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Christen in Pakistan: Benachteiligt, verfolgt, vertrieben

Apell von Open Doors, die pakistanischen Glaubensgeschwister nicht zu vergessen

16.06.2010: Kaum ein Monat vergeht, in dem radikale Muslime nicht gegen die christliche Minderheit in Pakistan vorgehen. Auch in den vergangenen Wochen wurden wieder Christen misshandelt, willkürlich der Blasphemie beschuldigt oder aus ihren Dörfern vertrieben.

Das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors appelliert an die Christen weltweit, die pakistanischen Glaubensgeschwister nicht zu vergessen und für sie zu beten. Gleichzeitig fordert es die Bundesregierung auf, sich im Europäischen Rat dafür einzusetzen, dass die Religionsfreiheit in Pakistan tatsächlich und nicht nur auf dem Papier gewährt wird.

"Pakistan hat auf dem 2. EU–Pakistan–Gipfel am 4. Juni 2010 in Brüssel selbst um Unterstützung für die Entwicklung der Menschenrechte gebeten. Nun haben Bundesregierung und die europäischen Organe einen geeigneten Anknüpfungspunkt. Diese Möglichkeit sollten sie nutzen", so Dr. Daniel Ottenberg, Leiter des Referats für Menschenrechte bei Open Doors Deutschland (Kelkheim).

Blasphemiegesetze dienen häufig als Vorwand, um Christen willkürlich zu schikanieren

Das muslimisch geprägte Land zählt mit Platz 14 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors zu den Staaten, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Besonders die landesweit geltenden Blasphemiegesetze dienen häufig als Vorwand, um sie willkürlich zu schikanieren. Viele sind aufgrund der Gesetze schon unschuldig in Haft gekommen oder getötet worden.

Open Doors begrüßt zudem den interfraktionellen Entschließungsantrag des Europäischen Parlaments vom 19. Mai 2010 zur Situation verfolgter religiöser Minderheiten in Pakistan, insbesondere der Christen. Der Antrag fordert die europäischen Organe (u.a. EU-Kommission, EU-Rat) auf, tätig zu werden. Lobenswert sei, so Dr. Ottenberg, dass der Antrag ausdrücklich die Überprüfung der Blasphemie-Gesetze fordert.

Nachfolgend eine Reihe von Meldungen über Übergriffe auf Christen in den vergangenen Wochen

Pakistan: Christin des Diebstahls bezichtigt

(SARGODHA) – In Pakistan ist eine Christin nur knapp einer Vergewaltigung entkommen. Wie der Informationsdienst Compass Direct berichtete, hatte Anfang Mai eine muslimische Büroangestellte die 38-jährige Razia Rajji Bibi beschuldigt, umgerechnet 100 Euro gestohlen zu haben. Die Christin arbeitete als Putzfrau im Mädcheninternat der Universität von Sargodha (Provinz Punjab). Die Internatsleiterin rief daraufhin die Polizei. Beim mehrstündigen Verhör schlugen Beamtinnen mit Bambusstöcken auf die Christin ein. Diese beteuerte vehement ihre Unschuld. Daraufhin wies die Internatsleiterin zwei Wachmänner an, Razia Rajji Bibi zu vergewaltigen. Ihr herbeigeeilter Ehemann konnte sie rechtzeitig aus der Hand der Männer befreien. Er lieh sich Geld und kam für den angeblich gestohlenen Geldbetrag auf. Rajji wurde entlassen. "Ich bin eine Christin, und sie wollten lieber eine muslimische Festangestellte haben", vermutet sie das Motiv des Vorfalles. Das Ehepaar aus dem Dorf Nr. 47-NB hat eine achtjährige Tochter und zwei Söhne (9 und 5 Jahre).

Pakistan: Angriff auf Christen

(SAHIWAL) – Bei Bauarbeiten an einer Kirche sind am 5. Juni im Süden der Provinz Punjab mehrere Christen von extremistischen Muslimen angegriffen worden. Mit Stöcken bewaffnet ging ein Mob in der Ortschaft Nr. 185/9-L von Cheechawatni (Bezirk Sahiwal) auf die Arbeiter los. Dabei wurden mehrere Christen verletzt. Weil sich die Angegriffenen zur Wehr gesetzt hatten, nötigten die Angreifer die Polizei, gegen die Christen zu ermitteln – so die Gesamtpakistanische Minderheitenallianz (APMA). Nach Aussage eines einheimischen Pastors hatte die Regierung den Christen das Grundstück für den Bau einer Kirche gegeben. Zudem habe eine amtliche Baugenehmigung vorgelegen. Von den ca. 550 Familien des Dorfes sind nur etwa 25 christlich. (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Pakistan: 250 Familien aus Heimatdorf ausgewiesen

