es irgendetwas gibt, wo die Kirche noch Nachholbedarf hat, was wäre das?

Adrian Plass:
Es ist, einander zu lieben und zu gehorchen. Das sind die Dinge, die bleiben. Ich reise viel und gehe in Gemeinden und sehe den Konflikt zwischen - ja, allein schon innerhalb einer Gruppe, zwischen zwei Gruppen. Und ich sehe auch nicht viel Hingabe zu Gott, die von ganzem Herzen käme. Ich sag mal ein Beispiel:
Letztes Jahr im Dezember habe ich das Alkoholtrinken aufgegeben. Für ein Jahr. - Ich freue mich schon, wieder anzufangen. Aber ich gab es auf, weil ich glaubte, dass Gott das für diese Zeit von mir haben will. Versuche das mal den Leuten zu erklären. Sehr schwierig, weil sie gleich sagen: Glaubst du, das Trinken sei verkehrt? - Und ich sage dann: Nein, ich habe kein Problem mit dem Trinken, es ist schön. - Und sie sagen: Warum hast du es dann aufgegeben? - Und ich antworte: Weil ich denke, dass Gott das von mir wollte. - Und sie schauen mich an, als ob ich verrückt wäre.
Dabei steht doch im Mittelpunkt unseres Glaubens - wenn du mal das Evangelium liest, da sagt Jesus: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr mir gehorchen. Ich denke, dass wir das ein bisschen aus den Augen verloren haben.

Heiko Müller, AREF