(KHANEWAL) - 250 christliche Familien sind aus einem überwiegend muslimischen Dorf im Bezirk Khanewal in der Provinz Punjab vertrieben worden. Das Oberhaupt der Ortschaft Katcha Koh hatte Anfang Juni die Ausweisung angeordnet, nachdem sich Christen gegen sexuelle Übergriffe muslimischer Bewohner auf Mädchen und Frauen zur Wehr gesetzt hatten. Die meisten christlichen Männer arbeiten als Tagelöhner auf den Feldern muslimischer Landbesitzer, christliche Frauen und Mädchen sind oft als Hausangestellte tätig. Immer wieder kommt es vor, dass die Arbeitgeber ihre Machtstellung missbrauchen, so ein Informant gegenüber dem Informationsdienst Compass Direct. So würden Christinnen häufig sexuell belästigt und ausgebeutet. Vier ortsansässige Christen hatten sich über den andauernden Missbrauch beschwert. Daraufhin kam es zur Ausweisung der Familien. Die Ortschaft wurde 1950 von Christen besiedelt. Durch den verstärkten Zuzug von Muslimen sind die 6.000 Christen in Katcha Koh heute nur noch eine Minderheit. Im Ort gibt es weder eine Kirche noch einen christlichen Friedhof. Gottesdienste finden in einem Privathaus statt. Aus Sorge, aufgrund der berüchtigten "Blasphemie"-Gesetze Pakistans selbst von der Polizei belangt zu werden, haben die ausgewiesenen Familien auf eine Anzeige verzichtet. (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Pakistan: Mitschülerin vergewaltigt

(LAHORE) - Zwei junge Muslime haben in Pakistan eine christliche Mitschülerin vergewaltigt. DNA-Analysen überführten die beiden 17-jährigen Männer, die die Schändung der 14-Jährigen leugneten. Zu der Tat kam es am 6. Mai in einer Wohnsiedlung von Lahore (Provinz Punjab). Das Mädchen wurde entführt, betäubt und anschließend vergewaltigt. Nach der Tat ließen die Männer ihr Opfer bewusstlos am Straßenrand in der Nähe der gemeinsamen Schule zurück. Die beiden wurden am 26. Mai verhaftet. (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Pakistan: Christin entführt und gefoltert

(RAWALPINDI) - Eine in Pakistan über Wochen gefangen gehaltene Christin konnte ihren Entführern Ende Mai entkommen. Die 33-jährige Sania James wurde am 5. April von mehreren bewaffneten Männern aus ihrem Elternhaus in der Ortschaft Rawat verschleppt. Nach Angaben von Nachbarn sollen die Angreifer die Rückzahlung eines Dar-lehens von James‘ Vater, James Ayub, gefordert haben. Andernfalls werde er seine Tochter nicht wiedersehen. Wie Sania James dem Informationsdienst Compass Direct berichtete, brachte man sie zum Arbeitgeber ihres Vaters, dem Muslim Shahbaz Ali. Dort habe man sie zwingen wollen, Ali zu heiraten und zum Islam überzutreten. James weigerte sich und wurde in den Tagen ihrer Gefangenschaft wiederholt gefoltert. Auf Einzelheiten wollte sie nicht eingehen.

Die Nachbarn der Familie und Augenzeugen der Entführung sollen von Shahbaz Ali eingeschüchtert worden sein. Ein Nachbar sagte Compass Direct: "Wir sind von ihm bedroht worden: Wenn jemand den Christen helfe, müsse er mit schlimmen Folgen rechnen. Jeder von uns hatte Angst." 20 Jahre lang war James Ayub auf dem Hof von Shahbaz Ali als Landarbeiter angestellt gewesen. Das Geld hatte er sich für die Ausrichtung der Hochzeit seiner ältesten Tochter von Ali geliehen. Der Zinssatz von ursprünglich 15 Prozent sei nachträglich von Ali verdoppelt worden. Im Februar wurde James Ayub zur Rückzahlung des Darlehens binnen zwei Monaten aufgefordert, andernfalls werde seine Familie angegriffen. Tatsächlich wurde er entlassen und seine Tochter entführt. Menschenrechtsaktivisten beobachten besorgt, dass in Pakistan nach Streitigkeiten immer wieder christliche Frauen und Mädchen verschleppt werden. (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Pakistan: Ehepaare nach Todesdrohungen von Islamisten untergetaucht

(KARACHI) - Zwei christliche Ehepaare aus der pakistanischen Stadt Gulshan-e-Iqbal/Karachi mussten Ende Mai untertauchen, weil ihnen Islamisten nach dem Leben trachten. Zuvor hatten Atiq Joseph und Qaiser William gemeinsam mit ihren Ehefrauen die Polizei aufgesucht und dort um Polizeischutz gebeten. Islamisten werfen ihnen die Schändung des Korans vor. Nach der Entrümplung ihres neuen Hauses in einem überwiegend von Christen bewohnten Viertel hatten 20 Muslime den Abfall der Ehepaare durchstöbert. Dabei waren sie angeblich auf weggeworfene Seiten aus dem Koran und den Hadithen (Worte und Taten des Propheten Mohammed) gestoßen. Daraufhin durchsuchten die Frauen selbst noch einmal den Abfall, fanden jedoch keine Blätter aus den islamischen Schriften, wie der Informationsdienst Compass Direct von einem Augenzeugen erfuhr. Die Christen gingen zur Polizei, doch die Beamten reagierten wütend, beleidigten die Christen und hätten geplant, sie nach den berüchtigten "Blasphe-mie"-Gesetzen anzuklagen, berichtet Compass Direct. Auf dem Nachhausweg von der Polizei wurden die Christen gewarnt, dass zehn mit Pistolen und Gewehren bewaffnete Islamisten vor ihrem Haus stünden, um sie zu töten. (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Pakistan: Islamisten schüchtern Vater von Vergewaltigungsopfer ein

(GUJRANWALA) - Nach Todesdrohungen von radikalen Muslimen hat in Pakistan ein Christ die Anzeige wegen der Vergewaltigung seiner 12-jährigen Tochter zurückgezogen. Zafar Masih ist inzwischen mit seiner Familie aus der überwiegend von Muslimen bewohnten Stadt Nai Abadi Tatlay Aali geflüchtet. Masihs Tochter arbeitete als Hausmädchen bei dem 28-jährigen Geschäftsmann Ali Ahmed. Nach Aussagen des Mäd-chens habe Ahmed sie am 12. Mai geschlagen und vergewaltigt. "Er packte meine Haare und verlangte von mir, mit ihm zu schlafen", sagte sie dem Informationsdienst Compass Direct. "Ich weigerte mich, und das machte ihn wütend." Zur Tatzeit sei niemand anderes im Haus gewesen. Ali Ahmed drohte dem Mädchen "schlimme Folgen und die Ermordung der ganzen Familie" an, falls sie jemandem von der Vergewaltigung erzählen würde.

Polizei übt Druck auf Vater aus

Ihr Vater ging umgehend zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Der Dienststellenleiter, Inspektor Iqbal Ojjhra, übte jedoch Druck auf ihn aus, die Anschuldigungen zurückzunehmen. Ein einflussreicher Lokalpolitiker sowie der angesehene Landbesitzer des Ortes, Imtiyaz Kharral, hätten zudem gedroht, den Christen zu verstümmeln oder zu töten, so Compass Direct. Inspektor Ojjhra wies auf Nachfrage von Compass Direct alle Vorwürfe zurück. Er habe die Anzeige lediglich abgelehnt, um dem Ansehen des Mädchens nicht zu schaden. Deshalb habe er empfohlen, den Konflikt bei einer öffentlichen Versammlung ("Punchayat") beizulegen. An dem Treffen im Haus von Imtiyaz Kharral nahmen am 13. Mai die Familie des Opfers, Arif Masih, der Vertreter der Christen des Ortes und weitere christliche Familien sowie der Polizeiinspektor, örtliche Muslime und mehrere Polizisten teil. Dem Vater des Mädchens und auch Arif Masih wurde es nicht gestattet, sich zu äußern bzw. Forderungen vorzutragen. Masih wurden lediglich zwei Möglichkeiten genannt: Er könne den Vergewaltigungsvorwurf fallen lassen oder er und alle anderen Familien der Gegend könnten "woanders hinziehen". (Quelle: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors)

Quelle für alle Meldungen: Compass Direct/Bearbeitung Open Doors

 

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